Über verkaufsoffene Sonntage, die keine sind. Doch welche werden könnten
In kleinen Städten mag ja vieles nicht klappen. Was immer klappt ist, dass sich etwas schnell herum spricht. So hat sich schnell herum gesprochen, dass an verkaufsoffenen Sonntagen in den künstlichen Einkaufstempeln auf den Wiesen fernab der Städte die Post abgeht. Und die Post geht ab, eben weil verkaufsoffen ist, was etwas zu verkaufen hat. Und es auch verkaufen will.
Die wenigen Aufrechten, die etwas verkaufen möchten im beschaulichen Zeitz, sie haben meine Hochachtung. Und mein Mitgefühl an diesem verkaufsoffenen Sonntag am 1. November. Der aber nicht wirklich einer war.
Das kann dem Onlineredakteur so richtig den Sonntag verderben. Ein paar schöne Bilder machen und O-Töne einfangen, ein Eis essen, ein Buch kaufen? Von wegen.
„Wer wo am 01. November 2015 gücklich wird erfahrt ihr wie immer bei uns! Der erste Sonntag im November hat wieder eine Menge Shopping-Highlights mit tollen Rabatten in vielen teilnehmenden Geschäften in den Städten und Gemeinden,“ lese ich auf verkaufsoffene-sonntage.com. Nicht, dass dieser verkaufsoffene Sonntag in Zeitz hier angekündigt worden wäre. Nein, allein den Spruch fand ich ganz nett.
Nun ist es ja, dachte ich immer, mit Angebot und Nachfrage so, dass die sich gegenseitig hochschaukeln. Oder aber gegenseitig abschwingen. Für Händler, dachte ich immer würde das bedeuten, gemeinsames Risiko und gemeinsamer Erfolg. Oder umgekehrt.
Was, wenn es tatsächlich einmal oder noch besser mehrmals gelänge, im beschaulichen Zeitz alle Türen tatsächlich verkaufsoffen zu halten?
Was wenn mir beim Kauf meines Buches noch einfiele, dass ich ja meine Brille ohnehin einmal justieren lassen wollte, die mir schief auf der Nase sitzt?
Was, wenn ich wüsste, ich bekäme bei der Gelegenheit diese und jene Kleinigkeit für Omas Geburtstag? Und Nikolaus ist so weit weg ja auch nicht mehr, also mal gucken, was so herumliegt an Angeboten? „Ach, guck mal Schatz, dieses Angebot da. Wolltest du nicht schon immer einmal nach Irland?“
Was, du könntest dann noch mit der Liebsten oder den Kindern in der warmen Novembersonne am Altmarkt ein Eis schlürfen?
Was also, gäbe es tatsächlich im beschaulichen Zeitz einen am besten mehrere „richtige“ verkaufsoffene Sonntage? Würde sich das, was in Kleinstädten immer klappt, nicht auch ganz schnell unter den Menschen herum sprechen? Ich denke ja, denn in den Tempeln auf den Wiesen vor den Städten lassen auch sie die Post abgehen. Sie gingen also doch im beschaulichen Zeitz ihr Buch kaufen, freuten sich über die gut sitzende Brille, hätten überraschend ein Geschenk für die Oma und den Nikolausstiefel, gingen dann vergnügt in der Sonne noch ein Eis essen, freuten sich über den schönen Tag und manch Händler über den Umsatz.
So aber spricht sich nur herum, ein paar Aufrechte hätten ihr Bestes gegeben doch meines wär halt nicht dabei gewesen. So bleibt nur, dass du dein Buch mit den alten Zeitzer Ansichten doch nicht kaufen konntest, weil es zwar Tags zuvor in der Zeitung stand, der Laden aber dennoch geschlossen blieb.
So bleibt es wohl dabei, dass der Onlineredakteur mit seiner Kamera ein paar Schilder ablichtet, weil er die leeren Straßen nicht mehr sehen kann. Und die wenigen Aufrechten? Hoffen wir, es spricht sich unter denen nicht herum, verkaufsoffene Sonntage lohnten sich nicht.