Keine Stichwahl in Zeitz. Eine Überraschung?
In Zeitz wird es bei der Wahl zum Oberbügrermeister keine Stichwahl geben. Amtsinhaber Christian Thieme (CDU) gewinnt mit absoluter Mehrheit.
Zeitz hat gewählt. Jedenfalls ein Teil der Zeitzerinnen und Zeitzer. Ein mit unter 40% Wahlbeteiligung enttäuschend kleiner Teil. Die Grafik zeigt den vorläufigen Stand der Wahl gestern um 20:38 Uhr (Quelle: zeitz.de).
Gestern 18:29 Uhr geht aus dem Wahllokal in der Bergsiedlung die Schnellmeldung an die Wahlleitung raus: 208 von 340 gültigen Stimmen vereint der Amtsinhaber Christian Thieme auf sich. Die tagsüber fade Besucherfrequenz bestätigte sich am Abend, die Wahlbeteiligung lag bei 40%. Ein Trend? Ja, wie sich wenig später im Rathaus abzeichnen wird. In den Fluren treffen die Wahlvorstände nach und nach ein, um ihre Wahlniederschriften und versiegelten Stimmzettelcouvers abzugeben. Zwischendurch der Blick aufs Smartphone und das Diagramm – ein schwarzer Balken ragt einsam in die Höhe und schaut auf die anderen herunter. Es ist der von Christian Thieme.
In den letzten Wochen, vor allem Tagen, traf man niemanden, der nicht mit einer Stichwahl gerechnet hätte. Nur wer sich mit wem noch einmal ein Rennen liefert, dazu gab es das große Rätselraten. Während Thieme bei allen Konstellationen dabei war, schwankte man bei dem Gegenüber: Thieme vs. Exler, Thieme vs. Huke? Von anderen war nicht die Rede. Am Ende ließ Christian Thieme mit ca. 57% alle im ersten Wahlgang um Längen hinter sich. So wird der 1. Mai in diesem Jahr für ihn zum doppelten Feiertag. Denn es ist der erste Tag der neuen Amtszeit für die nächsten sieben Jahre. Was gut für ihn ist, ist das auch gut für die Stadt? Das muss er noch beweisen, findet Reiner Eckel im Kommentar.
Was schon einmal gut ist: kein rechter Populist hatte eine Chance und niemand mit mangelndem Unrechtsbewusstsein zieht ins Rathaus ein.
Was lehrt uns diese Wahl noch? Erstens: in Zeitz kann selbst ein bekannter Stadtrat aus der Mitte der Stadtgesellschaft gegen einen Unbekannten von rechts verlieren. Zweitens: Du kannst bei der Beschreibung von Zielen und Erfolgen selbst dann Zustimmung erreichen, wenn du im Ungefähren bleibst. Wenn du zwischen dem, was kommunale Pflicht und dem, was wirklich Erfolg ist, nicht klar unterscheidest und dich gern auf Ankündigungspolitik versteifst: „… auch wenn nicht alles sofort sichtbar ist, passiert im Hintergrund viel und man findet beim Hinschauen unzählige Entwicklungen und Leuchttürme“ (Christian Thieme aus Rückblick 2022). Unzählige Leuchttürme im Hintergrund? Welche genau sind das und weshalb überhaupt sind sie noch „im Hintergrund“? Es wären also weniger Wortwolken und mehr Klarheit und Wahrheit zu wünschen. Die Probleme des Strukturwandels sind für die Menschen nämlich ganz konkret. Drittens hat mit Sehnsucht zu tun. Auch vor Start der neuen Amtszeit noch ist in der Verwaltung bei Vielen eine Sehnsucht nach Führung, nach klarer Orientierung zu spüren. Es mangelt am empathischen Umgang mit Zielvorgaben, Klarheit, Kritik und Anerkennung entlang einer gemeinsamen Linie, einer Idee. Der Verweis auf ein künftiges Verwaltungsleitbild genügt nicht. Es gibt Dinge, die einfach zu tun sind. Damit sind wir bei viertens und dem, was immer gilt nach Wahlen. Christian Thieme ist für 7 Jahre im Amt. Mit dem Blick auf das, was vor uns liegt, sind alle demokratischen Kräfte aufgerufen, ihn zu unterstützen, ihm zu widersprechen, ihn zu fordern, ihn zu kritisieren, ihm zuzustimmen, wo und wann immer es nötig ist, um unsere gebeutelte Stadt voran zu bringen.