„Grün statt Graffiti“ – guter Auftakt für mehr Grün
Heutztage wird es sommers in den meisten Innenstädten ungemütlich heiß. Versiegelte Flächen, helle Häuserwände, wenig Grünes – so wird die Innenstadt zum Backofen. Viele Städte haben längst erkannt, das natürliche Grün in den Parks und Anlagen reicht nicht aus, zunehmender Hitze paroli zu bieten. Sie holen sich das Grün an Giebel und Fassaden und verbessern damit das Stadtklima. Nicht die einzige positive Wirkung, die Fassadengrün haben kann.
Welche positiv und nachhaltig wirkenden Folgen Fassadengrün noch hat, wie man das angehen kann, welche Möglichkeiten es gibt und was dabei zu beachten ist, darum ging es heute bei „Grün statt Graffiti“. Zu der Informationsveranstaltung hatte Claudia Siebeck ins Zeitzer Haus der Jugend eingeladen. Mit fast 50 Interessierten waren der Einladung der Nachhaltigkeitsmanagerin erfreulich viele gefolgt. Einwohner waren ebenso vertreten wie Wohnungsbaugesellschaften, Stadtverwaltung, Gartenbaubetriebe und Stadtplaner.
„ZENATRA – Zeitz. Lebendig. Klimaaktiv.“ heißt das Projekt mit dem Claudia Siebeck nachhaltige und klimaneutrale Lösungen für Zeitz entwickeln will. Zum Beispiel Fassadengrün. Das geht nicht, ohne die Bürgerschaft. Deshalb der Infoabend und deshalb lud Siebeck als erste Referentin Petra Mattheis ein. Sie hatte sich bereits lange vor ZENATRA Gedanken gemacht, wie durch den umfangreichen Abriss entstandene frei stehende Giebelflächen zur Verbesserung des Stadtklimas genutzt werden können. Als Bildende Künstlerin wählte sie dafür einen künstlerischen Ansatz. „Grünzeichnungen – Zeit, Wurzeln zu schlagen“ benennt sie ihr Projekt, das sie den Interessierten vorstellte. Die Idee: Lebenswege der Menschen anhand von Orten, aus denen sie kamen „nachzuzeichnen“, indem Kletterpflanzen auf diesen Wegen entlang wachsen. Ein interessanter Anfangsweg für die Begrünung von Giebelflächen.
Einen Einblick aus der Praxis in der Stadt Leipzig gab Christiane Heinichen. Sie ist Geschäftsführerin von „Ökolöwe„, ein Verein, der mit dem Projekt „Kletterfix“ in der Nachbarstadt Projekte der Fassadenbegrünung vorantreibt, betreut und berät. Es gibt in solchen Projekten neben Konstenfragen viel zu beachten. Nicht jede Pflanze eignet sich für jede Fassade, Eigentumsrechte spielen eine Rolle, Aufwand von Pflege muß einkalkuliert werden. Dazu hatte Christiane Heinichen wertvolle Tipps und Hinweise. Was immer zu beachten, welcher Aufwand auch zu betrachten ist, in einem sind sich alle einig, der Aufwand gemessen an Nutzen und Wirkung von Fassadengrün lohnt.
Über den Nutzen hatte zuvor Claudia Siebeck einige Informationen und Erkenntnisse vorgestellt. Mit Vermeidung von Wärmeinseln, Verbesserung des Stadtklimas, Erhöhung der Aufenthaltsqualität, ästhetische und soziale Aufwertung, Artenschutz, Lärmdämmung wurden einige der wichtigsten Wirkungen beschrieben. Interessante Daten brachte sie aus Wien mit, wo Fassadenbegrünung wissenschaftlich begleitet wird. Um 20 bis 40% kann im Sommer die Luftfeuchtigkeit erhöht, die Oberfächentemparatur um bis 19 Grad gesenkt werden. Fassadenbegrünungen sind gute Staubfilter und senken als Schattenspender den Primärenergieverbrauch für Kühlung beträchtlich. Das sind in Summe gute Argumente, auch in Zeitz Projekte und Möglichkeiten für mehr Grün ernsthaft anzugehen. Noch ein Effekt sei genannt, der Claudia Siebeck das Stichwort für den Abend gab: wo Fassadengrün ist, hat Graffiti keine Chance. „Grün statt Graffiti“ – der Auftakt ist schon mal gelungen.
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