Die Kunst, das Leben zu beobachten.
Höchste Würdigung der Stadt für Joachim Hering.
Aus Anlass seines 90. Geburtstages wurde
der Künstler zum Ehrenbürger
seiner Heimatstadt Zeitz ernannt
und trug sich in das Goldene Buch der Stadt ein.
Fotos: Reiner Eckel
„Ihm gelingt es immer wieder etwas Unsichtbares zu gestalten: den nächsten Augenblick.“
Joachim Hering hinterlässt Spuren. Nicht nur in seiner Heimatstadt Zeitz, aber vor allem hier. Dafür wurde der Künstler heute (2.10.) von Oberbürgermeister Christian Thieme zum Ehrenbürger ernannt. Würdig und mit schönen Momenten.
Etwa den, als Charlotte Petersohn ihr erstes in Öl gemaltes Bild hoch hielt. Sie war einst Schülerin in Herings Malkursen an der Zeitzer Musikschule und ist bis heute dankbar für die strenge Lehre, die sie bei ihm erhielt. Ihm habe sie ihren späteren Beruf als Kunsterzieherin zu verdanken erzählt sie. Wie ihr Lehrmeister von damals ist Malen ihre Leidenschaft bis heute. Apropos Musikschule, Joachim Hering hatte einst die Abteilung Bildende Kunst an der Zeitzer Musikschule begründet und in verschiedenen Zirkeln gelehrt. Eine der Spuren, die er hinterließ.
So kann auch hier gelten, was der Maler und Grafiker Rüdiger Giebler in der Laudatio über sein Werk sagt: „Joachim Hering gelingt es immer wieder etwas Unsichtbares zu gestalten: den nächsten Augenblick„. Giebler würdigte Herings Arbeit als „ein großes Werk…mit einem festen Ruhepol“. Das seien dessen „starke Tiere…beeindruckende Wesen…“, in denen sich etwas in voller Harmonie fände und man spüre, dass der das Leben beobachtende Künstler Joachim Hering vollkommen bei sich sei. „Er kann mit Sicherheit den Knochenbau von Tigern, Bären und Pferden aus dem Kopf zeichnen…und doch hat er jahrzehntelang immer wieder die gleichen Studien betrieben. Als eine hohe Form der Meditation“.
„Wer nicht zeichnen kann, der kann nicht malen.“
Dafür, das Sehen zu lernen, und Leben zeichnen zu können, hatte Joachim Hering im Studium schonmal die Vorlesung geschwänzt. Er wollte es wissen und verbrachte seine Zeit lieber zum Sehen lernen in der Anatomie. Später, so erzählt er nach der Ehrung noch, sei er mit dem Fahrrad in den Zoo nach Leipzig gefahren und nach seinen Studien wieder zurück nach Zeitz.
Selbst im hohen Alter und an diesem denkwürdigen Tag, Joachim Hering bleibt auch mit dieser Aussage beharrlich bei seinen Prinzipien: „Wer nicht zeichnen kann, der kann nicht malen„. Manche mögen das eigensinnig nennen, was ihm an anderer Stelle Achtung und Dankbarkeit brachte. Etwa in der Sparkassenstiftung, die Hering lange Zeit beriet. Und gut beriet, wie Sparkassenvorstand Marion Kerner in seinem Glückwunsch dankbar betonte.
Im Leipziger Zoo übrigens, steht auch einer der jungen Elefanten von Joachim Hering, die zweimal gegossen wurden und hier in Zeitz am Klinikum wie dort im Zoo Kinderherzen höher schlagen lassen. Als der Laudator erwähnte, Hering habe es im Leipziger Zoo zur Jahreskarte auf Lebenszeit gebracht, betont der Geehrte verschmitzt: „Ja, meine Elefanten gehen dadurch um die Welt. Nur mich kennt keiner„…
…Doch, wir kennen ihn und viele seiner Weggefährten, den frisch gebackenen Ehrenbürger der Stadt, die zu schätzen weiß, was er hinterließ und hinterlässt. Das hatte Oberbürgermeister Christian Thieme ausdrücklich unter Erwähnung seiner die Stadt mitprägenden Werke und Verdienste in seiner Rede gewürdigt.
Wünschen wir Joachim Hering, dass er noch viel Unsichtbares für sich und uns sichtbar macht. Wünschen wir ihm viele dieser nächsten Augenblicke.