Dezember 03, 2024

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Es zwitschert im Gebälk

Es zwitschert im Gebälk

Leben in der Umweltkirche Zangenberg. (k)eine Vision.

Manches fängt klein an und braucht ein Weilchen, groß zu werden, Manches fängt klein an und wird schnell groß, Manches fängt klein an und bleibt klein – aber Es fängt eben an. Wie heute der „Umweltpfad Mittleres Elstertal“ mit einer Ausstellung.

Menschen, die vor der Kirche in Zangenberg Schlange stehen, wer könnte sich daran noch erinnern. Heute war das so und darüber freut sich Rainer Helms. Der Vorsitzende des Landschaftspflegevereins Mittleres Elstertal e.V. (LPV) durfte zur Ausstellungseröffnung „Vögel der Elsteraue“ viele Gäste begrüßen. Kinder der evangelischen Grundschule Zeitz geben ein kleines Programm, unterm Zelt wird schon gebruzzelt und immer mehr Interessierte sammeln sich zu einer stattlichen Zahl. Später wird sogar die Sonne den Schneefall besiegt haben an diesem kalten Freitag. Es liegt etwas in der Luft.

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„Wenn Sie heutzutage in den Elsterauen einen Blumenstrauß pflücken wollen, werden sie wenig Glück haben“, so Rainer Helms zu seinen Gästen. Das sei vor nicht allzu langer Zeit hier noch möglich gewesen. Doch unsere Art zu leben und zu landwirtschaften lasse der Natur keine Ruhe. Auch deshalb will er mit der kleinen, von der Agentur kocmoc exzellent gestalteten Ausstellung für die Bedeutung von Artenvielfalt und Umwelt sensibilieren. Und noch ein bisschen mehr, weshalb unter den Gästen auch Vertreter des Landes, der Kommunen, der Kirche und der Landrat persönlich zu finden waren. Einmal als Dank für die Unterstützung, denn das Land Sachsen-Anhalt fördert das Projekt aus dem Artensofortprogramm und Landrat Götz Ulrich zeigt Interesse. Als Partner des Projektes sehen sich auch Jens Lattke und Kathrin Natho, schließlich ist die Bewahrung der Schöpfung ein urchristlicher Gedanke. Lattke ist Leiter des Lothar-Kreyssig – Ökumenezentrums der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland ( EKM) und Natho die Umweltbeauftragte der EKM.

Dann war erst einmal Schlange stehen vor der Kirche angesagt. Drinnen indes zwitzschert längst das Gebälk vom eingespielten Gesang heimischer Vögel. Während die Besucherinnen auf Bannern und hinterleuchteten Schaufolien Wissenwertes über die Vogelwelt und deren Erforscher erfahren, simuliert im Kirchenschiff eine Illumination die Jahreszeiten. Klein, aber fein diese Präsentation über die Vögel der Elsteraue.

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Wenn man so will starten mit dieser Ausstellung heute gleich drei Projekte: die Ausstellung selbst, oben erwähnter Umweltpfad und die Umweltkirche Zangenberg. Letztere, als Kirche längst entweiht und seit Jahrzehnten ungenutzt, bildet den eigentlichen Kern der Aktivitäten der LPV-Protagonisten in Zangenberg. Momentan Herberge einiger Vorgelarten und nun dieser Ausstellung soll diese Kirche langfristig gesichert werden, am besten durch sinnvolle wie wirtschaftliche Nutzung. Die solle etwas mit Umweltbildung zu tun haben und die Kirche als Teil einer touristischen Infrastruktur überregional wahrgenommen werden. So die Grundidee. Welche Möglichkeiten es dabei und darüber hinaus geben könnte, welche Visionen für die alte Kirche bestehen, das präsentierte nach der Eröffnung das Architekturbüro Schellenberg-Thaut im Pfarrhaus der Gemeinde. Das Büro war vom LPV Zeitz mit der Erstellung einer Machbarkeitsstudie beauftragt.

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Was hier an Ideen und möglichen Varianten vorgestellt wurde, entspringt nicht Hirngespinsten. Das ist durchdacht, ästhetisch und realistisch. Das nahmen sehr offensichtlich auch jene so auf, mit denen wegen Finanzierung, Förderung, Kooperation und Trägerschaft ohnehin zu reden sein wird: Land, Landkreis, Stadt, Kirche. Dass am Ende eine nächste Auslotungsrunde gegenseitig versprochen ist, darf als Hoffnungsschimmer interpretiert werden.

Der Ort, die Ausstellung, das Projekt sind auch eine Reminiszenz an Professor Dr. Johannes Thienemann. Der Ornithologe lebte einst hier nahe der Umweltkirche Zangenberg im Pfarrhaus.
Thienemann ist Begründer der wissenschaftlichen Vogelberingung und Gründer der ersten ornithologischen Forschungsstation der Welt in Rositten – ein Zangenberger! Heute sitzt er auf einer Bank vor der Kirche. Gemütlich sein Pfeifchen rauchend schaut er dem Treiben zu. Vermutlich wird ihn freuen, dass diese Kirche vielleicht ab heute mit neuem Leben erfüllt wird.

Lust auf Zwitzschern im Gebälk? Hier geht’s lang:

Grafik: kocmoc

About The Author

REINER ECKEL Jahrgang 1953, wohnt in Zeitz. Der Web 2.0-Enthusiast ist in Sachen Web, Grafik und Layout als Autodidakt unterwegs. Betreibt zeitzonline.de seit 23. Februar 2011.

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