AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG
„SCHLAFLOS:“ Ukrainische Kriegsillustrationen
29. Februar bis 28. März 2024
„Seit dem Tag des 24. Februars, als in der Ukraine der große Krieg ausbrach, finden die Menschen dort keinen Schlaf mehr. Unüberhörbar und unübersehbar wurde der Lärm des Vernichtungskrieges gegen die Menschen und das ganze Land, das seither nicht mehr zur Ruhe kommt. Nicht nur psychische Ängste vor dem Krieg rauben der Ukraine den Schlaf, diese Schlaflosigkeit ist real, so real wie dieser Krieg im 21. Jahrhundert. Trotz aller Prognosen schien der Angriffskrieg noch ein paar Monate zuvor eher „nur“ wie ein Alptraum, doch dann mussten die Ukrainer und Ukrainerinnen aufwachen. Und nun setzen sie sich für das Leben ein — für ihr eigenes Leben und für die Existenz der anderen. Sie mussten ihr Zuhause verlassen, sich in Schutzräumen verstecken, Grenzen überwinden, sich von Familien und Freunden trennen, sich um andere sorgen, retten, kämpfen. Die Menschen leben in Furcht, sie hassen und lieben, sie bleiben ironisch, sie kennen die Trauer, den Mut der Verzweiflung und widersprüchlichste Gefühle.
Die Reihe von Zeichnungen „Schlaflos“ zeigt die Gleichzeitigkeit und das Übermaß der verschiedensten Kriegserfahrungen und ‑Erlebnisse. In der visuellen Wiedergabe der Autor*innen dieser Serie verwandeln sich die bildhaften Zeugnisse — auch mediale Bilder, wie sie schon im kollektiven Gedächtnis eingeprägt sind oder kleine Episoden aus dem Alltag — in die Collage einer neuen Kriegsrealität, die unbeständig und verwüstend ist, und unbedingt reflektiert und kommentiert werden muss. Die Arbeiten sind im andauernden Krieg entstanden. Mit dem Anspruch, die Zeit zu verlangsamen, beabsichtigen sie, Erinnerungen und Erfahrungen festzuhalten, die riskieren, verloren zu gehen, während die unermüdlich vernichtende Kriegsmaschine die Geschehnisse weiter beschleunigt. In ihrer Intensität sprechen diese Bilder die Betrachter sofort an und bauen Kommunikationswege in die Solidarität. Es sind Bilder gegen den Krieg, die dazu aufrufen, zu erinnern und jetzt zu handeln.“ Kateryna Mishchenko
Foto: Signet – Regionalbüro Kyjiw, Heinrich-Böll-Stiftung / Hintergrund KI generiert