Zeitz gedenkt der Opfer der Pogromnacht
Etwa 65 Menschen waren am Sonntagabend der Einladung der Initiative Stolpersteine für Zeitz in die Judenstraße gefolgt. Gedacht wurde der Opfer der Pogromnacht am 9. November 1938, dem Anfang des größten Völkermordes in Europa. In ihrer Rede „Nie wieder ist jetzt“ beschwor Tanja Pilger-Janßen, designierte Superintendentin des Kirchenkreises Saale-Unstrut, die Verantwortung der heutigen wie künftigen Generationen, dass solche Gräueltaten niemals mehr geschehen dürfen.
Nach dem Gebet der evangelischen Pfarrerin Claudia Romisch hatten Oberbürgermeister Christian Thieme, Fraktionen des Stadtrates, Bürgerinnen und Bürger Blumen niedergelegt.
Sichtlich bewegt erinnerte Sandy Wegnershausen, Sprecherin der Stolpersteinitiative, an die Geschichte des Zeitzer Juden Siegfried Fürst. Nach seiner Verhaftung in den Novemberpogromen wurde er in das KZ Buchenwald verbracht, kam jedoch im Dezember wieder frei. Vorübergehend wohnte er im Pfarrhaus in Zeitz bei Pfarrer Klemens Wittelsbach, der ihm auch zur Flucht nach Belgien verhalf. Von hier aus sollte er 1940 von Antwerpen aus mit dem Schiff nach Südamerika ausreisen. Einen Tag zuvor begann der Westfeldzug der Nazis, die ihn dort aufgriffen und in das Sammellager der SS nach Mechelen, zwei Tage später in das KZ Auschwitz transportierten. Dort kam Siegfried Fürst ums Leben. Eine der unzähligen tragischen Geschichten aus der Zeit des Naziterrors.
Fürbitten und Gebete sprachen Jörg Recknagel, Pastor der Methodistischen Gemeinde Zeitz und der katholische Pfarrer Jürgen Wolff.
Nach der Gedenkveranstaltung führte ein Spaziergang zu den Stolpersteinen, die in der Innenstadt an die jüdischen Opfer der Nationalsozialisten erinnern. Dirk Bindmann von der Initiative Stolpersteine für Zeitz sprach über das Leben der Opfer. Dabei ließ er auch die Diebstähle und mehrfachen Anschläge auf die Stolpersteine in Zeitz nicht unerwähnt und verurteilte die Taten.








