Dezember 27, 2024

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Es ist noch nicht vorbei!

Es ist noch nicht vorbei!

Emotionen, Fakten und Gespräche. ZeitzerInnen stehen entschlossen hinter ihrem Klinikum.

(Lesen Sie heute Abend was die Fraktionen sagen)

Als Kinderarzt Krebes ein Plakat zitiert muss er mit den Tränen kämpfen. Er ist Chefarzt der Zeitzer Kinderklinik, die neben der Gynäkologie und der Geburtenstation nach Naumburg verlegt werden soll. Krebes zitiert: „KEINE HILFE FÜR MUTTER UND KIND WEIL SIE NICHT RENTABEL SIND“. Zum dritten Mal sei er nun schon mit den Verlegungsideen konfrontiert. Noch immer könne er das nicht verstehen und es mache ihn zornig, solche gravierenden Einschnitte aus der Zeitung erfahren zu müssen.

Es war der Tag der Emotionen und der Entschlossenheit, aber auch der Tag der Nachdenklichkeit und später des fairen Gedankenaustausches am Zeitzer Klinikum. Landrat Götz Ulrich hatte Sozialministerin Petra Grimm-Benne eingeladen. Fast 2.000 Menschen versammelten sich, um ihrem Klinikum beizustehen und klar zu machen „In Naumburg leben, in Zeitz sterben? Mit uns nicht!“, wie es auf einem Plakat zu lesen war.
Schulen, KITAS und Unternehmen sandten Delegationen. Die Menschen brachten handgemachte Plakate, die meisten mit klaren Forderungen und fairen Aussagen. Das beeindruckte. Auch Udo Lange vom Aktionsbündnis Zeitz. Der Initiator der vorhergegangenen Petition zitierte als Einstieg, was das Strukturstärkungsgesetz über „die Entwicklung gleichwertiger Lebensverhältnisse“ beschreibt und stellt infrage, ob solche Überlegungen überhaupt eine Rolle gespielt hätten.

Ausgleichsmaßnahmen, die keine sind?

Oberarzt und Stadtrat Dr. Jörn Röhler verlas aus einem Brief an die Sozialministerin: „…Es ist nicht vergessen, das Zeitz mit einem Überschuss von 3 Mio Euro das Naumburger Klinikum mit einem Minus von 1,9 Mio Euro vor der Pleite gerettet hat – die den Kreisräten versprochenen Synergieeffekte sind nicht aufgetreten – die Verwaltung ist kräftig gewachsen, Doppelstrukturen wurden sogar noch ausgebaut und notwendige Investitionen wurden wiederholt über die Jahre verschoben. Der Lohnverzicht der Pflegekräfte über mehr als 8 Jahre hat eine noch frühere Insolvenz verhindert. Leider haben Aufsichtsrat, Gesellschafterversammlung und das Beteiligungsmanagement des Burgenlandkreises die bereits 2014 sichtbaren dunklen Wolken nicht wahrgenommen.“
Zuvor hatte er im gleichen Brief, die als Ausgleich für die Verlegung von Gynäkologie, Geburtenstation und Pädiatrie angekündigte Schaffung eines Integrierten Notfallzentrums scharf kritisiert, denn: „Sollten die Planungen des Bundesgesundheitsministers zur Schaffung „Integrierter Notfallzentren“ 2020 oder spätestens 2021 realisiert werden, bei der lediglich eine begrenzte Zahl von Kliniken für die Notfallversorgung zugelassen werden soll, (man spricht von 660-800, maximal 1200 von über 2000 Krankenhäusern) bedeutet bei unveränderter Raumstruktur, dass für den Standort Zeitz das Aus für die Notfallversorgung: dann sind keine ambulanten Vorstellungen mehr möglich (Asthmaspray alle, Insulinpumpen kaputt: ab nach Gera, Weißenfels oder Naumburg!)“

Es ist noch nicht vorbei!

Sichtlich angefasst von der großen Unterstützung machte OB Christian Thieme in kurzer konkreter Ansprache aus seiner Position keinen Hehl. „Wir müssen hören, dass wieder etwas von Zeitz nach Naumburg geht – das wollen wir nicht. Eine zukunftsorientierte Stadt für junge Menschen ohne Gynäkologie, ohne Kinderklinik und ohne Geburtenstation? Wie soll das gehen? – das wollen wir nicht, das will ich nicht.“

Kein leichter Stand für die danach folgenden Redner. Für Sozialministerin Petra Grimm-Benne seien zwei Dinge wichtig: die Trägerschaft in kommunaler Hand und die wirtschaftliche Überlebensfähigkeit beider Kliniken. Die ganze Republik schaue auf den Burgenlandkreis ob es gelänge, die Kliniken erfolgreich aus der Insolvenz zu führen. Private Anbieter stünden in den Startlöchern mit ihren Angeboten, das solle man sich nicht wünschen. Wo sie könne, würde sie unterstützen, wenn die Richtung stimme. Es sei ihr nicht möglich, dort zu fördern, wo die Bedingungen nicht gegeben seien.
Ob nun ausgerechnet im Zeitzer Klinikum die Bedingungen nicht stimmen würden, die jene Bündelung in Naumburg rechtfertigten,  beantwortete sie ebenso wenig wie anschließend Landrat Götz Ulrich. Beifall war nicht zu erwarten für den Hinweis, dass endgültig noch nichts entschieden sei. Schwierigkeiten würden schon jetzt die fehlenden Fachkräfte darstellen, wurde in Anspielung auf jüngste Kündigungen von Ärzten mehrfach bemerkt. Vergessen wurde dabei, dass die Impulse dafür eben diese ersten Sanierungsideen gaben.

Offene und faire Gespräche mit offenem Ende

Weniger emotional, eher an Fakten orientiert verlief das Gespräch mit Kommunalpolitikern im Anschluss, wenn auch mit offensichtlich noch immer vollkommen unterschiedlichen Positionen. Auf keines der aus der Kommunalpolitik und der Ärzteschaft vorgebrachten Argumente, gab es hinreichend plausible Erklärungen, weshalb eine Bündelung besagter Klinikleistungen andernorts wirtschaftlich und strukturpolitisch sinnvoller seien. Kein Argument wurde konkret widerlegt, das die Wirtschaftlichkeit vorgeschlagener „Ausgleichsleistungen“ für Zeitz in Frage stellte. Götz Ulrich will den Tag heute und morgen für Gespräche nutzen und sagte zu, dass er abends auf dem Altmarkt Stellung beziehen werde.

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About The Author

REINER ECKEL Jahrgang 1953, wohnt in Zeitz. Der Web 2.0-Enthusiast ist in Sachen Web, Grafik und Layout als Autodidakt unterwegs. Betreibt zeitzonline.de seit 23. Februar 2011.

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