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Der geile Geiz im geilen Zeitz

Der geile Geiz im geilen Zeitz

Etwas über Schwingungen und andere Irritationen

Ein Zwischenruf von Reiner Eckel

Seit die Stadt Zeitz im Dezember einen Instagram-Account geschenkt bekam firmiert sie dort mit dem Profilbild und dem Hashtag gleichen Namens: #zeitzistgeil.

„Zeitz hat viel zu bieten und eine große Unterstützer-Community! Leider wird das jedoch noch viel zu wenig gezeigt. Das soll sich spätestens jetzt mit dem neuen Insta-Account der Stadt Zeitz und #zeitzistgeil ändern!“

So wandte sich die Stadtverwaltung am 2.12.19 an die Öffentlichkeit. Weshalb es für eine bessere Darstellung dessen, was Zeitz zu bieten hat, erst dieses Geschenkes bedurfte, das ist nicht überliefert. Internet und Social Media gibt es immerhin schon ein paar Tage. Wer weiß, vielleicht war das der Stadtverwaltung bisher nicht „geil“ genug? Die Marketingstrategen stecken nun viel Kraft in ZEITZ IST GEIL auf Instagram und fordern auf, es ihnen gleich zu tun, fleißig Zeitzer Nachrichten unter dem Hashtag #zeitzistgeil zu verbreiten. Weshalb wir das nicht tun, obwohl wir an Zeitzer Nachrichten eine ganze Menge produzieren (auch auf Instagram unter visit_zeitz übrigens), das ist schnell erzählt.

Offensichtlich ist es wohl doch kein Zufall, dass sich das Wortspiel „GEIZ IST GEIL – ZEITZ IST GEIL!“ in der Farbgebung der Schrift ausgerechnet beim Billigdiscounter Mäc-Geiz bedient. Denn während man sich neuerdings auf Instagram ziemlich geil findet, geizt man bei der Qualität und andernorts an wesentlichen Inhalten. Bei den Beispielen kann ich mir ZEITZ IST GEIL als Aufzählungszeichen nicht verkneifen:

Geil, nichts ist wichtiger als diese Blumen!

Nein, es war keine Gartenbauausstellung, es war die Begrüßungsrede des Oberbürgermeisters zur festlichen Ehrung von Preisträgern der Arthur Wolfsohn Stiftung. Ihn bei diesem Anlass mit einem solchen Foto abzubilden, ihn hinter einem Blumengebinde praktisch verschwinden und wie beinahe zufällig hervorlugen zu lassen – ein Unding. Zumal in schlechter Qualität.

Es gäbe noch mehr Besispiele für den Hinweis: wenn schon „geil“, dann doch bitte in einigermaßen „geiler“ Qualität. Auf zeitgleiche Unterlassungen andernorts muss aber noch hingewiesen werden.

Geil, bei so viel „positiven Vibes rund um Zeitz“ wird anderes unwichtig.

Der Schlosspark auf zeitz.de zum Beispiel. Über „Tourismus und Kultur / Sehenswürdigkeiten / Schlosspark“ kommt man auf den  Einleitungstext (Foto links). Der Klick auf den markierten Text „Schlosspark“ allerdings führt ins Nichts (Foto Mitte).
Auf ein ähnliches Problem stoßen wir über das Menü „Schloss und Schlosspark Moritzburg / Schlosspark / Veranstaltungen„. Bei Veranstaltungen: gähnende Leere (Foto rechts).

Alles halb so wild, kann schon mal passieren? Nein. Auf die inhaltlichen Nachlässigkeiten auf zeitz.de wird vielfach hingewiesen. Die inhaltlichen!, die mit einem veralteten Design nun wirklich nichts zu tun haben.

Und ZEITZ IST GEIL auf Instagram? „Hier findest du positive Vibes rund um Zeitz!“ Das versprechen die Macher im Rathaus. „Vibes“ kommt aus der Jugendsprache und kann einfach übersetzt heißen „Schwingungen“ oder „Ausstrahlung“. Über die Bedeutungen des Wörtchens „geil“ wollen wir hier nicht reden. Beschränken wir uns auf die heutige Umgangssprache, so finden wir Zeitz auch geil (im Sinne von „gut“), ehrlich. Sonst täten wir nicht das, was wir täglich tun. Allerdings, mit Worten allein wird es nichts werden mit den positiven Schwingungen. Es ist schon grotesk, solche Bilder etwa, wie oben erwähntes vom OB als positive Vibes verkaufen zu wollen.

Wenig geil übrigens…

…dass wir bis heute auf zeitz.de keinen, jedenfalls keinen sichtbaren Hinweis auf ZEITZ IST GEIL und Instagram finden. Genauso wenig wie auf das jüngst beschlossene Leitbild, von dem ja auch jene „positiven Vibes“ ausgehen sollten. Nicht gerade positive Vibes. Und „geil“ kann ich das auch nicht finden.

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About The Author

REINER ECKEL Jahrgang 1953, wohnt in Zeitz. Der Web 2.0-Enthusiast ist in Sachen Web, Grafik und Layout als Autodidakt unterwegs. Betreibt zeitzonline.de seit 23. Februar 2011.

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