…oder gar überhaupt nicht nachgedacht?
Die Bemühungen um Haushaltskonsolidierung können bisweilen schon seltsame Blüten treiben. Schon während der Schlossweihnacht praktiziert wurde darüber debattiert, ob denn nicht für die Toilettenbenutzung im Museum Schloss Moritzburg eine Gebühr erhoben werden könne. Einen Obulus für bisher kostenfreie Ausstellungseröffnungen zu nehmen ist hin und wieder diskutiert, bisher stets verworfen worden.
Offensichtlich gar keine Diskussion indes gab es darüber, den Besuch der Ausstellung „Wenn meine Seele an deine rührt“ von Roland Lindner auf „Eintritt frei“ zu stellen. So steht es auf den Plakaten – auch im Rathaus – und so war es dann auch. Das darf aus mehreren Gründen verwundern.
Es ist wohl den geneigten Kunstinteressierten nur schwer zu erklären, weshalb für die eine Ausstellung der Eintritt frei ist und für die andere (Thomas Carl „Körper im Raum“) nicht. Noch schwerer fallen dürfte das Finden einer plausiblen Erklärung gegenüber der Stadtkämmerei dafür, weshalb hier ohne Not auf viel Geld verzichtet wurde. Denn nach jüngst veröffentlichter Einschätzung in der MZ besuchten – hochgestapelt – 4.000 Menschen besagte Ausstellung Roland Lindners. Stimmt das hätte Zeitz einfach mal so Einnahmen von – tiefgestapelt – bis zu 10.000 Euro liegen gelassen. Warum? Diese Frage konnte bislang noch niemand beantworten.
Richtig brisant wird dieser Vorgang allerdings aus einem anderen Grund. Roland Lindner hatte öffentlich erklärt, er habe im Verlauf der Ausstellung etwa die Hälfte seiner hier ausgestellten Werke verkauft. Das ist schön für ihn und aus seiner Sicht nicht ehrenrührig. Doch für die Stadt ist das ein Problem, wenn sich bestätigt, was dem Vernehmen nach zu vermuten ist. Deutschland weit ist in solchen Fällen nämlich eine Vereinbarung üblich, die dem gastgebenden Haus zur Deckung wenigstens eines Teils seiner Aufwendungen eine angemessene Umsatzbeteiligung zusichert. Das wäre auch plausibel, weil durchaus vernünftig. In unserem Fall ist allerdings von einer solchen Vereinbarung nichts bekannt.
Die Aufwendungen für das Museum indes sind immens. Neben laufenden Betriebskosten fallen Kosten für das Museumspersonal an, das nicht nur während der Öffnungszeiten für die Sicherheit der Ausstellungsstücke zu sorgen hat. Zudem wurden in dieser Ausstellung Arbeiten mit Nägeln und Schrauben an denkmalgeschützten Wänden angebracht, deren Wiederherstellung ebenfalls einiges an Kosten verursachen dürfte.
Man darf also fragen, wessen Seele von der Ausstellung oder wem auch immer so sehr gerührt werden konnte, dass ein Kosteneinsatz und Einnahmeverzicht in diesen Größenordnungen übersehen werden konnte. Wurden diese Kosten am Ende gar gebilligt oder haben sie sich einfach so ergeben, frei nach dem Motto „Die Welt ist wie ein Puppenspiel“?