Musikalisch-literarischer Spaziergang durch ein Dichterleben
„im Thale der Saale“ – der Dichter Ernst Ortlepp hat diese Gegend geliebt und sie mit manch Lobgesang wie auch betrüblichen Versen bedacht. Ortlepp, im Jahr 1800 in Droyßig geboren, war ein umtriebiger und vielseitiger Dichter. Dass er sehr musikalisch war, wird ihm später beim Überleben helfen. Denn Ortlepps poetische Werke wurden früh zensiert, verboten und beschlagnahmt. Er begann, Kritiken zu Musikkonzerten und über MusikerInnen zu schreiben. Ein Kenner, wie wir erfahren, den auch eine Freundschaft zu Clara und Robert Schumann verband. Vieles, was wir heute über Ernst Ortlepp wissen verdanken wir der Ernst Ortlepp Gesellschaft mit Sitz in Zeitz.
Das Neue Theater Zeitz und eben die Ortlepp-Gesellschaft luden gestern (5.4.) zu einem musikalisch-literarischen Abend über Leben und Wirken Ortlepps. Deren Vorsitzender Roland Rittig führte durch ein wohl pointiertes Programm über den „armen Teufel und Dichter“, das er zusammengestellt hatte. Henriette Rossner-Sauerbier rezitierte aus Werken und Briefen, begleitet von Niklas Franziskus Makowski am Flügel zu „Musik, Musik! Du Echo andrer Welten“, wie der Abend überschrieben war.
- Niklas Franziskus Makowski
- Henriette Rossner-Sauerbier, Roland Rittig
„Wagen wir uns vorzustellen, wie glücklich dieser Mensch gewesen wäre, hätte er auch nur geahnt, dass sich hier und heute, 160 Jahre nach seinem Tod, Menschen versammeln und ihm – dem Freund der Musik – sogar ein kleines Konzert widmen!“, eröffnete Roland Rittig den Abend. Denn Ernst Ortlepp wurde vergessen: obwohl er als Schriftsteller auf der Höhe des Denkens seiner Epoche arbeitete, seine Werke aber wegen der politischen Verfolgung nicht gelesen werden konnten. So existieren heute nur wenige Originale seiner wichtigsten Werke. Dabei schrieb Ortlepp sogar für die damals hoch renommierte „Zeitung für die elegante Welt“, etwa über Clara Wieck (später Clara Schumann) und ihrer musikalischen Virtuosität, beschrieb sie als Genie. Über ihn als Dichter war so etwas indes bis zuletzt nicht zu lesen. Er verunglückte als „armer Teufel“ am 14. Juni 1864 unter mysteriösen bis heute ungeklärten Umständen. Was kein geringerer als der junge Friedrich Nietzsche damals schrieb (Bild rechts).
„Musik, Musik! Du Echo andrer Welten“
Das Leben Ortlepps war von Musik begleitet. „Ohne Musik war für Ortlepp die Welt nicht die Welt,“ stellt Roland Rittig fest. Schon von klein auf spielte er Orgel, übernahm mit 12 Jahren die Stelle des Organisten in Schulpforte und pflegte viele Freundschaften zu Musikern. Nach den Forschungen der Ortlepp-Gesellschaft wird ihm das außergewöhnliche Talent zugeschrieben: die geheimnisvollen Wirkungen von Musik auf die Menschen ausdrucksvoll in Worte zu fassen. Ortlepp selbst: „Ich meine immer, wer über Musik schreibt, sollte, wie die Musik selbst, das Herz dabei mit bewegen.“
So lernen wir an diesem Abend Ernst Ortlepp nicht nur als Dichter, auch als Musiker und Musikschriftsteller kennen. Wohl gewählte Texte und Klavierstücke zwischen gut platzierten kleinen Streifzügen durch sein Leben brachten uns einen Dichter näher, der seine letzten Gedichte hier in Zeitz schrieb.
„Dem Guten muß das Gute doch gelingen“ zitiert eine der Veröffentlichungen der Ernst-Ortlepp-Gesellschaft den Dichter. Ein Satz, den eben auch dieser engagierte Verein für sich reklamieren kann. Denn mit der Ernst-Ortlepp-Bibliothek mit ihrer umfangreichen Sammlung, den qualifizierten Forschungen und Publikationen ist den Guten viel richtig Gutes gelungen. Weiterführende Informationen zu Ernst Ortlepp finden Sie hier:
In zurückliegenden Beitragen zu Ortlepp fanden wir folgende Schnipsel:
Demnächst in KulturZeitz
SPIEL.STADT – Theater für alleWöchentlich
Geußnitzer Straße 10, 06712 Zeitz
CAFÉ MOSAIKWöchentlich
Wendische Straße 29, 06712 Zeitz
Handarbeitstreff im krimZkramsWöchentlich
Rossmarkt 2, 06712 Zeitz
Deutsch Sprachklub 2.0Repeating Event
Roßmarkt 4, 06712 Zeitz