ZeitzerInnen beraten über nachhaltige Entwicklung
Diese Geste Claudia Siebecks am Ende des Impulsabends im gut gefüllten Jugendhaus hatte schon fast etwas Beschwörendes. Als wollte sie sagen „schaut her, die Lösungen liegen auf dem Tisch, jetzt müssen wir nur noch wollen.“ Zuvor hatte die Nachhaltigkeitsmanagerin der Stadt Zeitz das Publikum um Handaufheben dafür gebeten, welche der eben besprochenen Schwerpunkte ihnen am wichtigsten seien: mehr Grün, mehr Sicherheit oder mehr Gemeinschaft? Wenn ich richtig geguckt habe, gab es eine leichte Mehrheit für mehr Gemeinschaft. Genau diese drei Schwerpunte haben nahezu 300 Zeitzerinnen und Zeitzer in einer Umfrage am häufigsten genannt.
Und eben deshalb hatte Siebeck mit ihrem ZeNatra-Team zu diesen drei Schwerunkten ReferentInnen eingeladen, die aus ihrem Umfeld Projekte als exzellente best practices vorstellten. Für mehr Sicherheit Straßenlicht aus selbst generiertem Strom, der Gemeinschaftsgarten für mehr Gemeinschaft und Miniwälder für mehr Grün und besseres Stadtklima? – aber geht das den auch in Zeitz?
Licht – erzeugt, wo es gebraucht wird
Die 17-jährige Gymnasiastin Anne Marie Bobes (Titelbild) will mit ihrer Erfindung nicht weniger als die Stadtbeleuchtung revolutionieren. Kleine, leichte, fast wartungsfreie und auf den leisesten Luftzug reagierende Rotoren direkt an den Lampen erzeugen den Strom für deren Lichtquellen. 25 Modelle hat sie für ihre Messungen konzipiert und im 3D-Drucker realisiert, ihre Schule unterstützte sie dabei. Unzählige Messungen hat Bobes dafür vorgenommen, um mit dem besten Material und der geeignetsten Form den bestmöglichen Wirkungsgrad zu erreichen. Beeindruckend. Für ihre Erfindung dieser „Helix-Rotoren“ gewann sie erst jüngst den Bundespreis für Physik bei „Jugend forscht“ und träumt schon mal „vielleicht auch in Zeitz?“ ihre Erfindung zu platzieren. Nach ihren Berechnungen hätten diese Rotoren, auf Dächern gruppiert, in der Gesamtbilanz auch einen höheren Wirkungsgrad als Solaranlagen.
Kleine grüne Kühlakkus
Was ein Tiny Forest ist und wie nützlich er sein kann, das erklärt Ulrike Gollmick. Sie ist Geschäftsführerin des Vereins Miya und weiß, wovon sie redet, wenn sie etwas über Tiny Forest (kleiner Wald) erzählt. In vielen Städten kühlen die kleinen Oasen aus dicht gesetzten waldtypischen Pflanzen bereits jetzt an baumlosen hellen und heißen Plätzen die Luft. Kaum größer als 100 Quadratmeter wachsen die grünen Oasen durch die dichte Bepflanzung schneller, spenden Schatten wie Feuchtigkeit und sind vielerorts zu beliebten Aufenthaltsorten mit Erholungscharakter geworden. Der Verein Miya, der seinen Namen vom Erfinder des Tiny Forest Akkira Miyawaki hat, wurde selbst bereits in einigen deutschen Städten mit dem Pflanzen erfolgreich aktiv. Um die 100 Euro Kosten sollen dabei je Quadratmeter entstehen.
Gemeinschaft entwickelt Gemeinschaft
Ausgenommen gute Erfahrungen machen Susanne Borell und Grit Herzog mit ihrem Gemeinschaftsgarten. Sagen wir lieber mit dem Garten der Gemeinschaft. Denn soetwas inmitten von Plattenbauten wie hier in Halle Heide-Nord brauche unbedingt das Wollen der Gemeinschaft, berichten sie. Dass ein solches Modell wegen verfügbarer Fördermittel relaviv kostengünstig zu realisieren ist, sei nicht der wichtigste Knackpunkt. Die beiden Hallenserin wissen, ein Gemeinschaftsgarten anzulegen und langfristig zu erhalten, dafür braucht es eine Gemeinschaft aus den EinwohnerInnen rundum. Gut einsehbar platziert und von vielen akteptiert kann ein solcher Garten sehr wesentlich zur Lebensqualität eines Quartiers beitragen und die Gemeinschaft dort stärken.
Geht das nun auch in Zeitz?
„Das geht auch in Zeitz“ mit dieser, sagen wir mal These, war dieser Impulsabend vom zeNaTra-Team überschrieben. Impulse gab es reichlich – aus den Umfragen theoretische, aus den Referentenbeoträgen ganz konkrete. Auf die Frage, ob das denn nun auch in Zeitz ginge, reagierte Claudia Siebeck und schloss den erfrischenden Abend mit dieser eingangs beschriebenen und bestätigenden wie beschwörenden Geste.
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