Sommerfest belebt die Blue Box auf dem Schützenplatz
Wenn du dir mal überlegst, dass es diesen Ort, jedenfalls so mit der Blue Box, beinahe schon nicht mehr gegeben hätte und was wir in den letzten Monaten hier erlebten … die pure Lust am Leben und am Machen. Das war denn doch schon „überirdisch“, wie sich dieser Aktionssommer also zurecht nannte „Überirdisches Zeitz“. Der nahm gestern mit einem schönen Sommerfest als vorerst letzte Aktion Abschied, zumindest als „Revierpionier“ (gleichnamiges Wettbewerbsprogramm hatte mit gefördert).
Für sämtliche Logistik, Organisation und Programm sorgten der Zwürfel e.V. mit den Leuten von „Kommunen stärken“ der Uni Leipzig. Das Stadtlabor bot mit seinem Café Mosaik neben Zuckerwatte, Kaffee und Kuchen Spiel und Unterhaltung für Kinder. Krimzkrams packte seinen Kunstkoffer aus und organisierte den Kleidertausch.
Es wurde ein quicklebendiges Fest für alle Generationen und Menschen aller Hautfarben. Dabei war sogar auch Platz für ein lockeres Podiumsgespräch mit doch ernsthaftem Hintergrund, nämlich der Zeitzer Kultur, wie sie war, ist und werden soll. Zeitz habe gegenüber anderen Mittelstädten diese und jede Narbe mehr, doch so intensiv und vielfältig sich hier eine Kulturlandschaft entwickelt, das sei schon etwas besonderes. Zumal das ohne erkennbare Kulturpolitik passiere, wurde festgestellt. So war kaum verwunderlich, dass sich seitens der Stadtverwaltung niemand blicken ließ und mit Jens Freyer lediglich ein Stadtrat dafür interessierte. Der guten Laune in der offenen Debatte indes tat das keinen Abbruch. Unter Moderation von Uta Karstein (Uni Leipzig) diskutierten Uta Bretschneider (Direktorin des Zeitgeschichtliches Forum Leipzig), Philipp Baumgarten (Fotograf und Kulturschaffender aus Zeitz), Lion Hartmann (Kulturmanager des Burgenlandkreises) und Reiner Eckel.
Dann breitete Tim Adieu seinen bisweilen melancholischen Songteppich aus. Der Leipziger besingt in lyrischem Deutschpop das Leben, die Liebe, den Verlust – eben alles, was Leben und Alltag so für uns bereithalten. Und besonders für ihn. „Wer am Ende nicht weint, war nicht dabei“, meint er und er sei im Leiden sehr begabt. Wenn er davon singt, ist schon mal die Zigarette und ein Bier dabei, aber keine Spur von Ironie. Er singt wie er fühlt. Das macht seine Lieder ehrlich und die ZuhörerInnen mitnehmend.
Bis in die Nacht durfte noch bleiben, wer im Sommerkino etwas über das sächsische Avantgarde Kunstkollektiv „Clara Mosch“ im heutigen Chemnitz erfahren wollte. Ein Name, der sich aus den Anfangsbuchstaben der Nachnamen der Beteiligten zusammensetzt: Michael Morgner, Thomas Ranft, Carlfriedrich Claus, Gregor-Torsten Schade und Dagmar Ranft-Schinke. Ein provozierender wie berührender Film über ein aufmüpfiges Künstlerkolletiv in den Siebzigern der DDR. Sicher kein Zufall, dass der Film in dem Jahr erscheint, indem Chemnitz Europäische Kulturhauptstadt ist. Sehenswert auf jeden Fall.
Wir blicken noch einmal in Bildern zurück und sagen DANKE allen, die am Gelingen mitwirkten.
