„STARK statt breit“ gegen Drogen und Gewalt gestartet
Jonas Schmidt ist erst 19, aber übernimmt schon viel Verantwortung. Mit einer Puppe, jeder Menge Wissen und Informationen zieht er durch Schulen. Die Puppe heißt Mona und ist ein besonderes Baby. Ausdruck und Körperbau sind besonders. tragen typische Merkmale von Kleinkindern, die unter Folgen von Alkoholkonsum ihrer Mütter während der Schwangerschaft leiden – fetales Alkoholsyndrom ist der Fachbegriff. Mona weiß, wie es sich anfühlt. Das macht betroffen. Das ist auch nötig, denn in Deutschland konsumiert jede vierte Schwangere Alkohol, weiß Jonas Schmitt zu berichten. Gestern (6.9.) hat er Mona und sein Projekt erstmals einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt.
In den Klinkerhallen stand eine illustre Runde aus Fachleuten und Verantwortlichen Rede und Antwort. Es ist der offizielle Start des Projektes „STARK statt breit“, das präventiv gegen Drogenmissbrauch und Gewalt vorgehen will. Silvio Klawonn, selbst in Sachen Prävention mit reichlich Erfahrung unterwegs, moderierte Statements von Medizinern, Anwälten, der Polizei, Jugendamt und verschiedenen Beratungsstellen. Anschließend stellten sich die Veranstalter den Fragen des zahlreichen Publikums.
Um die Fünfzig Angebote in unterschiedlichen Formaten bietet das Projekt an. Lesungen, Workshops, Vorträge, Symposien, Wettbewerbe und vieles mehr.
Alarmzeichen Aufwärtstrend
Mit „STARK statt breit“ wird im Burgenlandkreis sozusagen ressortübergreifend Verantwortung übernommen. Das ist auch nötig. Denn der Missbrauch von Drogen zeigt einen Aufwärtstrend.
Oberstaatsanwalt Hans-Jürgen Neufang stellt fest, es sei erschreckend, Crystal sei nahezu an jeder Schule ein Thema. Sei man vor Jahren noch in den Klassen 10 und 11 präventiv unterwegs gewesen gehe man heute bereits zu Siebenklässlern. Diesem Problem könne man eben nicht mit Mitteln der Strafverfolgung beikommen, weil es sich strafmündige Minderjährige handele. Genau deshalb werden anonyme Beratungsangebote, präventive Maßnahmen und behördliches Handeln nun stark vernetzt. Genau deshalb will das Projekt „STARK statt breit“ die Kräfte bündeln.
Russisch Roulette
Missbrauch von Drogen, Beschaffungskriminalität und die damit häufig verbundene Gewalt sind in starkem Maße sozialschädlich. Für die Betroffenen persönlich wie für die Zivilgesellschaft.
Der Oberarzt Ingo Andrees berichtet, jede Woche würde er in seiner Klinik wenigstens einen schweren Fall haben. Das sei dramatisch. Die meisten wüssten nicht worauf sie sich einlassen, kennen Leute denen es mit Drogen gut geht, fühlen sich selbst gut. Das kann urplötzlich vorbei sein, für immer. „Das ist beim russischen Roulette,“ so Ingo Andrees: „Wegen der Verschwiegenheitspflicht sprechen wir nicht öffentlich über die persönlichen Dramen, die sich tatsächlich abspielen.“ Er macht Leichtsinn aber vor allem Unwissen dafür verantwortlich, dass zunehmend und leichtfertig zu Drogen gegriffen wird.
Dabei hat Drogenmissbrauch nicht nur für die Konsumenten dramatische Folgen. Aus den Beratungsstellen wird berichtet, dass mindestens in einem Viertel der Betroffenen Kinder im Haushalt leben. Häufig werden die Verhaltens- und Gewohnheitsmuster der Eltern von den Kindern kopiert. Auch so erklärt sich die zunehmende Zahl junger Drogenkonsumenten. Zudem sind mit Beschaffung und Konsum von Drogen oft Schulden und Gewalt verbunden.
So ist es gut, dass „STARK statt breit“ die Öffentlichkeit sucht. Das Projekt will mit seinen Formaten und Angeboten informieren, sensibilisieren und aufklären. Es geht den Machern auch darum, eine Kultur des Hinsehens und des Reagierens zu entwickeln.
Wichtig zu wissen ist, es gibt Anlauf- und Beratungsstellen, die unter Wahrung der Anonymität Betroffenen helfen. Die Bereitschaft, diese Beratung anzunehmen ist ein erster wichtiger Schritt.
Koordinierungstelle
Jugendklubhaus Zeitz
Freiligrathstraße 40
06712 Zeitz
Tel.: 03441 212006, Herr Pöschel
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