Etwas über Alleinstellungsmerkmale
Sachsen-Anhalt hat gewählt. Zeitz hat gewählt. Zeitz wählte Blau. Ein Alleinstellungsmerkmal, das keiner braucht.
Der Dom, der Schlosspark, das Unterirdische. Städte ringen um die Gunst von BesucherInnen und Investoren, von Medien und anderen Multiplikatoren mit ihren Alleinstellungsmerkmalen. Das ist in Zeitz nicht anders.
Seit Monaten häuften sich Medienanfragen. Es kam dort langsam an, dass Zeitz mehr ist als die von eben den Medien häufig als Geisterstadt apostrophierte Stadt im Süden des Landes.
Man nahm die Aufbruchzeichen wahr und wollte mehr wissen über die 1053-Jährige. Es schienen sich die Mühen Vieler bezahlt zu machen, die landauf landab gegen das Verliererimage von Zeitz ankämpften.
Seit Sonntag ist etwas anders. Schon wieder häufen sich die Anfragen von FAZ bis MZ. Allein, die Gründe haben sich geändert. Zeitz hat gewählt. Als der Ort im Wahlkreis mit der geringsten Wahlbeteiligung und den meisten Stimmen für die AfD macht Zeitz nun von sich Reden. Der landesweit einzige Direktkandidat der AfD kommt aus Zeitz. Sachsen-Anhalt, eine schwarze Fläche mit einem einzigen blauen Punkt. In Zeitz. Wie das? will man nun von uns wissen. Ein Alleinstellungsmerkmal, das niemand braucht.
Gerade jetzt, da nicht verdauten Brüchen aus den Neunzigern der nächste Strukturwandel folgen wird, gehen die meisten Stimmen an eine Partei, der gerade mal 4 % ihrer WählerInnen eine Wirtschaftskompetenz zuweisen. Und deren Kandidat? Dessen Wirtschaftskompetenz muss schon allein aus seiner Programmatik heraus angezweifelt werden. Eine „Sonderwirtschaftszone“ zu fordern zeugt aus drei Gründen von Inkompetenz. Erstens liegt die Steuerhoheit beim Bund. Zweitens führt dieses Anliegen die eigene Partei ad absurdum, denn die AfD fordert den Ausstieg vom Kohleausstieg. Und drittens wurde die Einrichtung einer Sonderwirtschaftszone bei den Verhandlungen zum Strukturstärkungsgesetz schon frühzeitig zu den Akten gelegt. Sollte, wer für einen Landtag kandidiert, eigentlich wissen.
„Aber die AfD ist doch demokratisch gewählt, auch Lothar Waehler,“ wird da gern als Argument vorgebracht. Sicher, das macht aus denen aber noch lange keine Demokraten. Schaut hin, hört zu, möchte man rufen. Immerhin, nahezu 80% haben landesweit hin geschaut und zugehört, haben offensichtlich nichts am Hut mit einer rechten AfD. Nur in Zeitz gewinnt ein AfD-Kandidat den Wahlkreis direkt. Die da unten, wird es nun heißen. Nicht die da unten mit dem Dom, dem Schlosspark, dem Unterirdischen, die da unten mit der AfD wird es nun heißen. Ein Alleinstellungsmerkmal, das keiner braucht.