Das „Zeitzer Stadtbuch“ lohnt einen Besuch
09. Mai. bis 02. August 2015. Museum Schloss Moritzburg
Wie sich doch die Zeiten ähneln, heute und damals im 16. Jahrhundert. Jedenfalls scheinen sich die Zustände in Zeitz zu ähneln. Damals wie heute mangelte es der Stadt an Geld, also erlässt sie diese und jene Ordnung, die Geld in die klammen Kassen spülen soll.
Offensichtlich gab es bereits in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts Probleme mit der Finanzierung städtischer Bauwerke. Heute denken wir an die gefühlt ewige Sperrung der Mühlgrabenbrücke. Damals war das ähnlich und man löste dann so. Die Stadt baute eine neue steinerne Brücke und als sie ihren Gläubigern das geliehene Geld nicht mehr zurück zahlen konnte hieß es für die Benutzer der Brücke: „eynn bruckenn pfenning“. Erlassen 1537 war das nichts anderes als ein Brückenzoll zur Finanzierung eines Brückenneubaus.
Solche und andere spannende, teils erheiternde Ordnungen und Erlässe aus dieser Zeit sind in der Ausstellung nachzulesen. Das „Zeitzer Stadtbuch“ präsentiert sich frisch restauriert Besucher-/innen der neuen Ausstellung im Museum Schloss Moritzburg seit heute (9. Mai). Auszüge und Erläuterungen hängen rings in der Ausstellung „Städtische Ordnungen als Spiegelbild des Zeitzer Alltagslebens im 16. Jahrhundert.“
Das gut erhaltene, handschriftlich gefertigte Zeitzer Stadtbuch sei gesellschafts- wie sprachwissenschaftlich ein sprudelnder Quell an Informationen über das Alltagsleben zu Luthers Zeiten. Hier sind sich die begleitende Wissenschaft der Sparten Historiker und Juristen einig. Denn die damals erlassenen Ordnungen, Statute und sonstige Rechtsnormen erzählen viel über den Alltag der Menschen in unterschiedlichem Stand.
So wurden etwa die standesgemäßen Kleiderordnungen ebenso geregelt wie bestimmte Normen in Wirtshäusern, beim Trinken und beim Spielen.
So erzählt das Stadtbuch etwa, dass zwar das Bier in der Zeit ein Grundnahrungsmittel war, man sich dennoch gerne einmal voll laufen ließ auch ohne Hunger zu haben. Doch bitte mit dem Zeitzer Bier! Denn nach einer Ordnung aus dem Jahre 1550 war es bei Strafe verboten, Bier aus Naumburg „einzuführen oder zu lagern“. Der Hintergrund ist ziemlich schlicht. Man wollte den städtischen Bierbrauern nicht das Geschäft verderben lassen. Schließlich war der städtische Haushalt ohne die Einnahmen aus der Brausteuer überhaupt nicht denkbar.
Das Biertrinken hatte offenbar noch ganz andere Folgen, schon damals. So sah sich kein geringerer als Bischof Julius Pflug 1561 veranlasst, in einer Handwerkerordnung gegen den „blauen Montag“ von trinkfesten Maurern, Steinmetzen und Zimmerleuten vorzugehen und ihn zu verbieten. Allein der Begriff habe bis heute überdauert, wie Bürgermeister Henrik Otto augenzwinkert bemerkte.
Wenn Sie also Ihren Besuch in der Ausstellung machen, werden Sie allerhand Interessantes entdecken. Und wenn Sie mögen, versuchen Sie einmal in der „Editionswerkstatt“ einige Begriffe und Redewendungen aus dem Zeitz im 16. Jahrhundert zu deuten. Sie werden Ihren Spaß haben.