Kleine Bühne, großer Abend

Sascha Lange liest aus "DEPECHE MODE LIVE"

Linebug und Peter Schneider harmonieren

Wärmt die Herzen und schärft die Sinne – 4. BiBo Theken Nacht

Was in Zeitz doch alles möglich ist. Denn, wer hätte schon gedacht, eines schönen Jahrhunderts würden Line Bug und Peter Schneider gleich neben Depeche Mode live auf der kleinen Bühne der Alten Stadtbibliothek zu erleben sein? Gestern (13.4.) sollte es soweit sein. Stephan Seitz (Bild u. re.) kündigt einen großen Abend an. Der startet mit DEPECHE MODE, der Weltband, die Stadien füllt. Und alte Stadtbibliotheken. „Eine Bildungsveranstaltung,“ wie Sacha Lange zu Beginn seiner Lesung über die Kultband verschmitzt bemerkt.

Gleich gehts los

Jetzt gehts los

Jedenfalls, es wurde eine sehr unterhaltsame Bildungsveranstaltung über eine Weltband, deren Entwicklung Sascha Lange“ anhand ihrer LIvekonzerte von 1980 bis 2023 nachzeichnet. Im Buch „Depeche Mode LIVE“ erzählen Lange und Mitautor Dennis Burmeister lebhaft den Zauber, der sich wie ein Wunderteppich zwischen dieser Band und seiner weltweiten Fangemeinde bis heute bildet. Dennis Burmeister hat dafür seinen ungeheuren Sammlungsschatz geöffnet, der noch bisher unveröffentlichte Fotos, Konzertmitschnitte und Zeitdokumente bewahrt.

Was dieses Buch und die Lesungen dazu ausmachen: du spürst das Depeche Mode Gen der Fans, das auch die beiden Autoren in sich tragen. Neben dem Dokumentarischen sind es vor allem die kleinen Anekdoten und Geschichten drumherum, die eben auf Konzerttourneen zu erleben sind. Oder die, von der Band unbemerkt, am Rande passieren. Wie jene 1988 in der damaligen DDR, als sich ein Fan unter die FDJ-Ordnergruppe mischte und sich, mit seiner S-Bahnmonatkarte winkend, Zutritt in das umjobelte Konzert der Kultband verschaffte.

Mehr über Depche Mode LIVE

Gesucht und Gefunden zwischen Hoywoy und Zeitz

Als würden sie schon Ewigkeiten gemeinsam nichts anderes machen – Line Bøgh, Peter Schneider und Christian Gundtoft. Als „Linebug“ sind die Wahlzeitzer Bøgh und Gundtoft landauf landab mit ihren bebilderten Konzertgeschichten gefeierte Gäste auf unzähligen Bühnen. Nun hat sich für die BiBo Theken Nacht Tausendsassa Peter Schneider mit seinen Saxophonen hinzu gesellt. Der Schauspieler und Musiker untermalt die mitreißend anrührenden Geschichten von Linebug mal leise schwebend, mal dynamisch vorantreibend. Selbst Kenner der von animierten Zeichnungen Gundtofts begleitenden Linebugsongs werden „Rainbows in Hoywoy“ oder die Zeitzhymne „Skyline“ noch einmal neu entdecken. Es ist nicht übertrieben, diese Partnerschaft als kongenial zu beschreiben.

Es konnte, durfte, sollte nicht ausbleiben, dass Line Bøgh mit verschmitztem Lächeln jene Geschichte verarbeitet, die im letzten Jahr für seltsame Schlagzeilen sorgte. Eine abgewrackte Wabentür aus DDR-Zeiten, gefunden in einer Bauruine, bekam von Christian Gundtoft als Collage ein zweites Leben geschenkt. Das war nicht jedem Recht, was zu öffentlichen Mutmaßungen über einen möglichen Diebstahl führte. Die einen treiben eine Sau durchs Dorf, andere machen aus Geschichten Bilder und Songs fürs Leben.

Ob die beiden umtriebigen Linebugs in Hoyerswerda, Deuben oder Zeitz unterwegs sind, was sie an den Orten entdecken, aufheben, wie sie es in ihren Songs und Bildern verpacken, das ist einzigartig. Neben dem Ästhetischen haben diese Arbeiten ja auch etwas Zeitgeschichtliches, Dokumentarisches. Wie sie etwa das Gefühl der Menschen beschreiben, wenn ein Kraftwerk schließt „… als hätten die Menschen einen guten Freund verloren …“. So hat am Ende auch diese Bibo Theken Nacht erneut die Herzen gewärmt und die Sinne geschärft. Großen Dank dafür.