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Fassaden zur Show oder Blick in die Zukunft?

Fassaden zur Show oder Blick in die Zukunft?

Die einen sagen armseelige Träumerei andere begrüßen die Idee: in Zeitz sollen „Schaufassaden“ installiert werden. Nur Show oder Blick in die Zukunft? MZ vom 20.4.2011

Vielleicht ist „Schaufassade“ nur das falsche Wort. In der Zeitzer Rahnestraße sollen Fassaden anregen, den Blick in die Zukunft zu wagen. Manches in der Diskussion erinnert mich an Komplexannahmestellen. Komplexannahmestellen für Jammerargumente hätten in Zeitz Hochkonjunktur. Darin sind wir geübt, im Jammern. Nur hilft das eben wenig.

Häuser zum Lächeln bringen. Ein gutes Ziel.

Straßen, Städte und Häuser haben ganz verschiedene Gesichter. Mit Leerstand und ausgehöhlten bröckelnden Häusern kämpft nicht nur Zeitz. Und doch, etwas ist hier anders. Es gibt Städte und in den Städten Quartiere, in denen sehen dich die Häuser an als wollten sie dir sagen „guck nicht so, ich werde auch bald schön gemacht.“
Unsere Rahnestraße gehört nicht dazu. Die Häuser hier blicken dich traurig an. Hilflos weinen sie vor sich hin. Das allein wäre schon ein Grund, mit leichten kosmetischen Mitteln die Tränen der Häuser zu trocknen.

Nun gibt es die Idee, in dieses und jene Gesicht von Häusern ein Lächeln zu zaubern. Daran kann ich nichts verwerflich finden, solange nicht die Schaufassade selbst so etwas wie eine städteplanerische Strategie wird. Das ist so in der Zeitzer Rahnestraße wohl nicht gedacht.
Ich stelle mir vor, im Jahr 2020 wird die neun Jahre zuvor installierte Schaufassade abgenommen und dahinter sehen wir räumlich und körperlich endlich ein lebendig lächelndes Haus.

Wenn also hinter der Absicht, „Schaufassaden“ zu installieren genau dieser Gedanke steht, dass diese Häuser sagen „guck nicht so, ich werde auch bald schön gemacht“ so finde ich die Idee gut. Schließlich leben wir alle mit den Gesichtern von Häusern und Straßen. Und wenn wir ihnen begegnen geht es uns nicht anders, als bei den Begegnungen mit anderen Menschen. Wir blicken doch lieber in ein lächelndes Gesicht als in eines, das aussieht wie die geöffnete Komplexannahmestelle für Traurigkeit und Jammerargumente.

About The Author

REINER ECKEL Jahrgang 1953, wohnt in Zeitz. Der Web 2.0-Enthusiast ist in Sachen Web, Grafik und Layout als Autodidakt unterwegs. Betreibt zeitzonline.de seit 23. Februar 2011.

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