DEFA-Star Christel Bodenstein besucht sich selbst
Ein wunderbares Geschenk
Samstag (28.9.) kurz nach Zwei in Zeitz-Ost. Christel Bodenstein steht sichtlich gerührt vor dem riesigen Wandbild an der Jacobistraße. Sie steht vor IHREM Wandbild. Denn es zeigt Christel Bodenstein als Suse in dem Film „Silvesterpunsch“. 59 Jahre nach dem Dreh des Films freut sich die heute 80-Jährige über ihr „wunderbares Geschenk“, wie sie es noch mehrfach nennen wird. Nur im Winter mache sie sich Sorgen „um die Kleine“, so leicht bekleidet wie sie sei. Christel Bodenstein hat auch viel Humor und ich verspreche ihr, Fellmütze und Pelzmantel zu besorgen. Wenigstens auf einer Foto Montage.
Am Sonntag wird es hier interessante Zusammentreffen beim offiziellen Pressetermin geben. Zwei Tage, die wir sie und ihren Mann Hasso von Lenski in Zeitz begleiten dürfen. Es werden zwei schöne, zwei interessante Tage. Zweimal Berlin und zurück, da erfährst du jede Menge aus dem Leben zweier aus der Filmbrache. Nicht alles muss erzählt werden, über die zwei Tage in Zeitz schon.
Abendliche Überraschung
Am Abend sind Christel Bodenstein und Hasso von Lenski Ehrengäste der Mendl Festspiele bei „URWORTE“, der letzten Veranstaltung im Neuen Theater. Die hatten sich etwas Besonderes ausgedacht. Als Christel Bodenstein von Beat Toniolo auf die Bühne gebeten wird geht Gemurmel durch den Saal. Denn natürlich, wurde der DEFA-Star zuvor vielleicht nicht erkannt, bekannt ist sie bei vielen Menschen auch in Zeitz. So war sie anschließend umringt und es gab viele Fragen, jede Menge Freude über dieses überraschende Aufeinandertreffen. Autogrammwünsche, das unvermeidliche Selfie und viele gute Worte am Ende eines langen Tages. Es war schön.
(Über „URWORTE“ und die Mendl Festspiele berichten wir noch gesondert)
Und alle sind sie gekommen
Morgens fahren wir auf den Posaberg. Die Gäste aus Berlin wollten gerne sehen, was, wie und wo sich die Protagonisten des Wandbildes noch so tummeln in Zeitz.
Christel Bodenstein hatte sich so sehr gewünscht, einmal den Menschen zu begegnen, die das Wandbild „Die Tänzerin“ realisierten. Am Sonntag lud „OPEN SPACE ZEITZ zum Pressetermin dorthin. Und alle waren sie gekommen. Die beiden Künstlerinnen Theresa Schulz und Vera Lötzsch, Philipp Baumgarten und Ina Tuscher von OPEN SPACE, AnwohnerInnen, einige von Kloster Posa, die Presse. Welch schöne Begegnungen. Karsten Baczsa ließ sich den Termin nicht nehmen. Als Chef der Wohnungsgenossenschaft 1. Mai hatte er die Wand bereit gestellt und übergab als herzlichen Willkommensgruß ein Präsent. Er freue sich sehr, dass sie hier sein. Das ging denn allen anderen wohl auch so. Einschließlich Christel Bodenstein selbst und ihrem Mann. Auf der Heimfahrt erzählt sie, wie sehr sie auch der Besuch von Anwohnern gefreut habe, weil das zeige, wie das Wandbild angenommen würde dort, wo es täglich zu sehen ist.
Autogramme und gute Noten
Ein Fan kam sogar mit einem Fotoalbum voller Lieblingsschauspieler und bat um ein Autogramm mit Widmung. Darin natürlich auch Christel Bodenstein, die jedem Wunsch freundlich und erfreut entsprach.
Wie nebenbei erfahren wir auf Nachfrage, dass die beiden Künstlerinnen aus Dresden, Theresa Schulz und Vera Lötzsch, ihr Diplom mit 1,3 bestanden hatten. Bestnoten gab und gibt es zuvor ohnehin schon reichlich von ZeitzerInnen für die „Tänzerin“.
„Sie zeigt ein Setfoto aus dem Spielfilm „Silvesterpunsch“(1960) von Regisseur Günter Reisch. Die Tänzerin als Arbeiterin in einem Chemiewerk. Die Körperhaltung assoziiert den kreativen Schöpfer Mensch, der hier als Arbeiter und Künstler wie in so vielen Werken sozialistischer Kunst im Mittelpunkt steht und wirkt zudem wie eine Statue bzw. gar als Denkmal. Die zahlreichen DEFA-Filme haben sich nicht nur in das kollektive Gedächtnis von Millionen Menschen, sondern ihre Stilistik und Ästhetik zugleich in die Filmgeschichte eingeschrieben.“ (OPEN SPACE ZEITZ)
Nun hatte die Tänzerin endlich ihre Begegnung „mit sich selbst“, mit Christel Bodenstein, der Ikone des DEFA-Films. Eine schöne Begegnung, die wir nie vergessen werden.