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Mut zur Lücke. Eine Fehldeutung?

Mut zur Lücke. Eine Fehldeutung?

Regt Pecha Kucha eine überfällige Debatte an? Wir hoffen es.

Für Hiesige mit Interesse für Stadtentwicklung dürfte es ein spannender Abend werden. „Mut zur Lücke“ ist Leitthema der 3. Zeitzer Pecha Kucha Night. Nicht nur sprachlich wird das interessant.

Der Duden zur Lücke

Blicken wir zunächst einmal in den Deutschen Duden und seine Definition. Zur Bedeutung des Wortes Lücke erklärt dieser:

  1. offene, leere Stelle; Stelle, an der etwas fehlt (in einem zusammenhängenden Ganzen), durch die etwas unvollständig erscheint
  2. etwas nicht ausreichend Vorhandenes und als Mangel Empfundenes

Man könnte also sagen, das Wort Lücke ist negativ besetzt. Wer ist nun eigentlich der Mutige?
Ist der Mutige jener, der „etwas nicht ausreichend Vorhandenes und als Mangel Empfundenes“ zu beseitigen sucht? Oder darf sich dieser mutig nennen, der etwas aus „einem zusammenhängenden Ganzen“ entnimmt, das alsdann „als unvollständig erscheint“ obwohl er doch nach Lösungen für die „offene, leere Stelle“ suchte? Bezogen auf bauliche Situationen einer Stadt kann es sich bei Letzterem nur um einen Mutigen drehen, dessen Mut jenem entspringt, den wir als Mut der Verzweiflung kennen. Das jedenfalls ist meine Einschätzung.

Foto: ak lsa

Fragwürdige Antworten

Dass wir „mehr Mut zu Lücke“ bräuchten meinte einst ein Zeitzer Oberbürgermeister Volkmar Kunze. In einem Interview mit MDR-Kultur begründete er damit den Abriss inmitten der Stadt und zauberte  den „Mut zur Lücke“ in den Werkzeugkasten städtischen Entwicklungshandwerks. Das war 2012 und eine Fehldeutung. Denn schon Jahre vor ihm gab es Programme und Wettbewerbe gleichen Namens, etwa bei der Architektenkammer Sachsen-Anhalts und bundesweit vielen anderen. Nur, keines davon verstand unter „Mut zur Lücke“ das Schaffen von Lücken durch Abriss. Immer ging es um Ideen für die nachhaltige Nutzung von Baulücken durch Wohnbebauung.

Brisant wird diese Fehldeutung vor allem dadurch, dass nahezu zeitgleich die neue Entwicklungsstrategie „Hinein in die Mitte“ propagiert wurde. Hinein in die Mitte? Dorthin also, wo ein „Mut zur Lücke“ eben diese hinterließ? Dorthin, wo jetzt wie Fremdkörper wirkende Betonüberbauten Lücken zieren, wo einst Menschen wohnten? Dorthin, wo sich „die Leichtigkeit des S(t)eins“ scheinbar vielsagend und doch verloren wirkend um Deutung bemüht, wo es doch nichts zu deuten gibt? Außer, dass diese Deutung eine Fehldeutung ist.

Gute Ansätze

Dabei wäre, richtig gedeutet,  „Mut zur Lücke“ sogar eine gute Strategie. Städte wie Naumburg, Wernigerode, Quedlinburg und viele andere wissen das längst.
Und gute Beispiele gibt es auch hier. Etwa am Zeitzer Neumarkt Nummer 2, wo die Zeitzer Wohnungsbaugesellschaft Mut zu Lücke bewies. Die hier in der sozusagen letzten Lücke am Platz neu entstandenen modernen Wohnungen inmitten alter Bausubstanz waren lange vor dem ersten Spatenstich vergriffen. Wie anders will man auch Leben in die Stadt bringen, wenn nicht mit Platz für Menschen?

Provokante Thesen

Wir dürfen also gespannt sein, wie zur Pecha Kucha Nacht angekündigte Stadtplaner den Mut zur Lücke heute deuten und was sie daraus für morgen machen.
ZeitzOnline wird an dem Abend im Vortrag auf noch andere Lücken zu sprechen kommen. Wir würzen unsere Beobachtungen zum Thema Mut zur Lücke mit leichtem Humor und provokanten Thesen.

Diesen Beitrag präsentiert Gunoldpool

Gunold Pool
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About The Author

REINER ECKEL Jahrgang 1953, wohnt in Zeitz. Der Web 2.0-Enthusiast ist in Sachen Web, Grafik und Layout als Autodidakt unterwegs. Betreibt zeitzonline.de seit 23. Februar 2011.

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