Mibrag-Chef zu vorzeitigem Kohleausstieg
Die Ankündigung der Ampelkoalition, den Kohleausstieg früher als bislang zwischen Bund und Revierländern vereinbart zu realisieren, macht manchen in den Revieren nervös. Der Koalitionsvertrag will, dass „idealerweise“ bereits 2030 das Aus für den Strom aus der Braunkohle kommt. Ein Problem sowieso für die betroffenen Regionen, die den darauf folgenden Wandel gestalten müssen. Ein Problem auch für die Versorgung der energieintensiven Industrie in Mitteldeutschland? Der Koalitionsvertrag nennt als Bedingungen für den vorzeitigen Ausstieg den Ausbau erneuerbarer Energien und 40-Gigawatt-Gaskraftwerke zur Sicherung der wetterunabhängigen Versorgung. Nur, wie realistisch ist das überhaupt?
Armin Eichholz ist ein Profi. Das war er schon als er 1988 in Seoul mit dem Deutschland-Achter zur Goldmedaille ruderte. Heute steuert er als Chef der MIBRAG ein Bergbauunternehmen mit ca. 2.000 Beschäftigten durch das schwierige Fahrwasser energiepolitischer Unberechenbarkeit. Ins „Rudern“ kommt deshalb der heute 57-Jährigen Ingenieur und erfahrene Manager aber nicht.
Bei MDR AKTUELL sagte er gestern (10.12.) zum Thema vorzeitiger Ausstieg und Bau von Gaskraftwerken:
„Und 40 Gigawatt Gaskraftwerke würde bedeuten, so über den Daumen 40 bis 45 Mal so ein Kraftwerk wie Schkopau. Und es ist völlig unklar, wer investiert in diese 40 bis 45 Gaskraftwerke. Wer errichtet die? Sie brauchen ja auch einen Anlagenbauer, der die Kapazität dafür hat. Und für mich auch unklar: Wo kommt das Erdgas her?“
Auch als langjähriger Kohleindustriemanager mache ihm der Klimawandel Sorgen. Er plädiere aber für „einen Weg, der von der angestrebten Zeitskala her realistisch ist“. Im Moment, so Eichholz, erfreue sich der heimische Energieträger Braunkohle wegen der hohen Gaspreise enormer Nachfrage. Dennoch sei man bei der MIBRAG dabei, das Unternehmen neu und nachhaltig umzubauen. Im „Mitteldeutschen Wasserstoffatlas“ ist MIBRAG mit dem Konzept „EMIR-Erneuerung MIBRAG im Revier“ gelistet. Es geht um die Errichtung eines Energie- und Chemieparks. Was das im Einzelnen bedeutet, darüber berichten wir demnächst.
Foto rechts: Armin Eichholz im Wirtschaftsgespräch, 2016 in Reuden