20 Jahre Pakt für Arbeit Zeitz
Nein, dafür hätten sie nicht 20 Jahre lang für die Region gearbeitet, um am Ende in einen Tunnel zu blicken. Darin waren sich an diesem Abend alle einig, die sich gestern (15.12.) zum 20-jährigen Geburtstag des Paktes für Arbeit im Friedenssaal versammelt hatten.
In seinem Schlusswort hatte Landrat Götz Ulrich aus einer Prognose zitiert, die einen düsteren Ausblick ins Jahr 2030 gab. Demnach würden dann mehr als 20% weniger Erwerbstätige für die mitteldeutsche Wirtschaft verfügbar sein. Es werde viel Kraft und Mut für neue Wege erfordern, die momentan positive Entwicklung der Region voran zu treiben.
Erinnerung an schwere Zeiten
Mancher der Anwesenden wird sich dabei an die umgekehrte Situation Mitte der Neunziger in Zeitz erinnert haben. Weg brechende Industriestrukturen, beinahe 30 % Arbeitslosigkeit, mehr als 50% Unterbeschäftigung, Abwanderung ohne Beispiel – das war genau die Situation, die damals den DGB bewog, mit einem einmaligen Instrument gegen zu streuern und genau diesen Pakt für Arbeit Zeitz zu gründen. Paktvorsitzender Karsten Priedemann vom DGB ließ noch einmal die Stationen der Entwicklung Revue passieren. Ein Spaziergang sei das nicht gewesen und hin und wieder hätte sogar das Ende gedroht. Doch der Wille, sich im Konsens über alle bestehenden Hindernisse hinweg für die Region einzusetzen überwog stets. Bis heute ist das so. Das mache eben genau diese Beschäftigungsinitiative aus und das sei auch der Grund dafür, dass es den Pakt heute überhaupt noch gäbe, so Mibrag-Arbeitsdirektor Heinz Junge in der Podiumsdiskussion. Dass mitwirkende Unternehmen dabei selbst knallhartes unternehmerisches Interesse haben, sei aus seiner Sicht für den Erfolg unabdingbar. „Wenn Arbeitnehmer*innen gute Arbeitsbedingungen haben und sich in der Region wohl fühlen steigert das auch die Leistungsbereitschaft“, so Junge.
Die „Mutter“ des Paktes, wie Dr. Hannelore Rathgen einmal bezeichnet wurde, gab in der Diskussion lebhaft kleine Geschichten aus den Anfangsjahren der Paktinitiative zum Besten. Etwa die, wie ein erstaunter EU-Kommissar im Zeitzer Rathaus eine falsch herum hängende Europafahne lächelnd bemerkte und man überhaupt auf der europäischen Ebene mit der Paktinitiative viel Aufmerksamkeit für Zeitz erreichen konnte.
Mut machen
Michael Großkopf, Unternehmer und Michael-Preisträger lobte in der Diskussion die Initiative als Unterstützungsinstrument für Existenzgründer. Er wünsche sich, dass sich Existenzgründer der Region mehr auf solche Kooperationen einließen, ihm jedenfalls hätten sie sehr geholfen. Mut machen, das sei ein wichtiges Signal an vielleicht noch Unentschlossene. Der „Zeitzer Michael“ ist inzwischen eine fest etablierte Marke mit hohem öffentlichen Interesse. Die nächste Verleihung wird am 2. Februar 2017 vorgenommen.
In den kurzen Reden hatte Thomas Pleye als Präsident des Landesverwaltungsamtes einen Rückblick auf Programme zur Förderung der regionalen Wirtschaft gegeben. Künftig werde es nun verstärkt darum gehen, Existenzgründer und Unternehmensnachfolgen besonders zu fördern. Damit wolle man vor allem dem drohenden Nachwuchsverlust entgegen wirken.
In seinem Grußwort spannte Oberbürgermeister Christian Thieme den Bogen von der Blütezeit der Industrialisierung bis ins Heute. Es könne nicht hoch genug eingeschätzt werden, wie sich die Mitstreiter im Pakt für Arbeit Zeitz für die wirtschaftliche Entwicklung einsetzten.
Festschrift
Zum Jubiläum gab Karsten Priedemann die Veröffentlichung einer Festschrift bekannt. Finanziert ausschließlich von Zeitzer Unternehmen gibt die reich bebilderte Broschüre einen schönen Überblick, was die Beschäftigungsinitiative Pakt für Arbeit seit genau 20 Jahren ausmacht. Zusammen finden, zusammen arbeiten, zusammen bleiben – ohne Tunnelblick.