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Neulich im Stadtrat

Neulich im Stadtrat

Kein Geld, keine Zeit, kein Plan, keine Ideen. Eine verhängnisvolle Kette.

Neulich im Stadtrat. Ein Stadtrat habe eine anonyme Wurfpost in seinem Briefkasten gehabt. Inhalt: ein internes Papier der Stadtverwaltung mit Sparideen für die Haushaltskonsolidierung. Eine heiße Debatte, ein Zeitungsbericht, eine Stellungnahme der Verwaltung wie es denn sein könne, dass interne Papiere so an die Öffentlichkeit käme. Was heiß diskutiert wurde, war auch für uns leichtes Spiel. Also lasen wir darin. Und was lasen wir dort? Marginalien auf 10 Seiten, die zwar nötig sind jedoch keinen Haushalt retten. Ein Witz darüber eine solche Debatte zu führen. Wir übermalen deshalb auch das eine Blatt im Titel Schwarz.

Nun zeigt sich aber an diesen Marginalien und der Diskussion darum eine ganz andere Wahrheit: eine Hilf- und Planlosigkeit, die wohl ihresgleichen sucht.

Kein Geld, keine Zeit, kein Plan, keine Ideen?

Wer die öffentlichen Debatten und kleinen Gesprächsrunden um den Haushalt verfolgt, dem werden zwei wichtige Aussagen immer mal wieder aufgefallen sein: kein Geld im Stadtsäckel, keine Zeit in der Verwaltung. Einziger Plan scheint zu sein, irgendwie und möglichst schnell auf Förderprogramme zu zu greifen. Das allerdings ohne Plan. Und ohne Ideen. Hier wird mal eben eine ZEKIWA-Immobilie gekauft, dort noch ein Bahnhof. Währenddessen man bereits beträchtliche städtische Mittel zur Kofinanzierung der Förderung für solche Brocken wie das Franziskanerkloster und die Michaeliskirche bindet wird nach den nächsten Fördertöpfen geäugt. Ohne wirklich einen Plan zu haben. Wer nach dem fragt oder etwa nach mittel- und langfristigen Folgekosten zum Beispiel durch den Betrieb eines Bahnhofs oder eines Brockens wie ZEKIWA dem werden als Argumente Berechnungen vorgelegt, die ein Milchmädchen nicht kurzsichtiger und unbedarfter hätte anstellen können.

Keine Ziele oder was?

Was aber noch schlimmer ist. Vor all diesen kurzatmigen und kurzsichtigen Entscheidungen, während der zweifellos nötigen Sparpläne und der blödsinnigen Debatten um deren Geheimhaltung findet eines überhaupt nicht mehr statt:
die Diskussion darüber, wohin sich Zeitz und wie einmal entwickeln soll. Wollen wir wirklich keine Ziele haben und nicht über Meilensteine sprechen, wie diese zu erreichen sind? Bei anhaltendem Bevölkerungsrückgang wird sich allein mit sparen die finanzielle Misere ja nicht beseitigen lassen. Strategische Zielstellungen müssen her. So etwas wie ein Masterplan.

Erst kürzlich wurde öffentlich, wie uns die Nachbarstädte Naumburg und Weißenfels langsam aber sicher davon laufen. Ein Weckruf? Hoffentlich. Jedenfalls kamen die Reaktionen darauf eher besänftigend herüber. Sinngemäß „Wir werden auch weiterhin alles tun, um das Positive der Stadt nach außen zu tragen.“ Aha.

Etwas von ungenutzten Ressourcen

Ein Masterplan, das wäre so etwas wie der Versuch eines großen Schrittes. Es sind aber auch die kleinen Schritte nötig, die tägliche Fußarbeit sozusagen, die für eine Stadt im Werben um die Gunst von Gästen unerlässlich ist. „..das Positive nach außen tragen…“ muss heißen, um jede*n einzelne“n Besucher*in zu buhlen. Mit der Neuaufstellung in der Zeitzer Touristinformation sind dabei spürbare Fortschritte gemacht. Dennoch werden im täglichen Ringen um Besucher kleine, aus unserer Sicht einfache Schritte aus welchen Gründen auch immer unterlassen. Die Nutzung bereitstehender Ressourcen wird unverständlicher Weise permanent ignoriert.

Beispiel kultur-zeitz.de.

Diese Plattform zur Verbreitung kultureller Veranstaltungen wird regelmäßig, in durchgängigem Layout und gut platziert an allen Ausfallstraßen plakatiert. Man kann also damit rechnen und rechnet wohl auch damit das würden sich viele Menschen ansehen: kultur-zeitz.de. Allein ein Blick in die Seiten wird zu verständnislosem Kopfschütteln führen.

Unter dem Menüpunkt „Franziskanerkloster“ findest du seit Monaten keinen Eintrag. Der schöne Tag des Starts in das Jubiläumsjahr 2017 wurde hier weder angekündigt, noch hätte nach dieser Seite 475 Jahre nach Luther Margot Käßmann je hier gepredigt. Das ist unfassbar, zumal man wissen muss wie gering der Aufwand hierfür ist.

Wer auf diesen Seiten nach Ausstellungen sucht, der findet zwar den Menüpunkt – nach Ausstellungshinweisen sucht er allerdings vergebens. Ebenfalls seit Monaten. Dabei sind allein im Gewandhaus, der Stadtbibliothek und im Schloss Moritzburg ständig wechselnde Ausstellungen zu sehen. Das sind übrigens allesamt städtische Einrichtungen. Darüber, dass Veranstaltungen eines bedeutenden Museums wie Schloss Moritzburg hier nicht direkt beworben werden, allein weil das Museum in der Verwaltungsstruktur woanders angedockt ist hatten wir uns des öfteren beklagt. Es kann als Erklärung auch nicht gelten.

Ein städtisches Theater gibt es zwar nicht mehr, aber den Menüpunkt gibt es. Der allerdings hat wohl noch nie etwas über Theater veröffentlicht. Was zum Kuckuck spricht dagegen, als kultur-zeitz.de auf die großartigen Theateraktivitäten einer Kulturvilla Kolorit, dem Neuen Theater Zeitz e.V., Jugendtheatergruppen wie Karambolage und MU-TH hinzuweisen? Die reisen durch die Lande mit dem Namen Zeitz im Herzen und sind auf kultur-zeitz.de nicht mehr als ein weißes leeres Blatt?

„…auch weiterhin alles tun, um das Positive der Stadt nach außen zu tragen.“ Dieser Satz stammt von keinem geringeren als dem Oberbürgermeister. Unsereins würde das glatt als dienstliche Anweisung verstehen.

Nachsatz der Redaktion

Haben wir uns neuerdings darauf verlegt, Missstände zu veröffentlichen? Nein, wir werden auch weiterhin alles tun, um das Positive der Stadt nach außen zu tragen. Aber, wir werden auch weiterhin alles tun, um Dinge aus dem Weg zu räumen, die dem zuwider laufen.

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About The Author

REINER ECKEL Jahrgang 1953, wohnt in Zeitz. Der Web 2.0-Enthusiast ist in Sachen Web, Grafik und Layout als Autodidakt unterwegs. Betreibt zeitzonline.de seit 23. Februar 2011.

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