GAME OVER. ALEXANDER SCHELLBACH – MALEREI, PLASTIK, ZEICHNUNG
Eröffnung der Sonderausstellung
Vom 13. August – 26. November 2023
Zur Eröffnung sprechen:
Kristin Otto, Leiterin des Museums
Roland Rittig, Gesellschaft zur Förderung Schloss Moritzburg
Der Künstler ist während der Eröffnung anwesend.
Beitragsoto: Alexander Schellbach, „Rüdersdorf, Blick von Süden“, Kohlestift auf Papier, © Alexander Schellbach
ÜBER DIE AUSSTELLUNG
Quelle: zeitz.de
In den Bildern des Künstlers Alexander Schellbach kann man sich auf Spurensuche begeben. Zwei Werkserien stehen im Mittelpunkt der Sonderausstellung GAME OVER, die vom 13. August bis zum 26. November 2023 im Museum Schloss Moritzburg Zeitz präsentiert wird.
Die Werkserie Blühende Landschaften (2009 2017) umfasst zum einen keramische Plastiken, die den Anschein erwecken, Maschinen zu sein; zum anderen Kohlezeichnungen, in denen diese fiktiven Maschinen nicht selten als bedrohliche Objekte wiederauftauchen. Den nahezu fotorealistischen Zeichnungen liegen Fotografien von Industriebrachen in Ostdeutschland zugrunde. Jene Arbeiten changieren zwischen Dokumentation und Fiktion. Der Betrachter wird bewusst getäuscht und gleichzeitig dazu eingeladen, die Darstellungen kritisch zu hinterfragen.
In der späteren Werkserie You`re the First, the Last, my Everything (2019 2021) beschäftigte sich Schellbach thematisch vor allem mit problematischen Paarbeziehungen. Hierfür suchte er die Motive nicht mehr in der vorgefundenen Außenwelt, sondern schuf eigene Räume aus seinem Innern. En miniature kreierte der Künstler Szenerien zunächst als plastisches Model, in welchem er auch verschiedene Lichtsituationen und Blickwinkel erprobte. Nach diesen Vorbereitungen fertigte Schellbach eine Fotovorlage an, die er anschließend mit Tusche und Wasserfarbe auf Papier übertrug. Den räumlichen Rahmen, in dem sich ein Beziehungsdrama abzuspielen scheint, bildet meist ein Theatersaal oder eine Diskothek, Orte der Geselligkeit und Unterhaltung in Schellbachs Bildern aber fast immer menschenleer und mit häuslichem Mobiliar unter anderem aus Schlafzimmer oder Küche ausgestattet. Die Protagonisten des Konflikts bleiben im Verborgenen, ebenso wie dessen Anfang und Ende. Ob es Game Over ist, wie der Ausstellungstitel suggeriert, verraten die Bilder nicht.
Plakat: Museum Schloss Moritzburg Zeitz
ÜBER ALEXANDER SCHELLBACH
Quelle: Uhlig Gallery
Alexander Schellbach, geboren 1976 in Blankenburg (Sachsen-Anhalt), beschäftigt sich seit seiner Kindheit mit Malerei, Zeichnung und Keramik.
Seine technischen Fertigkeiten erarbeitete sich Schellbach an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle, an der er Grafik und Keramik studierte. Bereits vor dem Studium erlangte der Künstler die Grundfertigkeiten der Keramik während seiner Ausbildung zum Scheibentöpfer, sowie in der elterlichen Werkstatt im Harz.
Als Heranwachsender erlebte er in Blankenburg die Euphorie der Wendejahre – aber auch das mit ihr verbundene Sterben der Industriekombinate und Hütten seiner Heimatregion.
Das Zusammentreffen von Arbeitslosigkeit und Aufbruch im unmittelbaren Umfeld prägte den Künstler, öffnete ihm aber auch den Raum für eine faszinierende Auseinandersetzung mit der Zerbrechlichkeit von Werten, Wahrheit und Welt – technisch präzise und mit scharfem Blick für feine Nuancen.Schellbachs Zeichnungen sind dem Fotorealismus zu zuordnen. Er bildet meist authentische Industrieräume ab, in denen er eigens entworfene Maschinen einfügt. Diese Maschinen aus Keramik sind kollagenartig zusammengefügte Abbilder realer Maschinenteile.
Die Industrieruinen Mitteldeutschlands als sichtbare Relikte vergangener Zeiten zeichnet Schellbach als „Blühende Landschaften“ – grafisch ausgereifte Orte, in denen er Artefakte aus einer düsteren Parallelwelt errichtet.
So wird etwa die Ruine einer Montagehalle zur Kathedrale, in der fremde, teils morbide, selbstgeschaffene Formen auf vermeintlich Bekanntes treffen, das aber längst in fortschreitendem Verfall begriffen ist.In seinen Plastiken collagiert der Künstler keramische Abdrücke gefundener Motorenfragmente mit originalen Maschinenbauteilen. Diese werden so in einen fiktionalen Zusammenhang überführt. Im Prozess des Brennens nähern sich die unterschiedlichen Materialien optisch einander an. Das Zusammenwirken von keramischer Unschärfe und der Patinierung des Metalls erweckt den Anschein starker Benutzung und verweist so auf die regional längst verschwundene industrielle Massenfertigung.