Das Lesebuch über den Bischof von Naumburg-Zeitz
Beinahe hätte ich mich angesprochen gefühlt als jemand, der „sogar religiös unmusikalisch“ ist. Der Magdeburger Bischof Dr. Feige schreibt dies im Geleitwort unter Hinweis auf Jene, die heute nicht verstehen können, wozu „christlicher Glaube in seiner kirchlich vermittelten Form im Leben gut sein soll“. Doch selbst wenn ich es wäre, „religiös unmusikalisch“, würde ich guten Gewissens dieses Buch auch dem „religiös unmusikalischsten“ meiner Freunde ehrlichen Herzens empfehlen. Denn den Herausgebern Corinna Wandt und Roland Rittig ist mit „JULIUS VON PFLUG BISCHOF VON NAUMBURG-ZEITZ“ ein Buch gelungen, das genau das geworden ist, was es werden sollte – Ein Lesebuch. Ein Lesebuch für Leute von heute.
Am 3. September vor 450 Jahren starb Julius von Pflug. Aus diesem Anlass gedenkt Zeitz des bedeutenden Humanisten seiner Zeit mit einer Tagung am 6. September und – mit diesem Lesebuch.
Wir lesen darin, welche spannenden Fragen in der Reformationszeit die Menschen bewegten und wie sich Julius von Pflug eben diesen Fragen stellte, was ihn bewegte. Verständlich in Gegenwartsdeutsch gesetzt lesen wir in zuvor inhaltlich erläuterten Zitaten aus Pflugs Schriften auch, dass diese Persönlichkeit zu Unrecht heute weniger bekannt ist. Nicht zuletzt belegen das ebenfalls im Lesebuch zu lesende Stimmen von Persönlichkeiten aus der Zeit Julius von Pflugs. Dabei finden wir in seinen Schriften an vielen Stellen Hinweise und Impulse zur Lösung heutiger Herausforderungen und Konflikte ebenso wie Antworten auf persönliche Fragen zum Hier und Heute.
1531 im August schrieb Julius von Pflug an Melanchton:
…die Einigung, von der ihr nicht mehr weit entfernt wart, euch aus der Hand geglitten ist, man weiß nicht, wie (…)
Wenn ich das noch einmal überdenke, tröste ich mich bei dem Gedanken, dass die >unverglichenen< Punkte weniger wichtig sind als jene, bei denen ein Konsens herbeigeführt worden ist.
Dieses Lesebuch, das Lesebuch für Leute von heute ist ein Buch der Annäherung. Es bringt uns näher an Julius von Pflug als Humanisten der Reformationszeit wie als Humanisten mit Wirkung seiner Worte bis ins Heute. Es ist aber auch ein Buch über Glauben. Dass es dabei ohne Wertung und ohne auch nur den Hauch des Missionarischen auskommt, macht es für mich besonders wertvoll.
Ein Lesebuch, von dem sich Leute von heute angesprochen fühlen und sie womöglich „religiös musikalischer“ macht – das wäre ganz im Sinne Pflugs. Auch 450 Jahre nach ihm.
JULIUS VON PFLUG BISCHOF VON NAUMBURG-ZEITZ
Wegbereiter der Versöhnung in der Reformationszeit
erscheint im Mitteldeutschen Verlag
ISBN 978-3-95462-350-1
Nachsatz
Wesentliche Teile von Pflugs Texten für dieses Lesebuch sind der Zeitzer Stiftsbibliothek entnommen.
Julius von Pflug hatte testamentarisch verfügt, dass seine Bibliothek ihren Platz in Zeitz haben solle. So ist sie bis in unsere Zeit so erhalten geblieben. Interessierte Leser finden auch hierzu im Lesebuch Informationen.