Ein Zeitzer Unternehmen und das Hochwasser 2013
„… mehr möglich“ steht als Leitspruch an der Wand im Büro. Daneben das Firmenlogo, darüber eine Uhr. Direkt unter dem Leitspruch hat die braune Brühe ihre Marke gesetzt. Bis hierher stieg bei der Flut am 1. Juni 2013 das Wasser der Weißen Elster in der Firma EDV Beratung Baumgarten GmbH mit Sitz im Albrechtschen Palais.
„Wir werden diesen Tag nie vergessen …“,
schreibt Holger Baumgarten, Gründer und Geschäftsführer der Firma. Die Flut hatte das Büro komplett überflutet, die gesamte IT-Technik und den Fuhrpark unbrauchbar gemacht. Der Schaden ein hoher sechsstelliger Betrag, die Arbeitsplätze weggespült. Das waren Eindrücke und Anblicke für das Team, die den Leitspruch „… mehr möglich“ überdenken ließen. “ … wieder möglich“ wäre eine passende neue Definition. Denn so unüberwindbar die Herausforderungen schienen, „Inmitten des Chaos und der Verzweiflung zeigte sich der wahre Charakter unseres Teams. Die Solidarität und der Zusammenhalt, den wir während dieser schweren Zeiten erlebten, waren unbeschreiblich. Kollegen halfen einander, freiwillige Helferinnen und Helfer standen uns zur Seite, auch die lokale Gemeinschaft unterstützte uns mit ihrer Ermutigung„, schreibt Holger Baumgarten.
Heute sind sie in der Firma beim Blick zurück auf diese Ereignisse stolz auf das seitdem gemeinsam Erreichte:
„Heute, zehn Jahre später, sind wir als IT-Unternehmen stärker als je zuvor. Die Herausforderungen, die das Hochwasser mit sich brachte, haben uns gezeigt, dass wir widerstandsfähig sind. Wir haben unsere Firma wiederaufgebaut und sind gewachsen, nicht nur als Unternehmen, sondern auch als Team.“
Stolz auf die eigene Leistung macht beim Team aber nicht vergessen, welche „großartige Unterstützung“ sie damals von Partnern und aus der lokalen Gemeinschaft erlebten. Sie erwähnen hier Puraglobe, Bluechip und die Tröglitzer Brunnen-Apotheke und erzählen stellvertretend gerne die Anekdote von der Zeitzer Verkehrswacht. Noch heute zeigen sich Baumgarten und sein Team tief berührt, dass dieser Verein damals Geldspenden gesammelt hatte. Diese Geste der Menschlichkeit habe ihnen damals viel Kraft gegeben und gezeigt: wir sind nicht allein und können in schwierigen Momenten aufeinander zählen.
Ihren zerstörten Sitz im Albrechtschen Palais gab die Firma damals auf und startete nach der Flut neu durch. Beim Blick zurück auf die Katastrophe stellt Holger Baumgarten fest:
Als uns das Unglück traf bestand die Firma bereits seit 1991. Die Aufregung der Gründerjahre war vorbei, hier und da war Routine eingekehrt. Niemand hätte damit gerechnet, dass über Nacht sämtliche Arbeitsplätze weggespühlt werden könnten. Insofern war das Hochwasser auch ein Weckruf, Wendepunkt und Neustart für uns als Team, denn es hat wieder unsere Stärken ans Licht befördert.
Das Unternehmen hat heute seinen Sitz im Chemie- und Industriepark, inmitten eines Standortes mit Potenzial. Ein Hochwasser wie 2013 jedenfalls wird sie hier in der ersten Etage nicht ereilen. Wir finden, es ist eine schöne Geste der Firma, dass sie den 1. Juni, dem zehnten Jahrestag des Hochwassers, zum Anlass nimmt, jenen zu gedenken, die damals bleibende Schäden davontrugen oder Schlimmeres erleiden mussten. Sie schreibt dazu:
Wir nehmen uns heute die Zeit, um denjenigen zu gedenken, die während des Hochwassers ihr Leben und ihre Existenz verloren haben und deren Familien immer noch mit den Folgen zu kämpfen haben. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei ihnen.
Fotos: EDV Baumgarten