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„Das Atmen nach dem Punkt“ (1.)

„Das Atmen nach dem Punkt“ (1.)

Wie sich zehn junge Leute Kloster Posa, das Leben und ihr Leben auf Posa denken

Etwas Heiteres liegt in der Luft
mokkabrigadeEs ist Sonntag zur besten Kaffeezeit auf Kloster Posa. Aus der Box neben der „Mokkabrigade“ plätschert ein Bandoneon zu einem französischen Chanson. Vor dem zum Kiosk umgebauten rund gelutschten Wohnwagen rufen knallfarbige Stühle aus den Sechzigern „setz dich“. Auf den Tischen kleine Häppchen und frische Blüten aus den nahen Wiesen. Später wird mich der doppelte Espresso der Mokkabrigade beinahe aus den Socken hauen. Weiter hinten toben lachend ein paar Kinder auf  Wolldecken herum. Die Türen in den umstehenden Gebäuden sind geöffnet. Davor sind Schilder aufgestellt, mal Rot, mal Blau die Schrift, immer auf weiß: CAFÈ, LADEN, WERKSTATT, HERBERGE. Handgemachte Visionen.
Aus einer der geöffneten Türen singt eine Stimme zur Gitarre: „Ich glaube an das Atmen nach dem Punkt.“ Steht einfach dort, allein und singt – Sabine Stietz, die Musikpädagogin, eine vom Team.  Etwas Heiteres liegt in der Luft. Etwas ungewöhnlich Heiteres. Etwas angenehm ungewöhnlich Heiteres.

„Es ist ein ungewöhnliches Konzept für einen ungewöhnlichen Ort,…“ schreiben zehn junge Menschen über ihre Idee „Wege in die Zukunft. Das Konzept für Kloster Posa“. Ist dieses junge Team ungewöhnlich? Wenn ja, sind sie angenehm ungewöhnlich, die Menschen im Team. Sie machen sich auf, einem ungewöhnlichen Ort namens Kloster Posa Leben einzuhauchen. Mit guten Ideen, mit Kind und Kegel, voller Optimismus und viel Lust zum Anpacken. Darüber zu sprechen haben sie eingeladen, die von der AG Kloster Posa. Einige Stadträte sind gekommen. Der Oberbürgermeister ist dabei.

Etwas von Häuptlingen
Weil ich etwas schreiben will von dem ungewöhnlichen Konzept für den ungewöhnlichen Ort frage ich wer im Team denn so etwas wie der Häuptling sei. So zum Ansprechen. „Es gibt bei uns viele Häuptlinge“, antwortet lächelnd Thomas Haberkorn, der gebürtige Zeitzer mit Wohnsitz in Leipzig. Aha, denke ich, so ist das wohl in einer Genossenschaft. Die soll als Rechtsträger für das zukunftsträchtige Projekt gegründet werden. Gestern habe das Team ein qualifiziertes Konzept zur Genossenschaftsgründung vorgelegt erklärt mir Winfried Haas. Ein überaus überzeugendes qualifiziertes Konzept betont der Mann, der für die Enova bundesweit Genossenschaftsgründer berät.

interessierte zuhörerFür die „vielen Häuptlinge“, erfahre ich, gehört zum nachhaltigen Ansatz, die Zelte für sich und ihre Familien hier aufzuschlagen. Nicht  für einen Sonntagnachmittag auf den roten Stühlen an der „Mokkabrigade“. Nein, „unser ganzheitlicher Ansatz bedingt den Lebensmittelpunkt hier“, sind sie sich einig. Das vor allem, das Ganzheitliche hat letztlich auch einer Mehrheit der Stadtratsfraktionen gefallen. Und dem Stadtoberhäuptling (ein Scherz) wohl auch. Der jedenfalls, der Oberbürgermeister, zeigt offen seine Sympathie für das Konzept. Beim Rundgang gibt der Verwaltungsfachmann wertvolle Tipps in Sachen Planung und Genehmigung. Die werden sie noch brauchen, die jungen Visionäre.

Die Sache mit dem Atem
Die „Wege in die Zukunft“ aus dem Konzept (siehe auch in den Reitern unten). Wer sich darauf einlässt, kann sie schon beim Lesen sehen. Hier haben gebildete Macherinnen und Macher nicht mal eben etwas aufgeschrieben. Sie sehen auch die Steine auf den Wegen, und die Mühen des Beräumens. Akribisch sind die Risiken analysiert und Chancen abgewogen, Synergien bewertet und mögliche Störfaktoren ermittelt, Kosten kalkuliert und Meilensteine gesetzt. Was hier half und künftig wichtig sein wird: jede(r) der Zehn passt mit seinem Ausbildungshintergrund oder der beruflichen Biografie in mindestens eines, meistens mehrere der Projektfelder. Darüber berichtet ZeitzOnline in der Fortsetzung.

Etwas Heiteres liegt in der Luft an diesem Sonntagnachmittag rund um die „Mokkabrigade“. Etwas ungewöhnlich Heiteres. Es fühlt sich an wie Zukunft für diesen ungewöhnlichen Ort. Die Stimme singt „Ich glaube an das Atmen nach dem Punkt“. Sie werden sie brauchen, den Glauben und den Atem. Und wir freuen uns auf den nächsten Punkt. Und das Atmen danach.

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About The Author

REINER ECKEL Jahrgang 1953, wohnt in Zeitz. Der Web 2.0-Enthusiast ist in Sachen Web, Grafik und Layout als Autodidakt unterwegs. Betreibt zeitzonline.de seit 23. Februar 2011.

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