Oktober 26, 2024

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Kopfnussdramen und Eislaufpoesie

Kopfnussdramen und Eislaufpoesie

Ein literarisch-musikalischer Abend

Die Zeitzer Bibliotheksinitiative lud zum Langen Wochenende der Bibliotheken. Darin eingebettet Veranstaltungen der Landesliteraturtage „Flussauf, flussab: Strömungen der Literatur in Sachsen-Anhalt“. Zwei davon haben wir besucht.

„… von der Erzählung zur Dokumentation zur sachbuchartigen Schilderung und wieder zurück“, lesen wir in einer Rezension zum Buch „Die Möglichkeit von Glück“. Der erste Roman der schriftstellerisch umtriebigen Anne Rabe, aus dem sie am Sonntag im Zeitzer Dom las und die Geschichten drumherum erzählte. 2023 stand das Buch auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Du erkennst autobiografische Hintergründe, wenn Stine detailliert Handlungen der gewalttätigen Mutter gegen sie und ihren Bruder schildert. Wenn die Mutter dem Vater befiehlt „gib ihr eine Kopfnuss“. Es ist die Geschichte einer Familie in der Zeit vor und nach der Wende, in die erlebte Traumata eines Großvaters aus der NS-Zeit so nachwirken, dass deren Tochter zur tyrannischen Mutter wird. Es ist die Geschichte von unbewältigten Vergangenheiten und einer schwer zu bewältigenden totalitär erlebten Gegenwart in der DDR, der nun, für Stine unbegreiflich, nach der Wende nachgetrauert wird. Und es ist die Geschichte einer Familie in einer Zeit, in der Familie nicht immer Schutzraum war.

Begleitet wurde die Lesung von einem Orgelkonzert des begnadeten Organisten Lucas Pohle. Er spielte, in die Spielzeit des Romans passend, Stücke von Benoît Mernier (*1964) und zum Abschluss Johann Sebastian Bach. Pohle absolvierte ein Kirchenmusikstudium in Dresden und Berlin, verschiedene Konzertexamina und belegte mehrere Meisterkurse. Pohle ist Preisträger verschiedener Orgelwettbewerbe, konzertiert im In- und Ausland und veröffentlichte Rundfunk- sowie CD-Aufnahmen.

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Eine Veranstaltung der Zeitzer Bibliotheksinitiative in Kooperation mit dem Förderverein Musikfreunde EULE-Orgel Zeitzer Dom e.V.

„als Dichter der erste Popstar seiner Zeit“

Als Friedrich Gottlieb Klopstock 1803 in Hamburg starb sollen geschätzt 50.000 Menschen dem Trauerzug gefolgt sein, Schiffe hätten schwarze Flaggen gehisst und rundum wäre die Hansestadt erfüllt vom Klang der Glocken gewesen. Diesen Klang der Wörter, den Rhythmus der Verse, diese Bewegung der Sprache – Klopstock hätte mit seiner Dichtkunst die deutsche Dichtung neu definiert, ja revolutioniert. Darüber erzählt der Zeitzer Literaturwissenschaftler Roland Rittig am Sonntagabend im voll besetzten Lebek-Zentrum. Kongenial ergänzt wurden seine lebhaften wie gut pointierten Erzählungen aus Leben und Wirken Klopstocks mit Rezitationen des Leipziger Schauspielers Klaus-Dieter Bange. Wie Klopstock seine Liebe zu Meta Moller beschreibt! Wie er uns seine Lust des Eislaufens in Versen erleben lässt!

Im Alter von 15 Jahren kam Klopstock auf die Fürstenschule in Schulpforte. Hier machte er seine ersten dichterischen Versuche und verfasste einen ersten Plan zum Messias, einem religiösen Epos. Mit diesem Werk, wusste Roland Rittig zu berichten, hätte Klopstock mit damals ungewöhnlichen Versformen ein „Epos in gehobener Sprache“ geschaffen und damit Traditionen deutscher Dichtkunst aufgebrochen. Später sollte Klopstock als Dichter „der erste Popstar“ werden.

Im Juli wäre Klopstock 300 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass also dieser belebende wie lehrreiche Klopstock-Abend. Der Geburtstag des Dichters war für Roland Rittig auch Antrieb für die Veröffentlichung des kleinen Buches „So gehen wir den schlängelnden Gang“, das er mit Andreas Richter herausgab. Letzterer, der Döbiser Papierkünstler Andreas Richter zeichnet für die schöne Gestaltung.  Das Taschenbuch erschien in der Edition KLÄNGE AUS DEM SAALETAL der Ernst Ortlepp Gesellschaft.

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Zeitzer Bibliotheksinitiative Landesliteraturtage

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About The Author

REINER ECKEL Jahrgang 1953, wohnt in Zeitz. Der Web 2.0-Enthusiast ist in Sachen Web, Grafik und Layout als Autodidakt unterwegs. Betreibt zeitzonline.de seit 23. Februar 2011.

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