Was Detroit mit Zeitz zu tun hat
Ganz schön mutig, der Kleine Rahmen in Zeitz. Mitten hinein in den scheinbaren Trend in Zeitz, „Mut zur Lücke“ zu haben und mit Abrissbirnen zu fuchteln rufen die Kulturmacher „Alte Räume, Neue Möglichkeiten!“. Am Vorabend der allgemeinen Heiterkeit rund um den großen Kulturumzug ein so ernstes Thema? Warum nicht. Vielen schien das interessant und es war interessant.
Gemeinsamkeiten.
Detroit – Zeitz, was haben die Großstadt in den USA und die Kleinstadt im Südzipfel des Landes miteinander zu tun? Jede Menge. Beide waren einmal Industriestädte. Seit sie das nicht mehr frisst sich Leerstand und Verfall durch die Städte. Ganz ähnlich geht es in den klammen Stadtkassen zu. Zeitz und Detroit, viel Licht haben sie gesehen. Und viel Schatten. Was also tun? Alles wegschieben?
Stine Eckert berichtet aus Detroit. Die Zeitzerin lebt dort, arbeitet an der Uni und ist sichtlich fasziniert wie Menschen in Detroit ihre Stadt nach der Pleite beginnen wach zu küssen. Sie beleben mit Gewerbe Industriebrachen, kultivieren verfallene Werkstätten mit Backstuben und Restaurants, helfen jungen Gründern mit einfachen Räumen in ehemaligen Werkhallen. Quartiere entstehen, beginnen zu quirlen. Langsam, aber spürbar füllt sich das Loch in der Stadtkasse.
Manchmal hilft auch Kunst
In einem Stadtteil Detroits lebte man einst von 90.000 Arbeitsplätzen, die binnen weniger Jahre auf ganze 6.000 schrumpften. Viel Schatten ist dort, wusste Dunja Reinhardt nach einem Besuch zu berichten. In der vergessenen Stadt in der Stadt machten sich Menschen auf, mit Kunstprojekten mehr als Aufmerksamkeit zu erzeugen. Inzwischen weltweit. Dazu darf man ruhig wissen, dass die Kreativwirtschaft auch in Deutschland gehörig wächst.
Ja, klar, aber doch nicht in Zeitz. Wird der vermeintlich typische Zeitzer dazu sagen. Einspruch käme dann von Mathias Mahnke. Der hat erst kürzlich die „Nudelbude“ gekauft und erklärt im Kleinen Rahmen warum. Leipzig hätte „jahrelang junge Kreative und Gründer wie ein Schwamm aufgesogen. Der Schwamm ist voll.“ Hier sieht er Chancen auch für Zeitz. Das werde Zeit brauchen, aber irgendwann werde man sehen wie sich die Nudelbude mit Leben füllt und „von innen nach außen langsam entwickelt.“ Nicht nur in Leipzig gäbe es gute Beispiele dafür. Deshalb sein Appell an die Stadt „Lasst diese Buden stehen!“
Zukunft neu denken? Hier?
Zeitz als Umschlagplatz für junge Kreative, für Start Ups und Risikobereite? Wieso eigentlich nicht. Ohnehin vom Potenzial der Stadt überzeugt ist Philipp Baumgarten. Der bildende Künstler, Verleger und Posa-Enthusiast hat auch in diesem Jahr Kunst- und andere Projekte in Zeitz initiiert. „Open Space Zeitz“ bringt unter anderem diesen Sommer etliche Künstler und Kunststudenten nach Zeitz, die hier ihre Projekte umsetzen. Dazu gehören für ihn lebendige Foren, die sich auch mit solchen Themen wie Kulturwirtschaft und Leerstand auseinandersetzen. Am 14. Juli werde es im ehemaligen Blogger-Kaufhaus in der Kramerstraße die 3. Pech Kucha Night in Zeitz geben. Thema voraussichtlich, wäre passend, der „Mut zur Lücke?“. Mehr über Open Space Zeitz.
Ein wenig Mut und Lust
Das und wie man Zukunft neu denken kann, auch die eigene ganz persönliche Zukunft erzählt diesen Abend Sebastian Mäder. Mal eben zwischendurch während eines Kindergeburtstages. „Ach, geht schon“ ist sein Lieblingswort. Nur das Figuren aus den Steinen meißeln sollte für Mäder nicht mehr gehen. Bio aß er schon länger. Nur, dass es in einer Stadt wie Zeit keinen Bioladen gab, das wollte der gelernte Steinmetz nicht begreifen. Also nahm er sein Herz in die Hand, besuchte Lehrgänge, schrieb Businesspläne und gründete seinen Naturkostladen. Er sei optimistisch und er freue sich über jeden, der den Mut habe und die Lust etwas Neues anzupacken. Und das mit dem Risiko und den Hindernissen? „Geht schon,“ wird er antworten.
Die nächsten Jahre werden spannend zwischen Detroit und Zeitz. In Zeitz und Detroit. Im Kleinen wie im großen Rahmen.