Bei „Simulated Nature“ diskutieren wir ob Moos auch twittern kann und mit „WeCreate“ über ein digitales Beteiligungsnetzwerk für einen transparenten Austausch mit der Bürgerschaft.
An welchen Ideen die Teams im Creativ Lab in der Zeitzer Nudel arbeiten.
Unterwegs im Creativ Lab Kohle Ideen in der Nudelfabrik
Das Creative Lab Kohle Ideen des Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes in der Zeitzer Nudelfabrik öffnete ab dem 1. Juli. In 6 Teams bearbeiten 16 Teilnehmer*innen des Lab-Programms ihre Themen.
Im 10-wöchigen Lab-Programm können die sechs Projektteams ihre Ideen zur Gestaltung des Strukturwandels weiterentwickeln. Sie werden dabei von Mentor*innen aus der Kultur- und KreativwirtschaftTourismus unterstützt. Demografischer Wandel oder auch nachhaltige Wirtschaft sind Themen, die dabei aufgegriffen werden. Im Sommer sind weitere Aktivitäten rund um das Lab mit den Bürger*innen des Mitteldeutschen Reviers geplant.
Wir wollen die Arbeit der Teams begleiten. Zwei von Ihnen haben wir am Mittwoch besucht.
„Simulated Nature“
Renaturalisierung durch modulare Moospaneele
Von vielen wird es als Ärgernis regelmäßig aus Fugen im Vorgarten gekratzt, andere loben und nutzen es – Moos. Der organische Trägerstoff wirkt sich neben einer Vielzahl weiterer positiver Eigenschaften zum Beispiel begünstigend auf die Klimaregulierung aus und dient als Schallschutz. Dies zu nutzen ist das Ziel des Projektteams „Simulated Nature“, das sich gerade einen Versuchsraum in der Nudel herrichtet.
Wir sprechen mit Antonia, Ludwig und Luis, die sich beim Umsehen in den Zeitzer Freiräumen fragten „Wie können Brachflächen reaktiviert werden?“
Mit ihrem Projekt „Simulated Nature“ fanden sie die Antwort: in modularen Moospaneelen. Die vertikalen Begrünungssysteme beschleunigen die Renaturalisierung und dadurch den nachhaltigen Städtebau. Letzteres steht neben einem Ziel im Leitbild der Stadt auch als Vorhaben im Strukturwandelprozess. Eine Idee also, die gut in Zeit und Ort passt.
Das Moos, lernen wir beim Besuch, kann aber noch viel mehr. Etwa Strom erzeugen.
„Theoretisch könnte Moos twittern. Wie jene Bäume.“
„Jene Bäume“, die twittern stehen zum Beispiel in einem Forschungsfeld im Brandenburgischen Britz. Ihr Wasserfluss, der Verdunstungsgrad und Zuwachs – kurz ihr Zustand ist in Echtzeit auf Twitter ablesbar. Es ist Teil des europäischen Forschungsprojektes Kooperations-Netzwerks „STReESS“.
In der Nudel haben die findigen Projektgeister einen Versuch aufgebaut, der demonstriert, wie mit Moosschichten Strom erzeugt werden kann. Ich stelle mir vor, in Zeitz würden Fassaden aus Moos den Menschen via Twitter signalisieren, sie würden wegen der langen Trockenheit mal wieder Wasser brauchen. Und den Strom dafür haben sie vielleicht sogar selbst erzeugt. Wollen Moose ihre, das Klima begünstigende Wirkung voll entfalten, sollten sie feucht und frisch gehalten sein. Ich war verzückt zu sehen, wie unmittelbar nach Benetzung der Moosschicht mit Wasser der Stromzähler anschlug.
Auch wenn Moose Überlebenskünstler sind, wie mir Ludwig an mikroskopischen Aufnahmen zeigt, mit uns Menschen so zu kommunizieren, das wär ein fürwahr frucht- und frischebringender Dialog.
„WeCreate“ Digitales Beteiligungsnetzwerk
Um Dialog geht es auch bei Robert Matzke. Gerade ist er dabei, ein paar fiktive Netzwerkpartner in die Dialogplattform einzupflegen. Er muss ja die Funktionen testen, sie verfeinern und für die späteren Nutzer leicht anwendbar machen.
Nein, ich habe natürlich kein Problem, als Dummy zu dienen. Wir legen einen Account an und schwupps ist auch schon die erste Gruppe kategorisiert.
Im Steckbrief lesen wir: „WeCreate ermöglicht die Vernetzung von Parteien, Vereinen, Bürger*innen und Kommunen und forciert die Umsetzung gemeinsamer Interessen und Projekte. Anhand der WeCreate Gruppen (Groupware) werden Ideengeber*innen mit Unterstützer/innen vernetzt und durch den digitalen Markt wird ein transparenter Austausch mittels Beteiligungsformate gestärkt. WeCreate bildet eine Schnittstelle zwischen analog und digital und unterstützt eine generationsübergreifende Integration der Bürger*innen.“
Die eigene ungestörte Aktivität zum Dialog zählt.
Hört sich interessant an, was die Protagonisten Robert und Björn mit dem BürgerInnennetzwerk vorhaben. Eine Idee einbringen und zur Diskussion einladen, andere Ideen unterstützen, per Video miteinander netzwerken, Dokumente austauschen, Veranstaltungen organisieren – noch sind nicht alle Angebote aktiv. Die Plattform steht in einigen Teilen noch am Anfang, macht jedoch ab hier schon neugierig.
Es entsteht hier ein gutes Instrument, einen nutzbringenden Dialog rundum den Strukturwandel zu führen. Am Ende wird es darauf ankommen, das Angebot anzunehmen, es auszugestalten, unter die Leute zu bringen und durch aktiven Dialog mit Leben zu füllen.
Wieder daheim, werden wir mitmachen, testen, Erfahrungen austauschen und wo nötig Vorschläge machen. Dialog eben. Wir sind gespannt, was daraus wird.