Heiteres WENDEflimmern zur 5. BiBoThekennacht
Es ist ja unterschiedlich, wie wir Menschen uns an die WENDEzeit erinnern. Wie wir Erlebtes verwenden, was wir aus Gewonnenem wie anwenden, ob wir uns fühlen, als hätte man uns etwas entwendet – das war der rote Faden für die 5. BiBoThekennacht gestern. Kein Zufall also, dass die Protagonisten den runden Geburtstag auf den denkwürdigen 9. November legten und WENDEflimmern nannten. Es wurde ein heiteres Flimmern durch den, wie immer gekonnt witzig und vor Optimismus sprühend, Stephan Seitz führte. Der startet einen Talk mit den „Wendekindern“ Marco Eckartd und Philipp Baumgarten , die beide munter-beherzt darüber plauderten, wie sie die Wende erlebten und was sie aus der Zeit danach machten. Baumgartens Fotos lösten bisweilen Heiterkeit aus, Opas Schlüpfer auf der Wäscheleine etwa. Es ging um sein Buch „OSTFLIMMERN„, das Fotos von ihm enthält, die aktuell in der Moritzburg zusehen sind. Und Marco „Ecki“ Eckhartd? Reist mit seiner Musik durch die Lande und sieht gerade die Ostdeutschen dabei, eine eigene, ihre eigene Identität zu entwickeln. Beide sehen in der Wende einen Gewinn, vermissen außer einer leiseren Ost-West-Debatte nichts und verwenden gewonnene Freiräume für ihre eigenen Anliegen.
Für die nachdenklichen Momente und ein besonderes Ostflimmern sorgte die Geschichte von Bernd Christen. Sie erzählt im eingespielten Video aus dem Projekt „Weg zur Freiheit“ eine Geschichte von Beobachtung, Verfolgung, Einschüchterung und Bedrohung bis hin zu Inhaftierung und Abschiebung in den Westen. „Ich wollte weg aus der DDR, aber ich wollte nicht in den Westen“, erzählt Christen, der heute der musikalische Kopf von Saitlinge & Singers ist und am Abend noch aufspielte.
Und dann, na klar, sorgen Saitlinge & Singers für jenes besondere Flimmern, reißen mit ihren klugen Songs und Peter Schneiders Saxophonen die versammelten Ost- und Wendeflimmerer mit. Einmal mehr erweist sich Stephan Seitz als begnadeter Conférencier. Ob er über die Anwendung von Raumspray fabuliert oder darüber wie man Tee verwendet – kein Wort, das als verschwendet anzusehen wäre. Den ProtagonistInnen der BiBoThekenNacht ist wieder ein zauberhaft begeisternder Abend gelungen.
Zur Erinnerung
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