Litfaßsäulen auf der Spur
Grau, verwittert, manchmal weiß vor trostlosem Grund stehen sie wie faulige Zähne herum. Was Litfaßsäulen erzählen könnten. Kleiner Stadtgang auf Spurensuche.
Als „Annoncier-Säulen“ wurden 1855 in Berlin die seither beliebten Werbeträger aufgestellt. In vielen Städten erleben Litfaßsäulen derzeit einen Boom. Andere, in denen zwar nicht viel zu berichten ist, es aber andere Geschäfte zu verrichten gibt, hatten findige Leute wenigstens die Idee, eine Toilette einzubauen. Oder Fahrkartenautomaten.
Hierzulande gibt es weder noch. Nichtmal eine Idee. So faulen die Nachrichtentonnen als alternde Zähne auf unterirdisch verwittertem Grund vor sich hin, lösen sich aus den Wurzeln und drohen um zu fallen.
Immerhin, auf einigen kündigt derzeit der Junge mit der Mundharmonika seine neue CD an. Für alle reicht das nicht. Spiel mir das Lied vom Tod.
Und weiter gibt es wirklich nichts Neues?
Trostlos gammeln die einst beliebten Dickleiber im Zeitzer Novembernebel vor sich hin. So, sich in ihrer poröse bröselnden Haut kaum vom Hintergrund abhebend haben sie nichts Neues zu verkünden. Doch, mit etwas Glück findest du zwischen den narbigen Hautfetzen Stücke von farbig illustrierten Geschichten aus besseren Zeiten. Und schlechteren. Sie erzählen auch von uns.
da kann man sich nur bei der stadtverwaltung bedanken, die die säulen an eine nicht zeitzer firma vermietet hat… da sind das nur ein paar unter sehr vielen..
Also mir ist am Ende egal, wer hier wem vermietet. Was mir nicht egal ist: gut sichtbare Flächen werden für regionale und lokale Neuigkeiten und Mitteilungen so gut wie nicht genutzt. So bleibt mir nur, mich wenigstens am schaurig schmuddligen grauen Charme unserer Litfaßsäulen zu erfreuen.