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Sockel in Meter NN. Eine traurige Geschichte.

Sockel in Meter NN. Eine traurige Geschichte.

Der Streit um einen Denkmalsockel ist Sinnbild für ein Problem

Robert Propf, der Bildhauer aus Köthen, würde sich angesichts der aktuellen Debatten wohl im Grab herum drehen. Und die Menschengruppe des Mahnmals für die Opfer des Faschismus am Zeitzer Altmarkt, die er schuf kann einem inzwischen leid tun.

Im Rahmen der Umgestaltung des Altmarktes wurde dieses Denkmal nun restauriert und kehrte an seinen Standort zurück. Gut, das stimmt nicht ganz. Das mit dem Standort. Denn Bestandteil der Umgestaltung des Marktes war auch eine Versetzung des Denkmals. Und genau das ist seit Monaten Streitpunkt.

Die Einen wollen die mahnende Funktion der Figuren dadurch verstärken, indem die Figurengruppe vom ehemals hohen Sockel näher zu den Menschen rückt. Zugleich solle es sich in das Gestaltungskonzept beim Umbau des Altmarktes einfügen.
Die Anderen beharren darauf, das Mahnende sei nur auf dem bisherigen Riesensockel am seit 60 Jahren angestammten Platz zu gewährleisten. Sie betonen stets,wie wichtig dabei die Sichtachse Markt-Mahnmal-Rathaus sei.
Dabei wird mit Worten und Argumenten hantiert, die weder den menschlich mahnenden Figuren noch dem geschichtlichen Stellenwert würdig sind. So konnten wir lesen, dass, verändere man den Standort die “Entweihung” das Mahnmals zum Ziel habe. Unterstellt wurde gar, wer so etwas tue würde rechtsradikalem Gedankengut Nahrung geben. Derartige Wortwahl sollte demokratisch gewählten Stadträten doch fremd sein.

Die Fronten sind verhärtet. Es ist wohl so, dass die einen lange zugeknöpft blieben und sich wenig Mühe gaben, die Veränderung und künftig beabsichtigte Wirkung überzeugend darzustellen. Und die Anderen wollten nicht darüber nachdenken, ob es nicht durchaus ästhetische und andere Gründe gibt, den Standort zu verändern.

Inzwischen wird gar die Sockelhöhe in der einen und anderen Variante so verglichen: “192,60 Meter NN gegenüber vormals 197,40 Meter NN”. Als ginge es um den Sockel! Prompt wird in der Umfrage gefragt: “Was halten Sie vom neuen Standort und der Art der Aufstellung des OdF-Denkmals auf dem Zeitzer Altmarkt?” Prompt fällt das Urteil der geschätzten Öffentlichkeit genau so aus, wie die Debatte geführt wird.
Darüber, was die Figurengruppe ausdrücken soll wird nicht gesprochen. Auch darüber nicht wie das, was sie ausdrücken soll vom Betrachter am besten erfasst werden kann. Erinnern wir uns daran, wie das war als der Sockel noch “197,40 Meter NN” stand. ZeitzOnline hatte etwa Einhundert Zeitzerinnen befragt, wie viele Figuren die Gruppe bilden. Immerhin wussten 80% der Befragten nichts von einem Kind in der Gruppe. Das ist weder repräsentativ noch wissen wir, ob es etwas mit den Metern NN des Sockels zu tun hat. Wir können es vermuten.

Robert Propf, der Bildhauer aus Köthen, würde sich wahrscheinlich vor die Streithähne begeben und sie um etwas Wichtiges für seine Kunst bitten. Er würde sie bitten, doch nun endlich in Form und Größe ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem Sockel und seiner Kunst herzustellen, so wie das in den meisten Fällen beim Aufstellen seiner Kunst geschah.
Überdies war Robert Propf ein kluger Mann, der von Sichtachsen ebenso viel verstand wie von der Politik. Womöglich würde er empfehlen, das Positive zu sehen. Das Positive sehen könnte heißen die Figurengruppe steht nun in einem ausgewogenen Verhältnis zum Sockel und näher beim Menschen. Und, in der Sichtachse beim Blickaus dem Rathaus kann man sie sehen, die echten Probleme unserer Stadt.

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About The Author

REINER ECKEL Jahrgang 1953, wohnt in Zeitz. Der Web 2.0-Enthusiast ist in Sachen Web, Grafik und Layout als Autodidakt unterwegs. Betreibt zeitzonline.de seit 23. Februar 2011.

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