Etwas über gefühltes und erfahrenes Einkaufen
Ein Gastbeitrag von Quartiersmanagerin Anke Wagener zur Einkaufsvielfalt in der Zeitzer Innenstadt
Wo waren Sie am Black Friday? Im Internet oder in der Innenstadt? Es gibt noch eine Chance! Am 8. Dezember zum verkaufsoffenen Sonntag mit Kreativmarkt und Leckereien auf dem Roßmarkt und der ganzen Zeitzer Innenstadt.
In Zeitz gibt’s pures Gold! Blattgold! Wer hätte das gedacht? Neben weiteren Artikeln des Künstlerbedarfs, Farben und Tapeten findet man das in dem winzigen Laden von „Farben Bauer“ am Roßmarkt. Schnell mal Graffiti vom Schaufenster entfernen? – kein Problem, schnell rüber zu Farben Bauer und Verdünnung oder Pinselreiniger gekauft.
Welche Produktpalette die Zeitzer Einzelhändler tatsächlich anbieten, ließ sich bei der ersten Zeitzer Einkaufrallye zum Lichtereinkauf am 8. November 2024 herausfinden. Unter dem Motto „In Zeitz gibt`s alles, außer Unterhosen!“ habe ich als Quartiersmanagerin für die Innenstadt Teilnehmer aufgerufen, welche anhand eines Fotos ungewöhnliche Produkte in den Zeitzer Innenstadtläden finden sollten. Gefunden wurde einiges, auch Unterhosen! Für Damen sogar im Leo-Design bei „La Vie“ in der Fischstraße oder weniger aufregend, aber trotzdem schön, für den Herren bei „Jeans & More“ oder „B-Stone“ um die Ecke am Roßmarkt. Für die Rallye angemeldet haben sich rund 20 Zeitzerinnen und Zeitzer aller Alterklassen. Der jüngste Teilnehmer, der mit seiner Mutter gekommen war, kannte sich bestens aus. Der 11jährige wusste sofort, wo es die gesuchten Produkte (angesagte Schiebermütze = „Jeans & More“ und Bomberjacke MA1 von Alpha = „B-Stone“) zu kaufen gab.
Die beiden Zeitzerinnen Anne Dombrowski und Anka Lehmann kamen erst nach 2 Stunden zurück, nachdem sie nicht nur die gesuchte Produkte – ein Mini-Leselicht in der „Gutenberg Buchhandlung“ in der Judenstraße und einen Kaktus im „Blumenlädchen“ in der Wendischen Straße – gefunden haben, sondern gleich einen ausgiebigen Einkaufsbummel gemacht haben. „Wir hatten einen schönen Tag!“ sagten die beiden anschließend und zogen mit ihren Gutscheinen von Zeitzer Händlern, die alle Teilnehmer erhalten haben, gleich noch einmal los, denn bei „Stempel Enzmann“ gab`s an diesem Tag noch eine Verkostung von Likören. Bei Enzmanns gab`s auch ein Produkt zu finden: Geschnitzte Figuren einer Erzgebirger Manufaktur. Die Teilnehmerin Christl Gerster, die zufällig dieses Produkt gezogen hatte sagte gleich: „Das finde ich in meinem Lieblingsladen!“
Es ist erstaunlich, was es alles in der Zeitzer Innenstadt zu kaufen gibt, trotz vieler leerer Läden. Schon bei der Vorbereitung der Veranstaltung, als ich auf der Suche nach ungewöhnlichen Produkten durch alle Läden streifte, war ich selbst von einigen Produkten überrascht. In der Wendischen Straße bei „Jeans-Fritz“ findet man Jeans in allen möglichen Passformen. Daneben im Lottoladen kann man sich als Fan von „RB Leipzig“ einkleiden. Oder wenn die verloren haben, doch lieber „Hertha“? Ein Stück weiter hat Sibylle Jenke in ihrem Schmuckladen Unikat-Schmuckstücke aus Paris und Schweden. Die Hersteller vertreiben spezielle Kreationen aus Recyclingmaterialien, die online nicht bestellbar sind. Nach Leipzig fahren, um Accessoires für den Herren zu kaufen? Nicht nötig! Auch Manschettenknöpfe gibt`s bei „Schmuck Jenke“.
Eine passende Fliege gibt`s im „Milano“ in der Judenstraße. Dort kann man sich außerdem gemütlich niederlassen und bekommt einen Kaffee, wenn die Klärung der Frage, welchen Pullover ich mir kaufen soll, länger dauert. Die Inhaberin Katrin Müller berichtet später, dass eine Teilnehmerin mit ihrem Gutschein zu ihr ins Geschäft kam, in dem sie vorher noch nie war, obwohl es ihren Laden bereits seit 11 Jahren in Zeitz gibt. „Eine tolle Idee!“ sagt sie zur Einkaufsrallye. Auch Susann Pacholski, welche Inhaberin der „Inspiration“ ist, berichtet von einem ihrer Kunden, der für losen Tee bisher bis nach Jena gefahren ist, weil er nicht wusste, dass es den – neben Ölen und Essigen zum Abfüllen – auch bei ihr zu kaufen gibt.
Auch die Schneidermeisterin und Inhaberin von „Drunter & Drüber“ Kathrin Uhe-Elkner in der Kramerstraße erzählt, dass sie für selbst gemachte Babyausstattung sogar Bestellungen nach Amerika verschickt. Neben privaten Aufträgen näht sie auch Kostüme für überregionale Theater. Einen Steinwurf entfernt im Schuhladen „Für den kleinen Mann und die kleine Miss“ hatten die Teilnehmer Gummistiefeleinziehsocken zu finden. Das war an diesem Abend auf jeden Fall der längste Produktname!
Ganz und gar nicht „shabby“, sondern „vintage“ ist es im „Lädchen am Rossmarkt“. Das Lädchen hat zwar nicht immer geöffnet, aber wenn, dann findet man dort entzückende, liebevoll ausgewählte und arrangierte Einzelstücke. Genauso wie bei Uhrmacher Reinhard Henck im „Uhren & Antik“ in der Fischstraße. Dort werden nicht nur Uhren repariert, es stehen auch immer wieder wechselnde schöne antike Möbelstücke zum Verkauf.
Zum Lichtereinkauf wurden durch die Organisatorinnen des Stadtmarketingvereins auch Crepes, Waffeln und Punsch angeboten. Das hat schon einmal gemütlich auf den Advent eingestimmt. Aber eins fehlte: der Wender für die Crepes! Silvana Peter aus dem Haushaltswarenladen „Spoon“ in der Kramerstraße konnte helfen. Wender gab`s dort in allen Größen und Materialien. Gerettet!
Ungewöhnliche Produkte fanden sich auch im Fahrradladen „Mende“ am Neumarkt. Dort sind neben – na klar Fahrradreifen – auch Schubkarren- und Kinderwagenreifen zu bekommen. „Blumen Pitzschler“ am Steinsgraben hat nicht nur Blumen, sondern Rosen aus Wachs, die auch bei Frost draußen nicht eingehen oder mit denen man einfach schön dekorieren kann. Das Weinhaus „Zeisser“ an der Ecke zur Weberstraße hat nicht nur Wein und Liköre, dort fand ich auch einen handlichen schraubstockartigen Nussknacker aus Holz, bei dem man sich nicht gleich die Finger mit einklemmt. Apropos Likör: Den kann man nicht nur trinken, sondern auch löffeln. Und zwar in der „Whisky Manufaktur“ in der Judenstraße. Das nennt sich dann zum Beispiel „Schokolöffler“ und ist in einem kleinen Schraubgläschen ein prima Mitbringsel! Auch im „Dampfleon“ an der Michaeliskirche konnte ich viel lernen: Produkte für Nerds! Ja, so etwas gibt`s. In diesem Fall sind das Sammelkarten von Superhelden aus Mangas oder Computerspielen, die dort neben dem Sortiment von E- Zigaretten angeboten werden. Und wer es noch nicht gemerkt hat: Die 80er sind wieder in Mode! Nicht nur die „Vorn-kurz-hinten-lang“ Frisuren mit Dauerwelle, sondern natürlich auch die Klamotten. Der passende breite Gummigürtel mit opulenter Schnalle ist im „Modeexpress“ am Roßmarkt zu finden. Und wer es sich nun nach solch einem Shopping-Tag mit einem Glas Wein oder Likör („Weinhaus Zeiser“, „Inspiration“, „Enzmann“, „Whisky Manufaktur“) gemütlich machen will, holt sich am besten den „Schimmelreiter“ aus dem Naturkostladen am Altmarkt dazu. Den gibt’s dort nicht als Buch von Theodor Storm, sondern als handgemachten leckeren Blauschimmelkäse von Astrid und Igor Blume vom Ziegenhof in Schleckweda. Apropos Blume: Bei Charlotte Blume und Kathrin von Ow kann man im „Krimskrams“ am Roßmarkt auch Weihnachtgeschenke selbst basteln oder als Geschenk den lange kaputten Lieblingstoaster im Repariercafè selbst reparieren lernen.
Nun soll noch einer sagen, in Zeitz gibt’s nichts! Die Zeitzerin Ute Schnell, die den Ausspruch „In Zeitz gibt’s alles außer Unterhosen“ geprägt hat und mich damit auf die Idee mit der Einkaufsrallye gebracht hat, musste sich schon korrigieren: „In Zeitz gibt’s alles außer Koffer!“ Na gut, das muss ich zumindest für die Innenstadt gelten lassen. Obwohl, liebe Ute…. Im An- und Verkauf von Frau Reichardt am Neumarkt steht ein ziemlich schicker Kosmetikkoffer!
Wo waren Sie am Black Friday? Im Internet oder in der Innenstadt? Es gibt noch eine Chance! Am 8. Dezember zum verkaufsoffenen Sonntag mit Kreativmarkt und Leckereien auf dem Roßmarkt und der ganzen Zeitzer Innenstadt.