Am Ende gibt es nur Verlierer
Keine guten Wochen für Zeitz sind das.
Stadtrat lehnt Corporate Design ab. Am Ende eines langen Weges sehen wir im Zieleinlauf nur Verlierer. Rechtfertigt eine andere Meinung diese üble Form der Auseinandersetzung?
Nein, die Welt geht natürlich nicht unter, wenn es für das kleine, schöne, beschauliche, kultur-und geschichtsreiche 1053 Jahre alte Zeitz nun doch kein Corporate Design (CD) gibt. Die Erde dreht sich weiter. Und die Welt da draußen rauscht ohnehin schon eine ganze Zeit an dem kleinen Städtchen vorbei.
Wer sich umschaut weiß um die klägliche Außendarstellung der Stadt. Wer einmal die erbärmliche Präsentation der Stadt zur Tourismus & Caravaning Messe in Leipzig gesehen hat, dem wollte nun das Herz hüpfen – endlich arbeitet Zeitz an seiner Außendarstellung und gibt ein Corporate Design in Auftrag!
Nur, deren Stadtrat machte dem am Donnerstag (12.11.) ein Ende und lehnte mehrheitlich (17:16 Stimmen) ab. Nicht den Auftrag, sondern bereits vorliegende CD-Entwürfe einer Zeitzer Agentur. Alles auf Null. Allein, was dem voraus ging ist nicht einfach nur unangemessen, es ist schädlich, beschämend und verantwortungslos.
Am Ende eines langen Prozesses sehen wir nur Verlierer. Eine weitere Chance ist vertan, aus eigener Kraft dem Image des ewigen Verlierers mit einem modernen und frischen Erscheinungsbild entgegen zu wirken. Im Wettbewerb um WirtschaftsmacherInnen, Fachkräfte, BerufseinsteigerInnen, um neue EinwohnerInnen und Gäste räumen wir anderen Städten einen weiteren Vorsprung ein. Der Imageschaden dürfte beträchtlich sein. Das kleine zänkische Bergvolk, das sich über Benachteiligung und schlechte Berichterstattung aufregt – hat es mal wieder nicht auf die Reihe bekommen, so wird das „draußen“ wahrgenommen. Oder wollten wir glauben, das hier bliebe unter uns?
Man kann ja über Entwürfe denken, was man will, eine andere Meinung rechtfertigt nicht eine solche abgrundtief entwürdigende Kampagne, wie sie diese Stadt über Wochen erlebte.
Dabei wäre die Situation noch ab September zu retten gewesen. Mit fairen Partnern jedenfalls. Doch das war sehr offensichtlich nicht gewollt. Denn darum ging es nie. Stattdessen bediente man sich einer Gruppe selbsternannter Volksversteher und ihrer öffentlichen Empörungsrhetorik. Denen ging es nur um Verhinderung um jeden Preis. In übler Weise wurde seit jenem 7. Oktober, einen Tag vor einer Stadtratssitzung, eine Schmierenkampagne gestartet, die ihres gleichen sucht. Wochenlang wurde in den Sozialen Medien verunglimpft, denunziert und behauptet in feinster Trumpismus-Light-Manier.
Diese beleidigende und in hohem Maße respektlose Vorgehensweise gegen ein Zeitzer Unternehmen, gegen die Verwaltung und gegen Stadtratsmitglieder musste der Stadtratsvorsitzende vor der Beratung des Corporate Design zur Stadtratssitzung sogar öffentlich ausdrücklich rügen. Der Kopf der Gerügten durfte auf Antrag dann auch noch das Wort ergreifen! Stadträte, die sich am Nasenring durch die Arena führen lassen. Das lässt für die Zukunft nichts gutes ahnen.
Wer wollte sich denn nach solchen Vorzeichen an einem Wettbewerb beteiligen, bei dem er befürchten muss, seine Idee wird als „Pest und Cholera“ verunglimpft? Wer hätte noch Lust auf eine andere Meinung, wenn er damit rechnen kann, öffentlich durch den Kakao gezogen zu werden, weil es einer Handvoll Zeitgenossen nicht schmeckt? Wer wollte nach diesem üblem Vorspiel in einer Jury arbeiten, seine Meinung sagen, eine Entscheidung treffen?
Was mögen wohl Zeitzer Unternehmen denken angesichts solch bösartiger Angriffe auf eine hier ansässige Agentur?
Einen Corporate Design-Entwurf für die eigene Stadt zum Anlass für eine so noch nicht dagewesene Schmierenkampagne zu nehmen, sagt über deren Initiatoren und Unterstützer alles.
Was mögen jene Geschäftsführer, Betriebsleiter und Arbeitsdirektoren der größten Zeitzer Unternehmen denken, die sich in Leitbildworkshops mit BürgerInnen, SchülerInnen und Jugendlichen, KulturmacherInnen, RentnerInnen an den Tisch setzten, vereint in dem Ziel, etwas für ihre Stadt zu tun? Was die SchülerInnen und Jugendlichen, die doch zu einem Stadtrat und den Erwachsenen aufschauen sollten? Was die KulturmacherInnen, die wegen Corona ums Überleben kämpfen und Zeuge des öffentlichen Verbrennens mehrerer Tausend Euro werden?
Ein Corporate Design zu entwickeln, das weder Kritik noch Widerspruch erweckt, das ist noch keiner Stadt gelungen. Dass aber eine Stadt nach mehrmonatigem Leitbildprozess mit mehr als 100 Menschen aus der Bürgerschaft und zehn Monate nach Auftragsvergabe, Umfrage- und Beteiligungsverfahren, Rats- bzw. Ausschusssitzungen alles vom Tisch gewischt bekommt, zumal nach einer solchen Schlammschlacht, das ist ohne Beispiel. Alles auf Null ist nun der Fakt. Alles auf Null könnte auch eine Chance sein. Wenn es verstanden wird.
Keine guten Wochen für Zeitz sind das.
P.S.: Rein thematisch gehört der Beitrag in die Rubrik „Lebensart“. Das passt nicht, stimmts?