Norbert Hörig
Tief betroffen erinnere ich mich.
Es begab sich im Ratssaal zur Sitzung des Stadtrates. Ein Stadtrat geht vor zum Präsidium und legt dem Oberbürgermeister ein großes Bündel Radkappen verschiedenster Typen mitten auf den Tisch. Er habe nun lange genug geredet und beantragt, jetzt liefere er Beweise für den unhaltbaren Zustand oben am Wendischen Berg. Dort stand seit Jahren ein Kanaldeckel so über dem Pflaster, dass Autos Radkappen verloren und Gefahr für Leib und Leben bestand. Er wurde dann abgesenkt.
Jener Stadtrat mit den ungewöhnlichen doch wirksamen Ideen war Norbert Hörig.
Nun ist er am 1. Juni kurz vor seinem 80. Geburtstag nach schwerer Krankheit verstorben.
Bequem war der Stadtrat der ersten Stunde nie. „Der Bequemen sind genug. Mit denen ändern wir nicht, was geändert werden muss“ hat er einmal zu mir gesagt.
Das hat er auch gelebt. Selbst mit weit über Siebzig war er permanent voll rastloser Aktivitäten und frischer Ideen, getrieben von einer schier unendlichen inneren Energie. Nach schwerer Operation stand er dennoch am 1. Mai auf dem Podium und begrüßte die Gäste zum Start des alljährlichen Anradelns auf seinem Weinhof auf Posa.
Ich erinnere mich an einen Anruf aus der Staatskanzlei. Man sei von einem gewissen Herrn Hörig auf den Weinberg Posa eingeladen und ob man da hingehen könne. Man kann sagte mir so ein Gefühl. Denn schon damals war dessen Maxime „Was man nicht aufgibt, hat man nicht verloren“ unerschütterlich. Das war 1998 und der damalige Ministerpräsident Höppner ging hin und pflanzte die ersten Rebstöcke. Damals war das noch Wiese und Ackerland. Es war die Zeit als Norbert Hörig und manch Befürworter ob seiner Weinberg- und anderer Visionen noch belächelt wurde. Inzwischen lächeln Zeitzer Weinprinzessinnen freundlich zurück.
Der Weinberg, der Weinhof, der Wein – es sind nicht die einzigen Spuren, die Norbert Hörig in Zeitz hinterlässt. Der Unbequeme, er wird uns fehlen.