MZ-Wahlforum zur OB-Wahl in Zeitz. Ein Eindruck.
Die Eine im Publikum sieht sich nach der Diskussion bestärkt, ihr Nachbar weiß nachher noch weniger als zuvor darüber, wen er wählen soll. Wahlforen dieser Art lassen die Menschen mit unterschiedlichen Eindrücken zurück. So unterschiedlich wie eben Kandidat*innen auch sind.
An der Moderation hat es ganz sicher nicht gelegen, dass es nach einer Stunde zäh wurde an diesem Abend im Capitol. Moderator und MZ-Redakteur Gert Glowinski gab den souveränen Moderator und scheute auch keine schwierigen Fragen. Etwa die an den Amtsinhaber, was er an Margarete Späte toll fände, dass sie Oberbürgermeisterin werden solle. Die hatte mit der gleichen Frage auch ziemlich zu tun.
Keine Ahnung, was passiert?
Was den Kandidat*innen zugute zu halten ist – die Debatte wurde weitgehend sachlich und ohne persönliche Angriffe geführt. Und noch etwas war allen gemein – niemand wusste, wie viele Übernachtungen es in den Zeitzer Gastgeberbetten jährlich gab und gibt. Selbst der Amtsinhaber musste sich vom Moderator vorführen lassen. Der nannte vergleichende Zahlen, bei denen im Zimmer von Verwaltungschefs die Alarmglocken schrillen müssten. Auf fehlende Hotelkapazitäten verwies darauf der Amtsinhaber während Margarete Späte ein Engagement über den Tagestourismus hinaus vermisse.
Nur zwei der Diskutanten stellten die richtigen Fragen. Christian Thieme verwies auf die Wichtigkeit des Marketings, das in Zeitz weitestgehend Brachland ist. Das Fehlen von Hotelbetten allein sei jedenfalls nicht Ursache ausbleibender Besucher*innen, schätzt Thieme ein. Indes will Andreas Exler das Fehlen buchbarer touristischer Angebote als Kernproblem ausgemacht haben.
Kernprobleme Arbeit, innenstadtnahes Wohnen und Image
Gefragt nach den wichtigsten zu bewältigenden Problemen nannte Amtsinhaber Volkmar Kunze (FDP) wörtlich: „Arbeit, Arbeit, Arbeit“. Die Stadt könne zwar nicht selbst investieren, aber Wege ebnen etwa durch schnelle Genehmigungsverfahren.
Mit Blick auf die demografische Entwicklung sieht Christian Thieme Chancen in der Bereitstellung attraktiven Wohnraums für junge Menschen und Familien und zwar zentrumsnah. Das könne zugleich wesentlich zur Belebung der Innenstadt beitragen. Thieme macht auch enormen Nachholbedarf im Erscheinungsbild der Stadt aus und verspricht sich Nutzen aus mehr Bürgerbeteiligung. Andreas Exler sieht das ähnlich. Er fordere seit längerem ein einheitliches Erscheinungsbild und eine Marketingstrategie. Weshalb in diesen wichtigen Fragen ein Stadtrat nicht „seinen“ Oberbürgermeister vor sich her treibt, um zu Ergebnissen zu kommen blieb auch heute im Unklaren.
Unterm Strich?
Am Ende von Wahlforen sind die Wähler*innen für sich allein. Was sie mitnehmen für den Wahlsonntag 28. Februar wird jeder für sich beantworten. Diskussionen untereinander gab es schon im Foyer unmittelbar danach. Die reichten vom sachlichen „ich hätte mir mehr perspektivisch Konkretes gewünscht“ bis zum unbegründet unsachlich vernichtenden „einer dümmer als der andere“. Letztere Stimmen, sind solche, die zwar niemandem helfen aber doch zeigen wie verschieden die Menschen sind. Bei Kandidat*innen ist das nicht anders.
Den oder die Oberbürgermeister*in für alle wird es nicht geben. Hoffen wir, ab Wahlsonntag gibt es Den oder Die für die Meisten. Hoffen und wünschen wir vor allem, dass sich die Meisten an der Wahl auch beteiligen.