Kleine Reportage aus der Probenarbeit zu „Annie“. Das Musical erlebt am 10. März Premiere.
Es ist Sonntagmorgen. Draußen im Flur zum Proberaum türmen sich Kinderschuhe und Riesenlatschen. Taschen stehen neben Trinkflaschen und Frühstücksbeuteln.
„Ihr müsst euch zu euren Positionen hin spielen.“ Freundlich und bestimmt arbeitet Rotraud Denecke daran, dass auch in Positionswechseln kein unbespielter Raum entsteht. Positionswechsel, kein einfaches Ding für die etwa 30 Laiendarsteller im engen Probenraum. Rundum an den Wänden im Raum Kostüme und allerlei improvisierte Ausstattung. Unter einem Stuhl liegt geduldig Sandy, der Hund, den Annie als treuen Wegbegleiter kennen lernen wird.
Sie üben streng am „Drehbuch“ und doch ist vieles improvisiert in den Probezeiten zu „Annie“, dem Musical. Statt einer Bühne ein mit Klebeband geflickter Fußboden und hinten trägt ein Baugerüst selbst gebastelte Bühnenbilder. Mitten im Raum spannen zwei Säulen von der Decke zum Boden. Sie werden umtanzt, als hätten auch sie eine Rolle. „Wenn wir mal eine eigene eigene Bühne haben gehts besser,“ sagt Rotraud Denecke. Lachen und Händeklatschen. Die Frau hat Träume. Und die lebt sie. Das spürt auch „ihre Truppe“. Die folgt ihr, auf Socken und mit staubigen Knien, doch mit leuchtenden Augen, wenn eine Szene „durch“ ist und es Beifall gibt.
Jetzt, keine zwei Wochen vor der Premiere trifft sich die Truppe viermal die Woche. „Gestern hatten wir frei,“ sagt Uwe Melior, was etwas über die Disziplin aussagt, mit der in diesem Ensemble aus Laien gearbeitet wird. Montag, Mittwoch am Abend, Samstag und Sonntag vormittags Probe. Ob das nicht zuviel ist, so nach der Schule und am Wochenende? „Nein, es macht ganz viel Laune,“ meint Lena, die im Stück Kate heißt und ein Kind aus dem Waisenheim ist.
Dann kommt die Szene, in der Crace Farrell, die Sekretärin dem Milliardär Warbucks die kleine Annie vorstellt und das komplette Dienstpersonal angetreten ist. „Stopp, stopp, den Abgang des Personals nochmal und geordnet. Das hier ist ein geordneter Milliardärshaushalt!“ Und sie spielen das nochmal und sie spielen es geordnet. Eine geduldige Fleißarbeit, an der auch die teilhaben, die eben nicht spielen. Sie geben Hinweise oder lesen ihre Rolle, streichen Betonungen an, tragen Änderungen ein, reden miteinander. Immer das Probegeschehen im Blick.
Nun der kurze Aufruf der nächsten Szene, das Heft aus der Hand, kurz gestrafft und los gehts auf den staubigen Flickenteppich. Die Kinder sind dran. Dann die Chefin: „schon gut, nur noch länger halten müsst ihr. So..,“ die von allen Rotraud genannt wird, macht ein paar knappe Gesten. Also noch einmal, dann das Lob, dann der Beifall der anderen. Dann die Freude in den Kindergesichtern.
Diese Freude ist es, mit der sie arbeiten, die Truppe um Rotraud Denecke. Die eigene Freude am Machen und die Freude am Publikum, wenn es Beifall klatschten wird am 10. März zur Premiere in den Klinkerhallen. Ist dann noch der Traum „wenn wir mal eine eigene Bühne haben“. Annie, das Musical, vielleicht kommt es einmal auf die Bühne, die wir in der Stadt unser eigen nennen.
[easyrotator]erc_55_1333122581[/easyrotator]