Wenn in einer Stadt zentrale Organe schlummern
In Kleinmachnow und Aschaffenburg bekommen die Menschen den Zeitzer Michaelboten nicht zu lesen. Das ist sehr schade. Denn der Michaelbote ist so etwas wie das Zentralorgan der Stadtverwaltung, deren andere Organe offensichtlich endgültig im Einnicken begriffen sind.
Sollte dem Kleinmachnower Kulturhungrigen oder dem Kunstliebhaber aus Aschaffenburg nun einfallen, sich im Web zu bedienen erlebt der sein blaues Wunder. Besser, sein Grünes, denn vieles wirkt irgendwie vermoost. Das Gebaren der Stadt im Web ist schlicht eine Katastrophe. Und nicht nur dort.
Nicht der Rede wert?
Worum geht es? Unser kunstinteressierter Freund in Aschaffenburg hörte im Rundfunk etwas über die Triennale. Immerhin, die alle drei Jahre wohl bedeutendste Schau für Gegenwartskunst in Mitteldeutschland, derzeit im Museum Schloss Moritzburg zu sehen. Unser Kunstfreund googlet also „Kultur und Kunst in Zeitz“ und findet was zuforderst? Den Verweis auf Kultur-Zeitz.de. Was er dort aber nicht findet: Ausstellungen. Es gibt zwar einen Menüpunkt gleichen Namens, doch ohne Inhalt. Seit Monaten, seit Jahren. Schon die Pflugausstellung fand hier praktisch nicht statt. Auch kein Stadtjubiläum. Und nun den Kleinmachnower oder den Suchenden aus Aschaffenburg auf Sehenswertes, etwa dieser Triennale hinweisen? – Das fällt in dieser Stadt schon lange keinem mehr ein.
Neueste Nachrichten von vorgestern.
Seit ein paar Wochen bekomme ich nahezu täglich die neuesten Nachrichten aus der Nachbarstadt Weißenfels. Direkt auf mein Smartphone. Ich lud mir die kostenlose Weißenfels-App und bin seither gut informiert. Gleich auf der Startseite wohl geordnet „Lokale Nachrichten“, „Veranstaltungen“, „Vereinsnachrichten“, „Angebote“. Täglich aktualisiert. Was doch alles geht, wenn der Geist wach geblieben ist.
Dann dachte ich mir, einmal den neuen Manager in Sachen Kulturmarketing anzurufen und suchte ihn auf zeitz.de. Das nächste leicht vermooste blaue Wunder: „Die aktuellen Ansprechpartner finden Sie hier.“ Und dann: „Telefonische Anfragen sind unter folgenden Durchwahlnummern möglich (Stand: 09.12.2013)“. So sieht es dann dort auch aus – Namen, die längst nicht mehr stimmen; Positionen, die anders besetzt sind, andere tauchen erst gar nicht auf.
Kleine Schritte führen auch zum Ziel
Zu allem Überdruss komme ich dann auf dem Heimweg an nebenstehenden angegammelten Hinweisschildern vorbei. Nicht die einzigen dieser Art in dieser Stadt. Auf diese wie andere Missstände ist mehrfach hingewiesen. Mit stoischer Ignoranz wird an öffentlichen Orten eine schleichende Vermoosung offenbar einfach so hingenommen.
Während der Oberbürgermeister in der Presse wacker Sätze sagt wie „ich werde alles tun…“ oder „wir arbeiten daran“ sollte er seinen Leuten einen Wecker mit Merkliste auf den Schreibtisch stellen. Statt auf Facebook auch die seltsamsten Kommentare mit noch seltsameren Aussagen zu kommentieren sollte er die kleinen Schritte, nicht jeden gleich selber machen, aber sie doch wenigstens anweisen.