Bobrowski blickt in die Ebene
Im letzten Jahr jährte sich zum 100. Mal der Geburtstag Johannes Bobrowskis (1917 bis 1965). Ein Porträt von ihm ist seit November auf der 8. Triennale im Museum Schloss Moritzburg zu sehen. Susanne Theumer schuf das Porträt von Bobrowski.
Von seinem Platz aus schaut der wortgewaltige Dichter auf die Wand gegenüber in die „Ebene“, eine Zeichnung bestehend aus fünf Teilen. Das ist kein Zufall. Susanne Theumer hat ihre sensibel-luftige Zeichnung hier platziert, damit Bobrowski sie sehen kann. Denn die „Ebene“ entstand zu Bobrowskis gleichnamigem Gedicht.
Ebene
See.
Der See.
Versunken
die Ufer. Unter der Wolke
der Kranich. Weiß, aufleuchtend
der Hirtenvölker
Jahrtausende. Mit dem Wind
kam ich herauf den Berg.
Hier werd ich leben. Ein Jäger
war ich, einfing mich
aber das Gras.
Lehr mich reden, Gras,
lehr mich tot sein und hören,
lange, und reden, Stein,
lehr du mich bleiben, Wasser,
frag mir, und Wind, nicht nach.
Die ersten drei Lebensjahrzehnte wurde Johannes Bobrowski von der Landschaft und dem Leben der Menschen an der Memel zwischen Kaunas und Tilsit (Sovjetsk) und später den Masuren geprägt. Des Dichters wichtigstes Thema wurde das Verhältnis der Deutschen zu ihren Nachbarn im Osten. „Er gehört neben Siegfried Lenz und Arno Surminski zu den bedeutendsten ostpreußischen Schriftstellern der Nachkriegszeit…Er plädiert gegen Intoleranz und nationalistische, ethnische oder religiöse Vorurteile und Abgrenzungen, die das multiethnische Zusammenleben spalten.“ (Ostpreußisches Landesmuseum)
„Ich selber werde mich nicht auf ostdeutsch firmieren lassen, sowenig wie auf ›heimlich westdeutsch‹. Entweder ich mach deutsche Gedichte oder ich lern Polnisch.“ Johannes Bobrowski
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