Im Ladengeschäft der Luthergasse 7 wird seit einigen Wochen gesägt und geschraubt, denn hier eröffnet Ende diesen Monats der erste Zeitzer Bioladen. Der Schwerpunkt liegt auf dem Verkauf von Waren, die unter ökologisch und sozial vertretbaren Gesichtspunkten erzeugt werden, so der Inhaber und Geschäftsführer Sebastian Mäder. Supermarkt – Esstisch – Tonne, diese Nahrungsmittelkette des Überflusses möchte der gelernte Steinmetzmeister umgehen und setzt auf verantwortungsvollen Konsum. Seit Jahren achtet er bewusst auf eine nachhaltige Ernährung und erkennt eben hier einen großen Handlungsbedarf. Sein Sortiment reicht über Trockenware, Molkerei- und Frischeprodukte bis hin zu Nonfood Erzeugnissen die zu einem Großteil biozertifiziert und nach Möglichkeit regionaler Herkunft sind.
Du bist was du isst
Der Markt dieser Produkte wächst seit Jahren kontinuierlich und verspricht auch für die Zukunft eine Konjunktur. Trends hin zu gesunder Ernährung werden in allen einschlägigen Brancheneinschätzungen verzeichnet. Trotzdem verkennen viele Menschen die Bio-Bewegung als hippiesk und närrisch und unterschätzen den tatsächlichen gesellschaftlichen Mehrwert. Denn Mäder lenkt die Aufmerksamkeit auf hiesige Produzenten und biologische Produktion und lässt damit die klaffende Lücke zwischen der vorherrschenden Art der Landbewirtschaftung und der Agrarkultur, die den ländlichen Raum über Jahrhunderte prägte, kleiner erscheinen. Dieser Impuls ist wichtig, sogar existenziell für den ländlichen Raum, der einem enormen Veränderungsdruck ausgesetzt ist. Denn nachdem die Agrarwirtschaft fast vollständig in die global agierende Nahrungsgüterproduktion eingegliedert wurde, an deren Anfang die industrielle Massenproduktion steht, sind in den Innenstädten kaum noch kleine Einzelhändler zu finden, sondern die großen Lebensmittelketten mit ihren Discountern. Bunte Vielfalt ist schnell zu monotoner Masse geworden oder im Fall der Zeitzer Innenstadt: Zu leeren Ladenlokalen.
Der Naturkostladen kann also Indiz einer Trendwende sein und schafft Bewusstsein. Zukünftig soll man hier auch online bestellen können. Einmal pro Woche werden die Waren ausgeliefert.
Wer also gern chemikalienfreie, unbehandelte, unbestrahlte sowie sozial und ethisch korrekt produzierte Waren beziehen möchte, wird am Zeitzer Neumarkt fündig. Wer im Winter weiterhin blasse Tomaten und geschmacksfreies Obst für 1 Euro pro Kilo im Eingangsbereich der Kaufländer appetitlich findet, für den kommt die Trendwende im Ernährungsbereich wohl zu spät.
Eröffnungsfeier 22. April
Luthergasse 7 in Zeitz
www.naturkostladen-zeitz.de