25. Februar 2018 / 17:00 / Capitol
Bernd-Lutz Lange
„Das gab‘s früher nicht – Ein Auslaufmodell zieht Bilanz“
Bernd-Lutz Lange ist ein Urgestein der Leipziger Kabarettszene: Er war 1966 ein Mitgründer des Kabaretts “academixer”.
Nachdem er sich vor einigen Jahren vom aktiven Bühnenleben verabschiedet hat, ist er nur noch an einigen wenigen Abenden live zu erleben.
In Zeitz gastiert er mit einer musikalischen Lesung zu seinem aktuellen Buch „Das gab’s früher nicht“.
Seit je haben bahnbrechende Erfindungen die Gewohnheiten und den Alltag der Menschen gravierend verändert. Man denke daran, wie das Telefon, die Elektrizität oder das Automobil das Leben der Menschen beschleunigt haben. Doch kein Vergleich mit heute: Über das Internet drängt die ganze Welt in unseren Kopf, und so gibt es nur noch bewegte Männer, Frauen und Kinder.
Zu keiner anderen Zeit bestand ein solcher Überfluss an Waren, Informationen, Grellheit und durchaus auch an Freiheit. Aber es gibt einen Nachholbedarf an Gerechtigkeit, Stille, Bildung des Kopfs und des Herzens. – Mit Wehmut, Schärfe und Witz erzählt Bernd-Lutz Lange von den Sitten und Traditionen, die im Laufe seines Lebens verloren gegangen sind. Als kluger Kritiker des Zeitgeists hinterfragt er die Rasanz unserer Zeit und mahnt zum Innehalten.
Foto: Aufbau- Verlag, Veranstalter
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Ticketpreise ab 18,60 €
Quelle: Wikipedia
Bernd-Lutz Lange wuchs in Zwickau auf. Nach einer Gärtnerlehre arbeitete er in der LPG „Sieg des Sozialismus“ in Mosel bei Zwickau. 1963 wurde Lange Hilfskraft in einer Volksbuchhandlung und absolvierte eine zweite Berufsausbildung zum Buchhändler. In dieser Zeit sammelte er erste Bühnenerfahrungen als Sänger in den drei Bands „The Playboys“, der „KFZ-Band“ und der „Club-Band“. 1965 zog er nach Leipzig, um dort ein Studium an der Fachschule für Buchhändler (heute Teil der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur) zu beginnen. Er war auch als Redakteur beim ostdeutschen Ableger des Börsenblatts für den Deutschen Buchhandel tätig. Von 1968 bis 1972 arbeitete er bei der Leipziger Kommissions- und Großbuchhandelsgesellschaft (LKG).[1]
1966 war Lange gemeinsam mit Gunter Böhnke, Christian Becher und Jürgen Hart Gründungsmitglied des Studentenkabaretts „academixer“. Im Sommer 1968 war er Teilnehmer der Stauseelesung von Leipzig, die weitere politische Repressalien, aber auch die Entdeckung Wolfgang Hilbigs als Lyriker zur Folge hatte. 1978 wurde er Berufskabarettist. 1988 machte sich Lange als Autor und Kabarettist gemeinsam mit Gunter Böhnke selbständig. Er schrieb alle Texte für das Kabarett-Duo. Von 1988 bis 2004 traten Lange und Böhnke zusammen auf diversen Kabarettbühnen in Deutschland auf. Mit dem jüdischen Künstler Küf Kaufmann produzierte er das Programm „Fröhlich und Meschugge“. Nach der Trennung von Gunter Böhnke arbeitete er vorwiegend mit der Sängerin und Kabarettistin Katrin Weber zusammen. Am 28. Mai 2014 verabschiedete sich Bernd-Lutz Lange von der Kabarettbühne mit einer letzten Vorstellung, in der seine ehemaligen Kollegen Katrin Hart, Gunter Böhnke, Küf Kaufmann, Katrin Weber und Tom Pauls mitwirkten. Er will weiter als Autor tätig sein.
Bei den Massenprotesten 1989 engagierte sich Lange öffentlich für friedliche Veränderungen. Bekannt wurde er vor allem durch den Aufruf der „Sechs von Leipzig“, der nicht unwesentlich dazu beitrug, dass die Montagsdemonstration am 9. Oktober 1989 mit über 70.000 Teilnehmern friedlich verlief. Hierzu hatte er gemeinsam mit dem ihm gut bekannten Bildungssekretär der SED-Bezirksleitung Leipzig Roland Wötzel, dem international angesehenen Gewandhaus-Dirigenten Kurt Masur, dem diesem gut bekannten SED-Bezirkssekretär für Kultur, Kurt Meyer (ebenso wie Wötzel einer der wenigen Reformer in der Leipziger SED, die sich allerdings bis dahin nie durchsetzen konnten), dem Theologen Peter Zimmermann und dem bisher als Hardliner, durch die drohende Eskalation der Gewalt aber zur Umkehr entschlossenen Bezirkssekretär für Agitation und Propaganda Jochen Pommert einen Text verfasst, den der seinerzeit in Leipzig bekannte und beliebte Kurt Masur über den Stadtfunk verlas und der auch in allen Kirchen nach dem Friedensgebet verlesen wurde.
Ab 1990 veröffentlichte Lange mehrere Bücher, die sich mit dem Leben in der DDR, aber auch mit dem Überleben der Leipziger Juden in der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigen.