Kopfrechnen schwach im Land der Dichter und Denker
Manchmal genügte einem Jobcenter schon einfaches Kopfrechnen, um dem häufigen Vorwurf zu begegnen, es würde ihren Ermessensspielraum schlecht nutzen. Wie im jüngsten Fall.
Eine sozialversicherungspflichtig Beschäftigte bat als sogenannte Aufstockerin ihr Jobcenter um ein Darlehen von 2.000 Euro. Ihr Auto war irreparabel defekt. Also schaffte sie schnell ein Neues an, das Voraussetzung war, um ihren Job nicht zu verlieren.
Denkste, sagte das Jobcenter. Obwohl es den Ermessenspielraum zum Jasagen durchaus gehabt hätte. Zumal die Frau mit 200 Euro monatlich tilgen wollte.
Trotzdem abgelehnt! meinte also das Jobcenter. Und fiel damit beim Landgericht Hannover in zweiter Instanz glatt durch. Ermessen hin oder her, in dem Fall hätte einfaches Kopfrechnen schon genügt. Denn im Falle des Jobverlustes der jungen Frau nämlich wären die Kosten an Zuschüssen für das Jobcenter ungleich höher ausgefallen als mit der Gewährung des Darlehens.
Das bringt mich doch glatt auf eine Idee. Ob mit Greencard oder ohne, Jobcenter mögen sich bei Stellenbesetzungen mit einem gerüttelt Maß Anteil an Kopfrechenarbeit doch künftig im Kreise der Migranten umsehen.
Während unter uns Deutschen das Prahlen mit ungenügenden Mathekenntnissen kein Makel ist, kann das bei Migranten ganz anders sein. Zum Beispiel bei Vietnamesen, wie eine Studie des Bildungsforschers Andreas Helmke belegt.
Nicht nur, dass 58% der Vietnamesen hierzulande das Gymnasium besuchen und ohnehin als fleißig gelten. Unter unseren vietnamesischen Mitbürgern herrscht zudem ein Anerkennungskultur, die zu demjenigen Aufblicken lässt, der sich in Mathematik auskennt.
Man stelle sich doch einmal vor – kopfrechnende Verantwortliche in deutschen Jobcentern, zu denen man aufblickt!