Lebe deine Rituale. Besonders das eine.
Lebe deine Rituale!
Packen Sie morgens auch Ihre Schnittchen für das Frühstück in diese Frischhaltefolie? Dann kennen Sie das allmorgendliche Ritual mit den transparenten Dingern ja. Heute wird es sicher klappen, denkst du. Nein, es klappt nicht. Natürlich wird nach dem Abriss mindestens eine Ecke der edlen Folie womöglich bis zur Hälfte wie von Geisterhand geführt auf die andere Hälfte zu schweben und gleichsam eines Magneten von geheimsvollen Kräften schier angezogen dort anklatschen. Was danach folgt ist das mühsame Auseinanderfummelm mit spitzen Fingern, mit Pusten und Fluchen. Das sind die Folgen von Transparenz, sage ich euch. Du findest nicht den Anfang, weil diese Teile aber auch sowas von transparent sind. Klebrige Sache, dieses morgendliche Ritual mit der Transparenz.
Lebe deine Rituale. Das dachten sich wohl auch die Einlader zur Stadtratsitzung am Nikolaustag. Eine inhaltlich nicht näher bezeichnete, will sagen nicht transparente Tagesordnung für eine nicht öffentliche, will sagen nicht transparente Ratssitzung. Ein Ritual mit der Transparenz, das wir aus entfernteren Schichten der Politik bereits gut kennen. Allein, Anlass für dieses Ritual sind nunmehr die Gegenstände der Beratung, welche dem Vernehmen nach von Menschen handeln, die in Sachen Transparenz ihre ganz eigenen Rituale pflegten. Lasst pflegen dahin.
Lebe deine Rituale. Denn das Unvermeidbare, es wird passieren. Es wird wohl eine Ecke wie von Geisterhand geführt dorthin schweben, wo das Eine oder Andere kleben bleiben und, der Eine spitzfingrig der Andere fluchend, aber doch vergeblich versuchen wird, die Ordnung aus den Zeiten der ganz eigenen Rituale wieder herzustellen. Bis dahin wird er glauben: Heute wird es sicher klappen. Klebrige Sache, das mit der Transparenz. Und irgendwie auch durchsichtig.