Ulla Meinecke begeistert im Zeitzer Capitol
Diese Stimme braucht nicht viel drumherum. Wenn sie singt ist Ulla Meinecke ganz bei sich. Als sänge sie nur für sich. Mit dieser dunkelsamtigen Stimme erzählt sie ihre Geschichten, die auch deine sind. Habe ich mit der Frau gefrühstückt und ihr dabei die kleinen Geschichten aus meinem Alltag erzählt? Oder woher weiß sie das alles?
Wer Ulla Meinecke schon länger kennt wird sich das nicht mehr fragen, der kommt eben auch wegen dieser kleinen bisweilen spöttelnden, jedenfalls gut beobachteten Geschichten. Wer hätte nicht gelegentlich jenes Hamsterradgefühl „Ein Schritt vor und zwei zurück“, das die Meinecke von langen Partnerschaften zu erzählen weiß? Die nächste Geschichte ist voller Poesie, nachdenklich machend oder wenigstens etwas da drinnend berührend zum mit nach Hause nehmen.
Manche der 140 Gäste im Zeitzer Capitol mussten sich bis zur Zugabe in Geduld üben, um „Die Tänzerin“ zu hören. Das war 1983 in Deutschland ein Hit. Heute erzählt sie die Tänzerin anders, neu eben, wie all die anderen Geschichten. Doch selbst die Fans „Der Tänzerin“ fanden, dass sie einen zauberhaften Abend erlebten.
Leicht in den Hüften im Rhythmus wiegend, die Gestik sparsam, das ist ganz ihre Aura Ulla Meinecke. Einige kurze Momente die Hand offen halten und ins Publikum sehen…habt ihr mich verstanden? Ja, haben wir, gerade ertappt mitten im Alltag.
Bisweilen gibts Sphärisches aus den Keyboards von Reimar Henschke, wenn Meineckes Stimme samtig durch den Saal dunkelt. Überraschend plötzlich die Sounds des Allrounders Ingo York aus Gitarren Pauken und allerlei Mitgebrachtem.
Ab und an geht Ulla Meinecke in die Erinnerung. An den großen Tom Waits zum Beispiel an diesem Abend. Sie kann das, den Saal mit der kräftiger dunkler Stimme ausfüllen mit Zitaten der Großen. Trotzdem, großartig ist sie bei ihren eigenen Liedern.
Am Ende ist es wie immer mit Ulla Meinecke – am nächsten Morgen hast du sie beim Frühstück im Ohr. Nicht die schlechteste Ratgeberin für die Tage danach.