Auf Spurensuche.
Sharon und Ken Loudin aus Los Angeles
an Orten ihrer jüdischen Vorfahren.
Ein Bericht
Für Menschen, die in Los Angeles wohnen und in Frankreich Urlaub machen, liegt Zeitz sozusagen am Wege. Zumal dann, wenn deren jüdische Vorfahren in Zeitz ihre Spuren hinterließen. Nach eben diesen Spuren suchend machten auf dem Urlaubrückweg heute Sharon und Ken Loudin aus Los Angeles an der Weißen Elster halt.
Begleitet vom nimmermüden Heimatforscher Aaron Guttstein, Martin Zeigner als Vermittler und Übersetzer, sowie dem Stadtführer Martin Exler erkunden die Gäste Orte ihrer Vorfahren. Dabei wandelt Sharon auch auf Pfaden ihre Bruders. Denn der besuchte Zeitz vor einem Jahr (wir berichteten).
Das erste MUSS des Besuches: das Haus des Urgroßvaters Jacob Leschziner in der Wendischen Straße Nummer 30. Hier betrieb die Familie Leschniner einen Handel, vor allem mit Schuhen, auch mit Textilien. Später richtete Jacobs Schwiegersohn Max Grünpeter hier ein Gemüsegeschäft ein, weiß Aaron Guttstein zu berichten.
Auf den Bildern hier darunter, links: vordere Reihe von links, Johanna Leschziner mit Erna, Erich Leschziner und Schwester Margarethe, hintere Reihe von links Paul Leschziner 1. WK, Jacob und Herbert Leschziner; rechts: Johanna Leschziner geb. Neugarten und Jacob Leschziner zum 70. Geburtstag (Danke an Aaron Guttstein für die Fotos).
Keine Frage der Loudin’s übrigens, die Aaron Guttstein nicht hätte beantworten können und Martin Zeigner übersetzen. Es gibt wohl niemanden, der die Zeitzer jüdische Geschichte nebst ihrer Geschichten besser kennen würde als Guttstein. So weiß er auch, wo die Kinder ihres Urgroßvater zur Schule gingen und wo sie beteten.
Beten, das führte die Gäste in die Judenstraße, die ihren Namen aus der Geschichte trägt. Hier also, im jüdischen Gebetssaal beteten schon die Kinder der Leschziners. Wie schon für ihren Bruder im Vorjahr ist dieser Ort für Sharon Loudin etwas Besonderes. Denn kein Geringerer als ihr Urgroßvater war hier Synagogenvorstand.
Auf einem Foto zeigt Aaron Guttstein, wie der Gebetssal einst aussah (Foto links darunter) und erzählt die Geschichte „danach“. In den Sechzigern kam die berühmte Gret Palucca hier zur Talentsichtung. Denn zu der Zeit beherbergte das Haus eine Tanzschule. Später diente der Saal bis zur Wende der Musikschule als Probenraum.
Wieder in der Judenstraße übernimmt Martin Exler, etwas über die Stadt, Gebäude und deren Geschichte zu erzählen. Was die Menschen in Zeitz so machen, will Sharon mit Blick in die wenig belebten Straßen wissen. Und erfährt etwas über Industrieentwicklung und Strukturbruch in der Elsterstadt.
Schön fanden die Loudin’s das stilvolle Zeitzer Capitol und das geschichtsträchtige Franziskanerkloster, die wir anschließend besuchten. Spannend und für den Stadtführer Martin nachgerade ideal – das Tastrelief an der Michaeliskirche – hier waren wir eben, hier stehen wir jetzt, dort gehen wir jetzt hin. Ein enspannter Spaziergang durch die Elsterstadt, bei dem die Gäste viel erfuhren über den Ort und die Zeit ihrer Vorfahren.
Wir lernten in Sharon und Ken Loudin interessierte und freundlliche Menschen kennen, denen wir hoffentlich geholfen haben, ihren Vorfahren näher zu kommen. Undenkbar ohne Aeron Guttstein, der uns in seinen Schatz an Wissen blicken ließ und obendrein manche Anekdote zu erzählen wusste.
Danke an Martin Zeigner für die Vermittlung, Organisation und Übersetzungen. Martin Exler einen Dank für die fundierte Führung durch unsere Stadt.
Den Loudin’s aus L.A. alles Gute und doppelt Dank, dass ich dabei sein und sie fotografieren durfte.