Dezember 22, 2024

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Kleiner Jonas mit großer Botschaft

Kleiner Jonas mit großer Botschaft

Zeitz demonstriert für Erhalt von Geburtshilfe und Kinderstation

Fotos von der Kundgebung

Ja, das war eine mutige und starke Botschaft, die der kleine Jonas laut den Demonstranten zurief: „Die Kinderstation darf nicht schließen!“ Er wünsche sich, dass noch lange in Zeitz Kinder geboren werden.

Und nein, sie sind uns nicht entgangen, die Tränen in den Augen derer, die in der Gynäkologie und Geburtshilfe arbeiten. Tränen aus Sorge um die Kinder und gebärenden Mütter sind das. Diese Frauen sind von dem Geschehen um ihr Klinikum so sehr angefasst, dass sie ihre mitgebrachte Erklärung verlesen ließen, weil ihnen die Stimme versagt. Erst vor drei Jahren standen sie am selben Platz. Damals mit Tränen der Freude. Denn gerade war es dem Druck der Straße gelungen, eine Schließung zu vermeiden. Für den Landkreis wurde das teuer. Er steht seit der Übernahme des damals insolventen Burgenland-Klinikums durch srh mit einem Defizitausgleich von bis zu 1,5 Millionen Euro gerade – pro Jahr. 4,2 Millionen Euro hat das dem Landkreis bis heute gekostet. Die Bedingung – Erhalt von Kinderstation und Geburtshilfe an beiden Klinikstandorten, also Naumburg und Zeitz. Nun kündigte srh die Schließung in Zeitz an. Am 27. März beschließen darüber die Aufsichtsgremien des Konzern. Das treibt in Zeitz die Menschen auf die Straße.

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Um die 1.200 Menschen versammeln sich trotz feuchter Kälte auf dem Zeitzer Altmarkt, um ihrem Ärger Luft zu machen. „Eine Stadt wie Zeitz stirbt ohne Geburten“, ruft eine junge Frau. Sie hat ihre Kinder dabei und Plakate gemalt. Das Aktionsbündnis Zeitz rief, damals wie heute, zum Wiederstand auf. Der Zeitzer Udo Lange hat dort den Hut auf und macht aus seinem Frust keinen Hehl. Wer andernorts mit Steuermilliarden private Unternehmen stütze, der solle mal herkommen und erklären, weshalb Kinderstation und Geburtenhilfe nicht zur Daseinsvorsorge und medizinischen Grundversorgung gehöre. 
Landrat Götz Ulrich, dem damals die Idee mit dem Defizitausgleich kam, drückte sein Unverständnis über die Absichten von srh aus. Der Landkreis stehe nach wie vor zum Erhalt von Geburtenhilfe und Kinderstation an beiden Standorten. Vertrag sei für ihn schließlich Vertrag. Es sei auch verwunderlich, dass srh weder dem Landkreis noch dem Gesundheitsministerium seine Vorhaben ankündigte. Letzteres habe schließlich auch erklärt, zu seinen Finanzierungszusagen zu stehen.

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Oberbürgermeister Christian Thieme beklagte, dass srh sich jedem Gespräch verweigert und hierzu eine Pressesperre verhängt hat. Das sei nun wahrlich keine vertrauensbildende Maßnahme gegenüber der Stadt, in der man eine Klinik betreibe. Er sei froh darüber, dass Bürgerinnen und Bürger diesen Schließungsabsichten gemeinsam und entschieden entgegentreten. 
Zuvor hatten verschiedene Rednerinnen ihrem Herzen Luft gemacht. Die Hebammen beklagten unter anderem, dass es bei srh offensichtlich keinen ernsthaften Versuch gebe, nach alternativen Wegen gegenüber einer Schließung zu suchen. Die Inhaberin der Gutenberg-Buchhandlung in Zeitz berichtete über ihre guten Erfahrungen in der familiären Atmosphäre des Klinikums. Es sei eine gute Zeit gewesen und ein Freude hier in dieser Obhut sein Kind zur Welt zu bringen. Dies Infrage zu stellen mache sie zornig.
Unterstützung für die Protestaktion kam sogar von Frauen aus der Gemeinde unserer ukrainischen MitbürgerInnen. Sie wüssten, wovon sie sprechen, wenn es an der mediznischen Versorgung mangele. Dabei bezogen sie sich nicht etwa auf die wegen des Krieges katastrophalen Zustände in ihrer Heimat, sondern schilderten, was sie heute und hier erleben. Deshalb fänden sie richtig, wenn die Bevölkerung aufstehe.

Weitere Proteste

Die Bevölkerung übrigens steht weiter auf. Schon am 20. März ist für 17:30 Uhr am selben Ort die nächste Kundgebung geplant. Parallel dazu laufen verschiedene Aktionen zur Unterstützung des Protestes. Katja und Wolfram Wendland initiierten eine Petition, die bereits fast 9.000 Menschen unterzeichneten und in der Zeitzer TouristInformation zur Unterschrift ausliegt (zur Online-Petition). Die Zeitzer Unternehmerinnen starteten eine Postkartenaktion, adressierst an Ministerpräsident Reiner Haseloff. Der hatte einst verlautbart, die Landesregierung wolle „Zeitz zur Modellregion erfolgreicher Transformation machen“. Derzeit sieht es nicht danach aus.

Fotos von der Kundgebung

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About The Author

REINER ECKEL Jahrgang 1953, wohnt in Zeitz. Der Web 2.0-Enthusiast ist in Sachen Web, Grafik und Layout als Autodidakt unterwegs. Betreibt zeitzonline.de seit 23. Februar 2011.

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