„…und sieht nicht alles.“ Kafkas „Der Prozess“ kurz vor der Premiere
Donnerstag abends. Hauptprobe. Draußen in der Sonne scheinbar entspannt ein paar Schauspieler. Sie rauchen und reden.
Drinnen wuselt Annekatrin Schuch-Greiff und richtet ein paar Details. „Dort die Jacke auf dem Stuhl ist okay. Das Schild an der Tür muss weg.“ Sagt es, tut es. Nichts wird dem Zufall überlassen. „Ja, das Licht dort noch etwas dimmen, so ist gut,“ ruft sie dann noch, „..man sieht etwas und sieht noch nicht alles, sehr gut.“
Das Bühnenbild und die Requisiten zurückhaltend beleuchtet atmet die Bühne schon etwas von dem Diffusen, Hintergründigen, Verführerischen, Verworrenen das später das Publikum hier erleben wird.
Am Sonntag hat Kafkas „Der Prozess“ Premiere im Neuen Theater Zeitz, das zu dieser Hauptprobe die Presse geladen hat. Das Publikum wird eine eigene Bearbeitung von Shoshana Sauerbier-Tietz von Kafkas berühmtem Roman erleben, die es in sich hat.
Exzellent gespielt und mit Überraschungen wohl pointiert in Szene gesetzt, wird der Zuschauer in ein Verwirrspiel gezogen und ahnt doch immer den Schlussakkord. Wer Kafkas „Der Prozess“ gelesen hat wird überrascht sein, mit welchen eindringlichen Bildern, kraftvollen Dialogen und treibenden Kommentaren das Publikum gefangen wird.
Ein spannendes Stück und wahrlich „ziemlich kafkaesk“, wie die Regisseurin neulich nach den Proben bemerkte.
Es spielen:
Joseph K.: Michael Hecht
Erzähler: Gregor Eckert
Franz/Angeklagter/Fabrikant/Block: Benno Günther
Wilhelm/Aufseher/Onkel/Advokat/Titorrelli: Felix Zühlke
Frau Grubach/Theatermitarbeiterin/Frau in den Kanzleien: Henriette Rossner-Sauerbier
Fräulein Bürstner/Frau des Gerichtsdieners/Leni: Maren Claus
Geistlicher: Detlef Thyen
Bearbeitung: Shoshana Sauerbier-Tietz
Bühnenbild/Kostüm: Hendrik Kürsten
Ton/Licht: Susan Teßner