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Applaus unter Tränen

Applaus unter Tränen

Ein Abend voller Respekt und Empathie

„Meine Fragen können das nicht tragen“, die Reimzeile eines Liedes, das Phil Holstein heute Abend erstmals öffentlich sang. Ein nachdenkliches Lied. Ein Lied voller Respekt und Empathie vor dem Alter. Phil hatte, wie die anderen Vortragenden, ein Gespräch mit einem alten Menschen in einem Zeitzer Seniorenheim. Was er hörte und erlebte beschreibt er mit diesem anrührenden Lied. Nicht der Einzige, der heute im Zeitzer Kunsthaus Menschen begeistert applaudieren ließ. Und zu Tränen rührte.

Alles zu seiner Zeitz„, ein Projekt, das im Creative Lab Kohle Ideen entstand, brachte Zeitzer Künstler- und Kulturschaffende mit alten Menschen zu Gesprächen zusammen. Was sie dabei erfuhren und erlebten sollten sie künstlerisch frei verarbeiten. Aus Gesprächen Kunstwerke entstehen lassen? Ja. Von dem, was dabei entstand waren etwa 50 Gäste heute sehr berührt. 

Rotraud Dennecke hatte für drei LaiendarstellerInnen ihrer Theatergruppen ein amüsantes wie nachdenklich machendes kurzes Theaterstück inszeniert. Das übersetzte Aussagen ihres Gegenüber im Seniorenheim in ein lebendiges und wohlpointiertes Szenisches Spiel. In zehn Minuten sah man in Berührendem wie Humorigem ein Leben an sich vorüber ziehen. 

Andere Projektakteure hatten sich für die bildende Kunst entschieden. Beeindruckende Porträts entstanden, die etwas vom dargestellten Menschen erzählen, ohne dass man ihn kennt. Schön war auch, dass die Akteure zu ihren Arbeiten und den Begegnungen etwas erzählen konnten.

Marianne Mächtig und Tom Düringer etwa hatten sich gemeinsam einem Menschen und seiner Lebensgeschichte genähert, was den Tom offensichtlich nachhaltig beeindruckt haben muss. Am Ende hatten die beiden Ihr Erlebnis in einer großflächigen Installation und mit begleitendem Text verarbeitet (siehe Titelbild und unten).
Für einen Moment des Innehaltens sorgte Roland Lindner, als er mit Stationen und Ereignisse im Leben seines Vater erzählte. Das ging nahe. Für die Vernissage hat Roland Lindner diese Geschichte in einer Installation wiederzugeben versucht.

Was bleibt von uns?

Betroffen und nachdenklich machen konnte Chiara Lenhard. Sie ist Pflegerin in einem der Heime, in dem diese Gespräche geführt  worden sind. Als junge Frau hat sie sich mit der Frage auseinander gesetzt, was der Mensch noch ist, was er bedeutet, was er der Gesellschaft bedeutet, wenn er nichts mehr hat. Keine Macht etwa, keinen Besitz, keine Nähe zu Anderen. Tiefgehende und ehrliche Gedanken einer jungen Frau in einem sehr empathischen Text. Das hinterließ Eindruck.

Versuch eines Fazit

Kein Gast, den ich anschließend gesprochen hätte, der nicht angetan war an diesem Abend im Kunsthaus. Einige gestanden ihre Tränen. Was lernen wir daraus? Dass wir alle eines Tages in diesem Leben diese Geschichten erlebt haben werden und erzählen können, die wir heute hörten. Dass wir Menschen im Leben die Nähe zu anderen brauchen, auch und gerade am Ende dieses Lebens.
Den drei ProtagonistInnen des Projektes „Alles zu seiner Zeitz“ (Bilder unten) ist es mit einem guten Format gelungen, für das wichtige Thema des Alterns zu sensibilisieren. Und sie haben in Zeitz MitstreiterInnen gefunden, die mit viel Phantasie und Enthusiasmus, mit ebenso viel Respekt und Empathie dies Thema aufgriffen und nahe an die Menschen bringen.
Dafür allen einen Dank.

Impressionen vom Abend

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About The Author

REINER ECKEL Jahrgang 1953, wohnt in Zeitz. Der Web 2.0-Enthusiast ist in Sachen Web, Grafik und Layout als Autodidakt unterwegs. Betreibt zeitzonline.de seit 23. Februar 2011.

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