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Herkules- und andere Aufgaben

Herkules- und andere Aufgaben

Mit Studierenden aus Leipzig in Zeitz unterwegs

Morgens vor dem Bahnhof beim Empfang: Kursleiterin Josephine Dressler lässt ihre Studiengruppe auf topografische Karten der Stadt Zeitz aus unterschiedlichen Zeiten blicken. Damit sie die Entwicklung der Stadt einordnen können. Wir sprechen über Einwohnerentwicklung, Wirtschaftsdaten, Leerstand und darüber, was die jungen Studierenden heute erwartet.

Fast ist es schon guter Brauch, dass Universitäten und Hochschulen für ihre Studierenden Exkurse in die Elsterstadt nachfragen. Dieses Mal eine Gruppe Studierender der Uni Leipzig, allesamt im Bachelorstudium für  Kunstgeschichte, zweites bis viertes Semester. Was sie nach Zeitz führt macht im Studium nur einen kleinen Teil aus: Baugeschichte und Denkmalpflege. Ein Terrain, auf dem sich Christian Mansfeld bestens auskennt. Der Chef der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Zeitz hat den ersten Part mit den interessierten Studies. Und schon beim Halt am Pavillon vor dem Bahnhof hat er viele Fragen zu beantworten.

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Sie werden viel erfahren, wie das Verhältnis ist zwischen sanierungswilligen Eigentümern eines Denkmals und der Behörde, welche Kompromisse es gibt oder wo eben keine gemacht werden und warum. Praktische Beispiele dafür, wo es gute Lösungen gibt und wo Schwierigkeiten, haben wir in Zeitz genügend. Für Studierende anschaulich und lehrreich, auch wenn natürlich aus eigentumsrechtlichen Gründen nicht alles erzählt werden kann. Was sie heute in Zeitz sehen, davon wird einiges bei ihnen hängen bleiben.
Die Rahnestraße 10 etwa, die und deren Eigentümer wir besuchen. Der, Benjamin Eckel (noch immer nicht verwandt mit dem Zeitzer Reiner Eckel) führt durch sein Haus. Eine Fundgrube gerade für Kunstgeschichtler, wenn ungezählte übereinander liegende Farbschichten enträtselt, zugekleisterter barocker Stuck freigelegt werden wollen oder ein über der Straße drohnender Herkules von reicher Geschichte erzählt. Die Zukunft hier indes – eine Herkulesaufgabe. Auch darüber sprechen wir offen. Später wird es genau darum gehen, wenn wir im Digitalisierungszentrum über Zukunft sprechen.

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Nach leckerem Sushi und anderen asiatischen Häppchen also ins Digitalisierungszentrum. Schwer vorbei zu kriegen sind die Studierenden am faszinierenden Blick vom Klostergarten über die Dächer hin zur Moritzburg und dem Kontrast zur dahinter liegenden modernen Industrie. Gegensätze, die reizen. Schöne Kontraste auch drinnen, optisch wie inhaltlich. Moderne digitale Gerätschaften in historischen Gemäuern, das gefällt. Wir sprechen aber über die Zukunft. Ein weiterer Kontrast.

Patrick Halka vom Projektbüro „Stadt der Zukunft Zeitz“ erwartet uns mit einem Vortrag zum Sachsen-Anhalt-Projekt „Neues Europäisches Bauhaus“. Im Zentrum des Projektes steht die Entwicklung des Areals am Altstandort ZEKIWA. „Es sind 37.000 m² Brachfläche, die am Ufer der Weißen Elster zwischen Bahnhof und der historischen Altstadt von Zeitz liegen. Noch unaufgeräumt und vermüllt, doch ist der Altstandort ZEKIWA eine große Chance um gemeinsam Zukunft zu denken und zu gestalten: Wie wollen wir leben? Wo wollen wir uns erholen, in welchen Häusern wohnen und arbeiten?“ Aus „ZEKIWA Altstandort in Zeitz – ein weites Feld mit grüner grüner Zukunft?“ (mehr darüber lesen).

Das, der ZEKIWA Altstandort ist unser nächstes Ziel. Sich vor Ort vergegenwärtigen, ein Gefühl dafür zu bekommen, um welche Kraftanstrengung es hier am Ende gehen und wie wichtig ein Gelingen dieses Projektes für die Entwicklung der Stadt insgesamt sein wird.

Beständige Schritte nach vorn macht die Zeitzer Nudelfabrik. Die „Nudel“ also, unser letztes Ziel für diesen Tag in Zeitz. Ein Objekt, an dem ablesbar ist, wie privates Engagement, gepaart mit Geduld, Weitsicht und Energie, Leerstand als Potenzial erschließen kann. Als Zeitzer bin ich zwar relativ häufig an diesem Ort und doch gibt es bei jedem Besuch Neues zu entdecken. Ein neues Loft ist eingerichtet, Fenster sind ausgetauscht, ein weiterer Raum zum Coworken in Angriff genommen.
Während unseres Besuches sind über das ganze Wochenende Großküche, Coworking Space und reichlich Zimmer in der benachbarten ehemaligen Poliklinik vermietet. An Gäste aus Leipzig, ein Zufall. Das hinterließ auch bei den Studierenden Eindruck. Die Zeitzer „Nudel“, Dank des Engagements der Familie Mahnke, ein oft unterschätzter wichtiger Baustein für die Entwicklung der Stadt.

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„Und was bringt das, sich einen Tag mit Studierenden ans Bein zu binden?“ Das fragen die einen. Andere regen sich darüber auf, dass ich von „Studierenden“ schreibe und nicht von „Studenten“ (das ist kein Witz!). Nun, es ist schlicht so, dass immer etwas „hängen bleibt“. Auf beiden Seiten. Neue Begegnungen, Kontakte und Erfahrungen sowieso. Bei den Studierenden mindestens Eindrücke unserer Stadt und bei uns ein Gefühl dafür, wie andere uns sehen. Beides wichtig. Und alles sowieso nur eine Frage der Prioritäten.

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About The Author

REINER ECKEL Jahrgang 1953, wohnt in Zeitz. Der Web 2.0-Enthusiast ist in Sachen Web, Grafik und Layout als Autodidakt unterwegs. Betreibt zeitzonline.de seit 23. Februar 2011.

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